Puschkinia scilloides in Osttirol

= Blütenpflanzen
Oliver Stöhr
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Puschkinia scilloides in Osttirol

Beitragvon Oliver Stöhr » Samstag 31. März 2018, 22:01

Liebe alle,

die Puschkinie oder Kegelblume (Puschkinia scilloides, Fam. Hyacinthaceae) stammt urspr. aus Kleinasien sowie dem Kaukasus und wird bei uns nicht selten als Frühjahrsblüher kultiviert. Durch ihre sehr blassblauen, fast weißlichen Perigonblätter, die einen blauen Mittelstreifen aufweisen, ist sie gut zu erkennen. Die ähnliche Scilla mischtschenkoana hat kein Nebenperigon und freie Staubbeutel bzw. -blätter.

Die Art verwildert nicht selten aus Kulturen und wird lt. EFÖLS 2008 von O, St, und S angegeben. Sie kommt verwildert aber auch in Tirol vor, so habe ich bereits aus Osttirol bereits 7 Adventvnachweise vorliegen. Gestern fand ich die Art gleich zweimal verwildert und zwar im Ufergehölz des Debantbaches und in einer Gehsteigritze nahe dem Gemeindezentrums Nussdorf-Debant (Bilder davon anbei).

Wie schaut`s mit Verwilderungen im Osten Österreichs aus? Kann mir nicht vorstellen, dass die nicht auch da adventiv zu finden wäre ...

Viele Grüße
Oliver
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Norbert Griebl
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Re: Puschkinia scilloides in Osttirol

Beitragvon Norbert Griebl » Donnerstag 5. April 2018, 13:50

Lieber Oliver, liebes Forum!

Die Puschkinie gibt's bei uns im Osten auch. Im Gegensatz zur Viola x scabra hab ich da fast nur neuere Fundmeldungen gefunden.
Die Art blüht zurzeit gerade in Graz-Grambach verwildert. Sie wird bei uns als Zierpflanze vor allem auf Friedhöfen und Parkanlagen, aber auch in Gärten und straßenbegleitenden Rabatten kultiviert.
Anfang des 19. Jahrhunderts wurde die Puschkinie von Johann Michael Friedrich Adam (1780–1838) auf der Graf Mussin-Puschkin-Kaukasusexpedition entdeckt und nach dem Expeditionsleiter benannt. Um 1810 gelangte sie in den Berliner Botanischen Garten, aber erst Ende des 19. Jahrhunderts verbreitete sich die Art auch in der allgemeinen Gartenkultur (Krausch 2003).
ÖSTERREICH: Verwilderungen sind aus Oberösterreich, Salzburg und der Steiermark bekannt (Fischer & al. 2008), so etwa von den Friedhöfen Freinberg, Schärding, Zell an der Pram, Altheim, Überackern, Hochburg an der Ach, Neukirchen an der Enknach, Schalchen, St. Radegund und Pfaffstätt in Oberösterreich (Hohla 2006), Graz in der Steiermark (Essl & Rabitsch 2002), Kommunalfriedhof, Faistauergasse und Kompenthalweg in der Stadt Salzburg (Gewolf & al. 2008).
DEUTSCHLAND: mehrfach verwildert mit Verbreitungsschwerpunkten im nördlichen Bayern und in Sachsen-Anhalt. Auch sonst vielerorts verwildert, so in der Eifel in Mehren aus einem Friedhof (Hand & al. 2016), Schwerin in Mecklenburg-Vorpommern (Fukarek & Henker 2005), in Sachsen in Dresden, Leipzig und Leubnitz-Neuostra (Gutte 2006, Hardtke & al. 2013), in Kambs, Kunow und Nitzow in der Prignitz Brandenburgs (Fischer 2017), etabliert und seit mindestens 25 Jahren vorkommend auf den Friedhöfen Neukölln und Kreuzberg in Berlin (Seitz & al. 2012)…..
Quellen:
ESSL F. & RABITSCH W. (2002): Neobiota in Österreich. – Wien, Umweltbundesamt; 432 S.
FISCHER W. (2017): Flora der Prignitz – Verhandlungen des Botanischen Vereins von Brandenburg und Berlin, Beiheft 8 – Natur & Text, 484 S.
FUKAREK F. & HENKER H. (2005): Flora von Mecklenburg-Vorpommern – Farn- und Blütenpflanzen. Herausgegeben von Heinz HENKER und Christian BERG, Weißdorn-Verlag Jena, 428 S.
GEWOLF S., SCHRÖCK Ch., KAISER R., STÖHR O., PILSL P. & NOWOTNY G. (2008): Neophytenflora der Stadt Salzburg (Österreich) – Sauteria-Schriftenreihe f. systematische Botanik, Floristik u. Geobotanik 17: 1–596.
GUTTE P. (2006): Flora der Stadt Leipzig, einschließlich Markkleeberg – Weißdorn-Verlag, Jena, 278 S.
HARDTKE H.-J., KLENKE F. & MÜLLER F. (2013): Flora des Elbhügellandes und angrenzender Gebiete – Sandstein-Verlag Dresden. 718 S.
HOHLA M. (2006): Panicum riparium (Poaceae) – neu für Österreich – und weitere Beiträge zur Kenntnis der Adventivflora Oberösterreichs - Neilreichia 4: 9–44.
KRAUSCH H.-D. (2003): Kaiserkron und Päonien rot - Von der Entdeckung und Einführung unserer Gartenblumen – Dölling und Galitz-Verlag. 536 S.
SEITZ B., RISTOW M., PRASSE R., MACHATZI B., KLEMM G., BÖCKER R. & SUKOPP H. (2012): Der Berliner Florenatlas – Verhandlungen des Bot. Vereins von Berlin und Brandenburg, Beiheft 7.

Liebe Grüße
Norbert
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Je größer ein Mensch ist, desto mehr neigt er dazu, sich vor einer Blume niederzuknien

Oliver Stöhr
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Re: Puschkinia scilloides in Osttirol

Beitragvon Oliver Stöhr » Donnerstag 5. April 2018, 20:09

Hallo Norbert,

danke für die Literaturübersicht!

Die Pflanze auf deinem Bild halte ich aber nicht für Puschkinia scilloides, sondern für Scilla mischtschenkoana aufgrund des Fehlens eines Nebenperigons und der freien Staubblätter.

Viele Grüße
Oliver

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Leonhartsberger
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Re: Puschkinia scilloides in Osttirol

Beitragvon Leonhartsberger » Freitag 6. April 2018, 20:29

Hallo Oliver Stöhr,

habe Puschkinia scilloides als Kulturrelikt unter Sträuchern im Grazer Metahofpark gefunden. Ich füge das Foto mit dem Nebenperigon ein.
Auch Scilla mischtschenkoana sät sich im Grazer Oeversee-Park und am Grazer Schlossberg
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aus.

Liebe Grüße,

Susanne Leonhartsberger

Oliver Stöhr
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Re: Puschkinia scilloides in Osttirol

Beitragvon Oliver Stöhr » Samstag 7. April 2018, 21:12

Hallo Susanne,

danke für die ergänzenden Infos aus der Steiermark und das Bild mit dem mustergültig aufpräparierten Nebenperigon, durch das die gelben (kurzen) Staubbeutel durchschimmern.

Beste Grüße
Oliver


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