x Pseuditella micrantha am Hirschbichl (OT)

= Blütenpflanzen
Oliver Stöhr
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x Pseuditella micrantha am Hirschbichl (OT)

Beitragvon Oliver Stöhr » Montag 24. September 2018, 20:51

Liebe Leute!

Das Orchideenjahr 2018 ist vorbei - lang lebe das Orchideenjahr!

Hier noch eine Retrospektive dazu und zwar zu einer Exkursion, die ich heute Mitte Juli zum Hirschbichl (Villgrater Berge, Defereggental) unternommen habe. Dort habe ich x Pseuditella micrantha, die Hybride aus Pseudorchis albida und Nigritella rhellicani, wieder in einem Individuum in einem artenreichen Magerrasen gefunden. Zur Erinnerung: Bereits letztes Jahr habe ich diese seltene Gattungshybride im Defereggental gefunden, siehe: viewtopic.php?f=10&t=372&p=1160&hilit=pseuditella#p1160

Lustig ist, dass ich eine Schwebfliege auch noch als potenziellen Bestäuber mitabbilden konnte ;-)

Viele Grüße
Oliver
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Norbert Griebl
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Re: x Pseuditella micrantha am Hirschbichl (OT)

Beitragvon Norbert Griebl » Dienstag 25. September 2018, 14:09

Sehr schön, danke für die prächtigen Bilder.
Da möchte ich natürlich auch ein Bild mit einem Bestäuber anhängen und eine kleine Zusammenfassung. Ein Foto ist von Peter Hubert (PH)
Die an sich ausgesprochen seltene Gattungshybride dürfte in Osttirol ein kleines Verbreitungszentrum haben. Wir haben sie noch jedes Mal am Golzentipp und auf den Kircher Almen gefunden:
Nigritella rhellicani × Pseudorchis albida (= ×Pseuditella micrantha)
K, S, St, T, V.
Anton Kerner beschrieb 1865 die Sippe als das „kleinste aller Kohlröschen“ nach einer Pflanze, die Rupert Huter aus Sterzing auf der Scheinitz im Südtiroler Pustertal fand.
Die Hybride ist außer aus Österreich auch aus Liechtenstein, Frankreich, der Schweiz, Südtirol und Italien bekannt. Das Taxon besitzt 2n = 40 Chromosomen (GERBAUD & SCHMID 1999: 93).
JANCHEN (1956–1960: 866): OTi, NTi.
GERBAUD & SCHMID (1999: 93): Kerner beschrieb die Hybride aufgrund einer von Huter auf der Schleinitz im Pustertal in Südtirol gesammelten Pflanze (KERNER 1865), bevor er selbst ein weiteres Exemplar auf dem Hagler bei Winden im Juli 1871 entdeckte (KERNER 1871). Sauter publizierte Funde vom Alkuser Schober bei Lienz in Osttirol (SAUTER 1899) und entdeckte die Hybride am Blaser in den Stubaier Alpen.
POLATSCHEK (2001: 790, als Gymnadenia rhellicani × Leucorchis albida): Vorarlberg: zwischen Lech am Arlberg und Zug im obersten Lechtal.
PERKO (2004: 270): Kärnten: Von FREIDINGER (1993) für die Heiligenbachalm in den Nockbergen 9048/3 angegeben. Die Angabe ist photographisch offensichtlich nicht belegt und konnte in der Folge bisher nicht bestätigt werden. [Vielfache eigene Nachsuchen auf der Heiligenbachalm erbrachten keinen Fund dieser Hybride].
BAUMANN & al. (2005: 748): Nordtirol: Pfafflar, 21.Jun.03, H. Kretzschmar.
MAURER (2006: 70): Steiermark: Bretstein, Pusterwald, Schießeck, Lachtal.
GRIEBL (2013: 259): Kärnten: Nockberge. Salzburg: Postalm in der Osterhorngruppe, Hagengebirge. Steiermark: Schießeck, Bretstein und Pusterwald in den Wölzer Tauern. Nordtirol: Lechtaler Alpen bei Pfafflar, Blaser bei Trins in den Stubaier Alpen. Osttirol: Alkuser Schober bei Lienz, Golzentipp und Kircher Alm in den Lienzer Dolomiten und am Eselsrücken zwischen Prägratner Bodenalm und Nilljoch-Hütte. Vorarlberg: Lech am Arlberg.
Von der nicht weit entfernten Zunderwand in den Kärntner Nockbergen ist ein Vorkommen der Hybride, beteiligt hierbei wahrscheinlich Pseudorchis albida subsp. tricuspis, bekannt. In der Umgebung der Hybride konnte nur die ssp. tricuspis in wenigen Pflanzen und keine subsp. albida festgestellt werden. Die Hybride ist farbenprächtiger und großblütiger als die Nominatform von ×Pseuditella micrantha.
STÖHR (2017): Osttirol: Defregger Alpen, Lasöhrlinggruppe.
STÖHR (2018): Osttirol: Defregger Alpen, Hirschbichl.

Quellen:
BAUMANN H., BLATT H., DIERSSEN K., DIETRICH H., DOSTMANN H., ECCARIUS W., KRETZSCHMAR H., KÜHN H.-D., MÖLLER O., PAULUS H. STERN W. & WIRTH W. – Arbeitskreise Heimischer Orchideen (Hrsg.) (2005): Die Orchideen Deutschlands.- Uhlstädt-Kirchhasel.GERBAUD, O. & SCHMID W. (1999): Die Hybriden der Gattung Nigritella und/oder Pseudorchis. Les Hybrides des genres Nigritella et/ou Pseudorchis.- Cahiers Soc.Franc.d´Orchidophilie 5: 132 S.
GRIEBL N. (2013): Die Orchideen Österreichs mit 72 Orchideenwanderungen – Freya-Verlag, Linz. 479 S.
JANCHEN E. (1956–1960, 1963, 1964, 1966, 1967): Catalogus Florae Austriae (dazu 1., 2. und 3. Ergänzungsheft und Generalindex). — Springer, Wien.
JANCHEN E. (1977): Flora von Wien, Niederösterreich und Nordburgenland, 2.Auflage – Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. 758 S.
MAURER W. (2006): Flora der Steiermark. Band II/2. Einkeimblättrige Blütenpflanzen (Monocotyledoneae). – Eching: IHW-Verlag; 324 S.PERKO M. L. (2004): Die Orchideen Kärntens.- Arge Naturschutz, Klagenfurt.
POLATSCHEK A. (2001): Flora von Nordtirol, Osttirol und Vorarlberg, Bd. 4. — Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum, Innsbruck. 1083 S.
STÖHR O. (2017): x Pseuditella micrantha im Defereggental - viewtopic.php?f=10&t=372&p=1160&hilit=pseuditella#p1160
STÖHR O. (2018): x Pseuditella micrantha am Hirschbichl (OT) - viewtopic.php?f=10&t=1158&p=4535&hilit=pseuditella#p4535

Liebe Grüße
Norbert
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Je größer ein Mensch ist, desto mehr neigt er dazu, sich vor einer Blume niederzuknien


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