Galeopsis tetrahit x pubescens

= Blütenpflanzen
Oliver Stöhr
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Galeopsis tetrahit x pubescens

Beitragvon Oliver Stöhr » Freitag 17. August 2018, 20:23

Hallo zusammen,

hier noch ein weiterer Fund von vorgestern aus dem Defereggental und zwar zur Hybride Galeopsis tetrahit x pubescens (= Galeopsis x acuminata). Diese wurde aus Osttirol bereits im Jahr 1985 von A. Polatschek im Pustertal gefunden, ansonsten liegen in der DB Flora von Tirol keine weiteren Angaben zu diesem Bastard vor.

Im Netz findet man Hinweise auf diese Hybride unter anderem auf folgenden Seiten:
http://www.blumeninschwaben.de/Zweikeim ... minata.htm
https://forum.pflanzenbestimmung.de/for ... ta#p146236
http://worldplants.webarchiv.kit.edu/D/ ... 0acuminata

Die Hybride steht morphologisch zwischen den Elternarten, wobei sie deutlich längere Blütenröhren als G. tetrahit ausbildet. Der Stängel der abgebildeten Pflanze ist unterhalb der Knoten aber nur schwach verdickt und nicht anliegend weichhaarig, sondern weist wenige abstehende Borstenhaare auf. Die Blütenunterlippe ist annähernd quadratisch.

Dieser Bastard soll offenbar noch die häufigste Hybride bei Galeopsis darstellen, vielleicht habt ihr ja künftig auch ein Auge darauf?

Viele Grüße
Oliver
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Jonas
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Re: Galeopsis tetrahit x pubescens

Beitragvon Jonas » Freitag 17. August 2018, 20:45

Hallo Oliver

Ich hatte letztens mal einen Beitrag dazu im Nachbarforum eingestellt ;-)

https://forum.pflanzenbestimmung.de/for ... ns#p146274

Beste Grüsse
Jonas
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Jonas
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Re: Galeopsis tetrahit x pubescens

Beitragvon Jonas » Freitag 17. August 2018, 20:47

Ach entschuldige, den hast du ja bereits genannt!
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Re: Galeopsis tetrahit x pubescens

Beitragvon Jonas » Freitag 17. August 2018, 20:49

Übrigens waren bei meinem Fund (wenn's denn auch die G. x acuminata ist) die unteren Knoten deutlich verdickt und der Stängel oberwärts deutlich weichhaarig!

Beste Grüsse
Jonas
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Oliver Stöhr
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Re: Galeopsis tetrahit x pubescens

Beitragvon Oliver Stöhr » Freitag 17. August 2018, 21:01

Hallo Jonas,

danke für deine Anmerkungen, lt. "Blumen in Schwaben" weisen die Stängel der Hybride wenige Borstenhaare auf, ansonsten können sie lt. dieser Quelle weiche Haare haben oder kahl sein. Habe das oben klarer dargestellt und die Beschreibung auf meine Pflanze bezogen ;-)

Viele Grüße
Oliver

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Re: Galeopsis tetrahit x pubescens

Beitragvon Norbert Griebl » Montag 20. August 2018, 12:41

Danke für die Meldung dieser interessanten Hybride.
Bei uns im Gamsgebirg in der Steiermark blüht auch gerade eine Galeopsis-Hybride, nämlich Galeopsis speciosa x G. tetrahit.

Galeopsis pubescens × G. tetrahit (= Galeopsis ×acuminata) (Syn.: Galeopsis ×poolii)
OÖ, St, T.
JANCHEN (1956–1960: 529): nicht selten.
JANCHEN (1977: 432): im Allgemeinen nicht selten, ob auch im Gebiet?
MAURER (1998: 68): Steiermark.
POLATSCHEK (2000: 282): Osttirol: zwischen Thal/Aue und Luggauerbrücke im Pustertal.
HOHLA & al. (2005: 240): Oberösterreich: Freinberg/Haibach, nahe der Kapelle "Maria im Wald" an lichtem Waldweg - 7447/1. Mühlheim am Inn, Wald südlich Mühlheim, lückiger Mischwald, gemeinsam mit den Eltern; ca. 350 m - 7745/1. Diese nach Janchen (1959: 529) in Österreich nicht seltene Hybride steht sowohl morphologisch als auch phänologisch zwischen den Eltern. Galeopsis tetrahit beginnt bereits im Juni zu blühen, G. pubescens gegen Ende August, dazwischen öffnet dieser Bastard seine Blüten.
KLEESADL & BRANDSTÄTTER (2013: 139): Oberösterreich: Mühlheim am Inn, 16.Aug.02, M. Hohla (Hohla & al. 2005).
STÖHR (2018): Osttirol: Defereggental.

