Carduus nutans subsp. platylepis

= Blütenpflanzen
Oliver Stöhr
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Carduus nutans subsp. platylepis

Beitragvon Oliver Stöhr » Donnerstag 8. November 2018, 20:59

Liebe Leute,

nach dem aktuellen Threat zu Carduus-Hybriden bleiben wir bei dieser Gattung und widmen uns Carduus nutans zu, von der in Österreich nach der EFÖLS 2008 drei Unterarten unterschieden werden, nämlich der v.a. im Pannonikum verbreiteten subsp. nutans, der "verbreitungtechnisch" ungenau bekannten subsp. macrolepis und der subsp. platylepis. Letztgenannte Sippe konnte ich heuer gleich an drei Stellen im Raum Virgental-Matreier Becken beobachten - es waren zugleich meine "Erstkontakte" mit dieser Sippe, deren Bundesländerverbreitung laut EFÖLS wie folgt angeführt wird: O, K?, S+, Ost-T.

Dazu ist zu ergänzen, dass diese Sippe auch in Nordtirol und zwar v.a. im Oberland (inkl. Oberinntal) auftritt, wie einige, wenn auch nicht recht viele Angaben in der DB zur Flora Tirols belegen, und sie damit eine recht bezeichnendes inneralpines Trockenelement darstellen dürfte. Sie wird übrigens als Endemit der Alpen angesehen, dessen Areal in den inneren Alpentälern vom Aosta-Tal im Westen über die zentralen Alpenregionen bis nach Osttirol und ev. Salzburg reicht. Ob die Sippe wirklich in Oberösterreich auftritt, ist fraglich, da sie für dort nicht wirklich in das oben skizzierte Bild passt. Auch in der Roten Liste für Oberösterreich (Hohla et al. 2010) haben wir die mehrheitlich älteren Angaben für dieses Bundesland bereits angezweifelt; gemäß der aktuellen, inoff. Verbreitungskarte zur neuen Roten Liste Österreichs gibt es für OÖ. keine Angaben. Ich denke, man sollte diese Sippe in der nächsten Auflage der EFÖLS für OÖ. streichen und auch die Salzburger Angabe(n) nochmals kritisch beleuchten.

In der EFÖLS wird auch angegeben, dass es sich bei der subsp. platylepis um eine Hybride handeln könnte; als mögliche Kombinationen werden nutans x hamulosus und nutans subsp. nutans x personata angeführt. Soweit ich das anhand der heuer beobachteten Osttiroler Bestände beurteilen kann, würde ich aufgrund der Konstanz der Merkmale, des tw. individuenreichen Auftretens und des Fehlens der obigen, mutmaßlichen Eltern an den Wuchsorten keinesfalls von einer Hybride ausgehen, sondern am Unterart-Status festhalten. Hinzu kommt, dass C. nutans ssp. nutans und C. hamulosus m.W. gar nicht in Osttirol vorkommen ...

Bestimmungstechnisch sind die Individuen der subsp. platylepis bei uns in Osttirol wie gesagt recht konstant und einheitlich; gegenüber der subsp. nutans ist sie v.a. durch nicht eingeschnürte, aufrecht-abstehende Hüllblätter differenziert. Ein paar Bilder zu dieser interessanten Sippe füge ich bei.

Viele Grüße
Oliver
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Norbert Griebl
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Re: Carduus nutans subsp. platylepis

Beitragvon Norbert Griebl » Sonntag 11. November 2018, 10:30

Servus Oliver, liebes Forum!

Danke für den interessanten Beitrag zu Carduus nutans.
Ich hab bisher 4 Unterarten der Nick-Ringdistel fotografieren können. Die subsp. macrolepis und die in den Westalpen endemische subsp. alpicola habe ich leider noch nie gesehen oder zumindest nicht richtig bestimmen können.
Gefunden hingegen habe ich:
subsp. nutans
subsp. leiophyllus (Kleinasien)
subsp. platylepis
subsp. thoermeri (Balkanhalbinsel)
Ein Foto von jeder zum Vergleich hänge ich an.
Liebe Grüße
Norbert
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Je größer ein Mensch ist, desto mehr neigt er dazu, sich vor einer Blume niederzuknien

Oliver Stöhr
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Re: Carduus nutans subsp. platylepis

Beitragvon Oliver Stöhr » Donnerstag 3. September 2020, 20:37

Liebes Forum,

ich greife nun diesen Beitrag wieder auf, denn heute habe ich Carduus nutans subsp. platylepis im Zuge beruflicher Arbeiten in Kaponig oberhalb Obervellach (Mölltal, Kärnten) in einer thermophilen Schlagflur bzw. dort am Forstwegrand in einigen Individuen gefunden. Zur Einnerung der Eintrag in der EFÖLS, wonach ein Vorkommen dieser Unterart für Kärnten als fraglich angegeben ist. In der unpubl. Karte zur neuen Roten Liste ist für diese Sippe für Kärnten kein Eintrag enthalten!

Im Kärnten-Atlas von Hartl et al. (1992) ist unter Carduus nutans zu lesen: "Die Identität von Pflanzen, die in Kärnten früher als subsp. platylepis bezeichnet worden sind, bleibt zu überprüfen. Sie sind in der Karte nicht aufgenommen worden." [Bei Hartl et al. (1992) gibt es nur eine Karte für Cardus nutans].

Um diese alten Angaben auszugraben, schaut man am besten in der alten Kärnten-Flora von David Pacher (1881) nach: Dort wird man mit "Flattach sehr selten, Villacher Bad an der Straße nach Förderaun und Harlouz auf der Waidischseite" beglückt (vgl. https://www.zobodat.at/pdf/Jb-naturhist ... 1-0192.pdf). Auch in den Nachträgen zur Kärntner Flora von Pacher (1894) wird man mit der Angabe "Vellach bei Villach" fündig (vgl. https://www.zobodat.at/pdf/MON-B-PHAN_0 ... 1-0235.pdf). Bereits 1857 gibt Pacher die Art von Harlouz und Flattach an (vgl. https://www.zobodat.at/pdf/Jb-naturhist ... 5-0090.pdf).

Die von Pacher genannte Lokalität "Flattach" ist sehr nahe bei Obervellach situiert (nur rd. 5 km Entfernung), was gut mit meinem heutigen Fund zusammenpasst. Die Art ist ja ein typisches Element inneralpiner Trockentäler und eine solche Trockeninsel liegt bekanntermaßen auch im oberen Mölltal vor. Dort gibt es u.a. auch Vorkommen von Ononis rotundifolia und Oxytropis pilosa, die auch um Matrei in Osttirol vorkommen, wo Carduus nutans subsp. platylepis auch vorkommt.

Viele Grüße
Oliver
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Re: Carduus nutans subsp. platylepis

Beitragvon kurt nadler » Donnerstag 3. September 2020, 22:01

reseda in den alpen gibts ja auch auch nicht an jedem eck ..., oder?

Oliver Stöhr
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Re: Carduus nutans subsp. platylepis

Beitragvon Oliver Stöhr » Donnerstag 3. September 2020, 22:33

Reseda lutea ist zumindest in Osttirol und Oberkärnten nicht selten - steigt locker bis in die hochmontane Stufe rauf.
Lg
Oliver


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