Galeopsis-Workshop

Beispielsweise Lokalfloren, Taxonomie, Sippen- und Gebietsdiskussionen, Fachexkursionen
Oliver Stöhr
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Re: Galeopsis-Workshop

Beitragvon Oliver Stöhr » Mittwoch 31. Juli 2019, 20:24

Liebe alle,

da jetzt wieder Galeopsis-Zeit ist, möchte ich den heurigen Reigen mit einem aktuellen Nachweis von Galeopsis bifida (Zweizipfel-Hohlzahn) eröffnen. Diese Art habe ich gestern im Kärntner Gailtal an einem ruderalen Entwässerungsgraben zusammen mit G. speciosa und G. pubescens ssp. murriana gefunden. Soweit ich eruiert habe, hatten wir diese Art im Forum noch nicht.

Ich muss übrigens beichten, dass ich sie gestern zum ersten Mal in Natura gesehen habe. Dabei überrascht mich, dass sie in den östlichen Alpenregionen Österreichs vielerorts kartiert wurde und der Verbreitungskarte nach hier offenbar nicht selten sein soll.

Die relevanten Merkmale von Galeopsis bifida sind bei dem Gailtaler Kleinbestand gut ausgebildet: die Köpfe der Drüsenhaare des Kelchs sind hell und nicht wie bei der ähnlichen G. tetrahit dunkel. Zudem sind die Kronen purpurot mit violetter Zeichnung und gelbem Fleck. Auch ist die Kronunterlippe deutlich ausgerandet (fast zweilappig); Bilder anbei.

Nun würde mich interessieren: Wie geht es euch mit dieser Art, wie oft habt ihr diese schon gefunden?

Beste Grüße
Oliver
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Re: Galeopsis-Workshop

Beitragvon Jürgen Baldinger » Mittwoch 31. Juli 2019, 20:58

Die Silikatalpen sind ein weißer Fleck bei mir, leider. Ich habe diesen Hohlzahn noch nicht gesehen. Kann jemand sagen, ob die Art im Leithagebirge vorkommt?
"(...) gib ihnen noch zwei südlichere Tage (...)"

Oliver Stöhr
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Re: Galeopsis-Workshop

Beitragvon Oliver Stöhr » Mittwoch 31. Juli 2019, 21:12

Ich würde ja gerne die Karte aus dem RL-Projekt jetzt bringen, aber aus datenschutzrechtl. Gründen darf ich das nicht ;-). Was ich aber sagen kann, ist dass aus dem Bereich des Leithagebirges zumindest zwei rezente Quadrantenangaben vorliegen ... noch was fällt in der Karte auf: westlich der Linie Salzachtal in Sbg. / Osttiroler Grenze zu Kärnten sind nur sehr sporadische Angaben vorhanden. Ist also die Art östlich davon tatsächlich so verbreitet?
LG
Oliver

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Re: Galeopsis-Workshop

Beitragvon Hermann Falkner » Donnerstag 1. August 2019, 06:57

Galeopsis bifida ist in der Tat nicht so selten, lokal auch häufig, aber ich hab jetzt kein wirkliches "Bild" von seiner Verbreitung im Kopf, hab einfach zu wenig drauf geachtet.

Peter Pilsl
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Re: Galeopsis-Workshop

Beitragvon Peter Pilsl » Donnerstag 1. August 2019, 09:43

Aus Salzburger Sicht kann ich die von Oliver angedeutete Seltenheit bestätigen. Ich hab die Art in Salzburg (obwohl ich meist darauf achte!) erst zweimal selbst gefunden. Ein weiterer Nachweis aus dem Lungau wurde mir vor Jahren mal gezeigt.
Beste Grüße
Peter Pilsl
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Re: Galeopsis-Workshop

Beitragvon Stefan Lefnaer » Sonntag 11. August 2019, 22:13

Heute habe ich im Glasweiner Wald ein Individuum von Galeopsis pubescens subsp. murriana gefunden. Ansonsten findet man (zumindest ich bisher) hier im Osten nur G. p. subsp. pubescens und diese Unterart ist im z.B. Glasweiner Wald als Teil des Pannonikums keineswegs selten, so wie in der ExFlora angegeben. Rundherum sah ich auch nur G. p. subsp. pubescens, daher würde ich ganz oben angesprochen taxonomischen Zweifel am Wert dieser Unterarten unterstützen. Hier noch ein paar Fotos:

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Re: Galeopsis-Workshop

Beitragvon Hermann Falkner » Freitag 16. August 2019, 17:57

Jürgen Baldinger hat geschrieben:Die Silikatalpen sind ein weißer Fleck bei mir, leider. Ich habe diesen Hohlzahn noch nicht gesehen. Kann jemand sagen, ob die Art im Leithagebirge vorkommt?

Ich war am 11.08. im Leithagebirge, und dort hab ich jedenfalls G. pubescens subsp. pubescens (korr. siehe unten!) und G. speciosa gefunden, beide eher zerstreut vorkommend bzw. sicher nicht durchwegs häufig (das war zwischen Hof und Mannersdorf, eher auf nö. Seite bzw. marginal auch ins Burgenland hinüber), andere Galeopsis-Arten hab ich nicht gesehen.

Dort gibt's, wie vielfach im Leithagebirge, überwiegend Hainbuchen- bzw. Eichen-Hainbuchen-Wälder, G. pubescens hat übrigens schon bei noch vorhandenen Cyclamen-Beständen begonnen aufzutauchen (Cyclamen purpurascens zeigt im Leithagebirge ja +/- die Grenze zwischen Kalk und Silikat - in tieferen Lagen stellenweise Kalk, sonst Silikat). - G. speciosa hab ich dann gestern, 15.08., auch in der Au bei Orth gesehen (dort offenbar eher selten).

Begleitflora übrigens fast immer auch Impatiens (I. parviflora im Leithagebirge, diese + I. glandulifera bei Orth), gut möglich, dass Impatiens hier Galeopsis seltener hat werden lassen.
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Galeopsis speciosa
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Galeopsis pubescens subsp. pubescens
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Re: Galeopsis-Workshop

Beitragvon Norbert Sauberer » Freitag 16. August 2019, 18:10

@ Herrmann: Glaube eigentlich eher, dass deine bifida eine pubescens ist. Die Kronröhre ist viel zu lange für bifida und die Blütenfarbe passt auch nicht wirklich.

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Re: Galeopsis-Workshop

Beitragvon Oliver Stöhr » Freitag 16. August 2019, 18:12

Bist du dir sicher bei Galeopsis bifolia, Hermann?
Ich glaube nämlich dunkle Drüsenköpfe auf den Kelchzipfeln zu erkennen, was für G. pubescens spricht ...
@Norbert: da haben sich jetzt unsere Antworten zeitlich gekreuzt :-)
Viele Grüße
Oliver

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Re: Galeopsis-Workshop

Beitragvon Norbert Sauberer » Freitag 16. August 2019, 18:22

Ahoi Oliver,
wollte noch von meinen Traiskirchner Erfahrungen berichten: Nur Galeopsis pubescens und speciosa sind da und dort zu finden und damit als zerstreut zu bezeichnen. Galeopsis bifida und tetrahit habe ich bisher nur je einmal als Schwemmlinge an der Schwechat (wohl aus dem Wienerwald kommend) gefunden. Diese Schwemmlinge tauchen für ein bis zwei Jahre auf und verschwinden dann wieder, je nach Hochwasser und Sukzessionsverlauf.


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