Galeopsis speciosa × G. tetrahit (= Galeopsis ×pernhofferi)
NÖ?, St, T, V.
BECK G. (1891: 798): Niederösterreich: fand ich zwischen den Stammeltern beim Knappendörfl nächst Reichenau, Juli 1887; dann auf dem Lakaboden, August 1881.
SABIDUSSI (1897: 42, als G. ×murriana): Nordtirol: bei Schwaz, Jenbach, Steinach. Steiermark: Admont, Trofaiach. Niederösterreich: Waidhofen an der Ybbs.
JANCHEN (1956–1960: 529): Vorarlberg: Schröcken bei Bezau?
JANCHEN (1977: 432): Niederösterreich: Knappendörfl bei Reichenau – eine sehr unsichere Angabe.
FISCHER & al. (2008: 787): unzureichend erforscht, möglicherweise G. speciosa × G. tetrahit agg.

Quellen:
BECK-MANNAGETTA G. (1891): Mittheilungen aus der Flora von Niederösterreich. – Verh.zool.-bot.Ges.Wien 41: 793–798.
FISCHER M., OSWALD K. & ADLER W. (2008): Exkursionsflora für Österreich, Liechtenstein und Südtirol; 3., verb. Aufl. der „Exkursionsflora von Österreich“ (1994). – Linz: OÖ Landesmuseum; 1392 S.
HOHLA M., STÖHR O. & SCHRÖCK Ch. (2005): Beiträge zur Kenntnis der Flora des Innviertels – Beitr. Naturk. Oberösterreichs 14: 201–286.
JANCHEN E. (1956–1960, 1963, 1964, 1966, 1967): Catalogus Florae Austriae (dazu 1., 2. und 3. Ergänzungsheft und Generalindex). — Springer, Wien.
JANCHEN E. (1977): Flora von Wien, Niederösterreich und Nordburgenland, 2.Auflage – Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. 758 S.
KLEESADL G., HOHLA M. & MELZER H. (2004): Beiträge zur Kenntnis der Flora von Oberösterreich. – Beitr. Naturk. Oberösterreichs 13: 263–282.
KLEESADL G. & G. BRANDSTÄTTER (2013): Erstnachweise von Gefäßpflanzen für Oberösterreich (1990–2012) — Beitr. Naturk. Oberösterreichs 23/1: 131–157.
MAURER W. (1966): Flora und Vegetation des Serpentingebietes bei Kirchdorf in Steiermark – Mitteilungen der Abteilung für Zoologie und Botanik am Landesmuseum Joanneum Graz, Heft 25: 13–76.
MAURER W. (1998): Flora der Steiermark. Ein Bestimmungsbuch der Farn- und Blütenpflanzen des Landes Steiermark und angrenzender Gebiete am Ostrand der Alpen in zwei Bänden. Band II/1. Verwachsenkronblättrige Blütenpflanzen (Sympetale). — IHW-Verlag, Eching.
POLATSCHEK A. (2000): Flora von Nordtirol, Osttirol und Vorarlberg, Bd. 3. — Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum, Innsbruck. 1354 S.
SABIDUSSI H. (1987): Galeopsis Murriana Borb. Et Wettst. In Kärnten - Carinthia II 87: 42–44.
STÖHR O. (2018): Galeopsis tetrahit x pubescens - viewtopic.php?f=10&t=1084

Liebe Grüße
Norbert
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Je größer ein Mensch ist, desto mehr neigt er dazu, sich vor einer Blume niederzuknien

Oliver Stöhr
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Re: Galeopsis tetrahit x pubescens

Beitragvon Oliver Stöhr » Samstag 25. August 2018, 22:09

Lieber Norbert,
liebe alle!

Heute war ich in einer Regenpause in Oberlienz im unteren Iselltal unterwegs und konnte erneut die Hybride Galeopsis tetrahit x pubescens nachweisen, wobei die Blütenfarbe dieses Mal gelblichweiß ist und ich hier die Beimischung der gelb blühenden ssp. (var.?) murriana von Galeopsis pubescens vermute; diese ssp. (var.?) war in der nahen Umgebung mehrfach zu finden. Bilder dazu anbei: Der Stängel unterhalb der Knoten war dieses Mal stark verdickt und es fanden sich am Stängel neben Borstenhaaren auch anliegende Haare. Die Kronröhre war deutlich länger als bei G. tetrahit. Polllen war in den von mir untersuchten Staubbeuteln nicht zu sehen, was auch ein Indiz für eine Hybride ist.

Betreffend der angeführten Galeopsis (x) pernhofferi ist der taxonomische Status dieser Sippe offenbar kontrovers / unklar:
- Auf der Seite "Blumen in Schwaben" (http://www.blumeninschwaben.de/Zweikeim ... s_gelb.htm) wird diese Sippe als Hybride G. speciosa x bifida angeführt, wobei die Unterlippe der Blüte (abweichend zum Bild von Norbert) dort tieflila ist.
- Vollraht (2005; http://www.flora.uni-bayreuth.de/Publik ... ernNr2.pdf) diskutiert dessen Status eingehend und schließt den Hybridcharakter dieser Sippe aus.
- Petrova & Mlenikov (2013; https://www.researchgate.net/publicatio ... _of_Russia) sind in einer russischen Arbeit der Ansicht, dass diese Sippe das Ergebnis der Rückkreuzung von G. speciosa x pubescens mit G. speciosa sind.
Wie heisst es so schön: Schmeck's, Kropfata!

Viele Grüße
Oliver
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