Tofieldia x hybrida
Verfasst: Mittwoch 18. Juli 2018, 21:04
Liebes Forum!
Letztes Wochenende habe ich die Hybride aus Tofieldia calyculata und Tofieldia pusilla ziemlich zahlreich in subalpinen Niedermooren im hinteren Defereggental nachweisen können. Es handelt sich lt. Fachliteratur um eine seltene Hybride zweier Arten, die immer wieder einmal syntop in den Alpen vorkommen. Schon länger habe ich nach diesem Bastard Ausschau gehalten, ihn aber bis dato nicht gefunden bzw. gezeigt bekommen. Umso erfreulicher war daher nur die Entdeckung dieses Vorkommens, das recht individuenreich ist und inmitten abundanter Bestände beider Elternarten situiert ist.
Erstbeschrieben wurde diese Hybride als Tofieldia x hybrida von A. Kerner in der "Synopsis der Flora Mitteleuropas" (1905; Bd. 3, von Ascherson & Graebner). Ich habe dieses Werk derzeit nicht vorliegen, vermute aber, dass der Typus der Hybride ebenfalls aus Osttirol stammt. Ein (fraglicher) Typusbeleg ist unter jstor wie folgt einsehbar: https://plants.jstor.org/stable/10.5555 ... je00009929. Er stammt von der Bergeralpe im Virgental und wurde von A. Ausserdorfer im August 1874 gesammelt.
Weitere Fundangaben zu dieser Hybride sind im "Hegi" (2. Auflage, 1939) nachlesbar. Dort werden 6 Fundorte aus Nordtirol genannt, sowie der Ofenpass in der Schweiz und Lawena in Liechtenstein. In der neuen Tirol-Flora von A. Polatschek sind übrigens nur alte Funde, weitgehend dieselben wie im Hegi, mit Referenzierung zur alten Tirol-Flora von Dalla-Torre & Sarnthein angeführt.
Charaktiersiert wird die Pflanze im "Hegi" folgendermaßen: "Wuchs kräftiger, Blätter lang zugespitzt, und Blüten weniger blass als bei T. pusilla. Tragblätter am Grunde der Blüte ausgebildet, sehr klein, kaum 1/4 so lang wie die Perigonblätter." Diese Charakterisierung trifft auf die Pflanzen aus dem Defereggental durchwegs gut zu. Die Hybride schaut auf den ersten Blick aus wie eine etwas schmächtige T. calyculata mit blassen Blüten. Der Blütenstand ist verlängert-walzlich wie bei dieser Art und die Blätter rel. groß mit > 4 Nerven pro Blatt. Im Vergleich zu den Elternarten besitzen die Pflanzen (auch in der Wuchshöhe und den Blütengrößen) eine deutliche intermediäre Ausprägung, die auf den nachfolgenden Bildern ganz gut rauskommt.
Die von H. Kunz beschriebene Tofieldia pusilla ssp. austriaca (siehe https://www.zobodat.at/pdf/PHY_9_1_2_0135-0139.pdf) ist lt. EFÖLS bzw. Walter Gutermann übrigens ebenfalls der Hybride zuzuordnen und somit nicht als Unterart aufrechtzuerhalten.
Viele Grüße
Oliver
Letztes Wochenende habe ich die Hybride aus Tofieldia calyculata und Tofieldia pusilla ziemlich zahlreich in subalpinen Niedermooren im hinteren Defereggental nachweisen können. Es handelt sich lt. Fachliteratur um eine seltene Hybride zweier Arten, die immer wieder einmal syntop in den Alpen vorkommen. Schon länger habe ich nach diesem Bastard Ausschau gehalten, ihn aber bis dato nicht gefunden bzw. gezeigt bekommen. Umso erfreulicher war daher nur die Entdeckung dieses Vorkommens, das recht individuenreich ist und inmitten abundanter Bestände beider Elternarten situiert ist.
Erstbeschrieben wurde diese Hybride als Tofieldia x hybrida von A. Kerner in der "Synopsis der Flora Mitteleuropas" (1905; Bd. 3, von Ascherson & Graebner). Ich habe dieses Werk derzeit nicht vorliegen, vermute aber, dass der Typus der Hybride ebenfalls aus Osttirol stammt. Ein (fraglicher) Typusbeleg ist unter jstor wie folgt einsehbar: https://plants.jstor.org/stable/10.5555 ... je00009929. Er stammt von der Bergeralpe im Virgental und wurde von A. Ausserdorfer im August 1874 gesammelt.
Weitere Fundangaben zu dieser Hybride sind im "Hegi" (2. Auflage, 1939) nachlesbar. Dort werden 6 Fundorte aus Nordtirol genannt, sowie der Ofenpass in der Schweiz und Lawena in Liechtenstein. In der neuen Tirol-Flora von A. Polatschek sind übrigens nur alte Funde, weitgehend dieselben wie im Hegi, mit Referenzierung zur alten Tirol-Flora von Dalla-Torre & Sarnthein angeführt.
Charaktiersiert wird die Pflanze im "Hegi" folgendermaßen: "Wuchs kräftiger, Blätter lang zugespitzt, und Blüten weniger blass als bei T. pusilla. Tragblätter am Grunde der Blüte ausgebildet, sehr klein, kaum 1/4 so lang wie die Perigonblätter." Diese Charakterisierung trifft auf die Pflanzen aus dem Defereggental durchwegs gut zu. Die Hybride schaut auf den ersten Blick aus wie eine etwas schmächtige T. calyculata mit blassen Blüten. Der Blütenstand ist verlängert-walzlich wie bei dieser Art und die Blätter rel. groß mit > 4 Nerven pro Blatt. Im Vergleich zu den Elternarten besitzen die Pflanzen (auch in der Wuchshöhe und den Blütengrößen) eine deutliche intermediäre Ausprägung, die auf den nachfolgenden Bildern ganz gut rauskommt.
Die von H. Kunz beschriebene Tofieldia pusilla ssp. austriaca (siehe https://www.zobodat.at/pdf/PHY_9_1_2_0135-0139.pdf) ist lt. EFÖLS bzw. Walter Gutermann übrigens ebenfalls der Hybride zuzuordnen und somit nicht als Unterart aufrechtzuerhalten.
Viele Grüße
Oliver