Rorippa x armoracioides - neu für Osttirol

= Blütenpflanzen
Oliver Stöhr
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Rorippa x armoracioides - neu für Osttirol

Beitragvon Oliver Stöhr » Freitag 4. Januar 2019, 21:27

Liebe alle,

ich arbeite derzeit meine Herbaraufsammlungen der letzten Jahre auf und bin dabei auf einen Beleg gestoßen, der aus meiner Sicht unzweifelhafte Rorippa sylvestris x austriaca (=R. x armoracioides) darstellt. Die Pflanze fällt durch große Wüchsigkeit auf und besitzt im unteren Teil rel. große Blätter, die nicht bis Mittelrippe geteilt sind. Als Hauptmerkmal für diese Hybride sind aber die kurzen, ellipsoiden Früchte auf den beigefügten Bildern gut zu erkennen, die intermediär zwischen den Eltern stehen (jene von austriaca sind rundlich, jene von sylvestris länglich).

Die Aufsammlung stammt von einem Ackerrand nahe Kapaun (Dölsach, OT), in der Nähe sind beide Elternarten zu finden. Aus Nordtirol ist diese Hybride schon bekannt (siehe Polatschek-Flora), danaben gibt es noch eine Handvoll Nachweise aus Salzburg, OÖ, K, Stmk. und Bgld.

Viele Grüße
Oliver
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Norbert Griebl
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Re: Rorippa x armoracioides - neu für Osttirol

Beitragvon Norbert Griebl » Samstag 5. Januar 2019, 18:34

Hallo Oliver!

Schöner Fund. Damit ist die Österreichkarte für diesen Hybriden voll ausgefüllt.
Meine Recherchen zu dieser Hybride:
Rorippa austriaca × R. sylvestris (= Rorippa ×armoracioides)
B, K, NÖ, OÖ, S, St, T, V, W.
JANCHEN (1956–1960: 216): Burgenland, Steiermark; Niederösterreich: mehrfach.
MARKGRAF (1958: 182): Niederösterreich: Achau, Drösing. Burgenland: Parndorf. Wien: Amasbach bei Penzing, Hütteldorf.
TRAXLER (1958: 25): Burgenland: Schützen.
TRAXLER (1964: 6): Burgenland: Hutweide bei Parndorf, häufig zwischen den Eltern.
MELZER (1968: 132): Kärnten: In Äckern bei Maria Rojach im Lavanttal; nahe der Bahn bei Arnoldstein und bei Tröpolach. An allen drei Orten ohne R. austriaca in nächster Nähe. Durch Umackern wird die Pflanze nicht geschädigt, im Gegenteil, es wird dadurch offensichtlich die vegetative Vermehrung gefördert. Steiermark: beobachtete ich 1967 diese Sippe gleichfalls in einigen Äckern bei Werndorf südlich von Graz, von wo sie schon seit FRITSCH (1930: 61) bekannt ist.
LEUTE & ZEITLER (1969: 195): Kärnten: Maria Rojach/Lavanttal. Nahe der Bahn bei Arnoldstein und bei Tröpolach (beide Angaben aus Melzer 1968).
MELZER (1969: 183): Kärnten: südlich des Obdacher Sattels an der Haltestelle Taxwirt in großen Beständen, besonders längs eines Abstellgleises. Gleich wie bei Maria Rojach im unteren Lavanttal, bei Arnoldstein und Tröpolach (Melzer, 1968: 132) wächst hier die Hybride als „Halbwaise", da ich bisher in der näheren Umgebung R. austriaca nicht beobachten konnte.
TRAXLER (1970: 3): Burgenland: An der Straße beim Zollhaus Strem, Gemeindegebiet Heiligenbrunn, 8964/4.
LEUTE (1973: 399): Kärnten: Südlich Obdacher Sattel, Haltestelle Taxwirt; Maria Rojach im unteren Lavanttal; bei Arnoldstein und Tröpolach im Gailtal, M 69.
LEUTE & al. (1975: 246): Kärnten: 9246/2, Holzlagerplatz neben Sägewerk südwestlich Spittal an der Drau, 1967, leg. S. Wagner (det. H. Melzer), KL.
TRAXLER (1975: 56): Burgenland: in sehr reichen Gruppen an mehreren Stellen an der Straße Kohfidisch — Badersdorf, 8864/1. Es besteht der Eindruck, dass der Bastard auf dem Wege ist, eine Art zu werden, wenn nicht überhaupt eine nicht hybride Zwischenform vorliegt. Jedenfalls scheint die Pflanze lebenskräftiger und beständiger zu sein als R. austriaca, die zwar nicht selten, aber meist nur vorübergehend an Straßen und Wegen auftritt.
TRAXLER (1976: 51): Burgenland: sehr reichlich auch am neuen Entlastungsarm der Pinka bei Luising, 8964/4.
JANCHEN (1977: 163): Niederösterreich: mehrfach, so Mauerbach, Rappoltenkirchen, Johannesberg nordöstlich von Neulengbach, Drösing und Angern an der March, Seefeld im Pulkautal. Burgenland: Schützen am Gebirge, zwischen Parndorf und Jois, Hutweide bei Parndorf häufig.
MELZER (1978: 263): Kärnten: Südwestlich der Stadt Spittal an der Drau auf einem Holzlagerplatz eines Sägewerkes, 9246/2; auf dem Lagerplatz des Westbahnhofes von St. Veit an der Gian zusammen mit den Elternarten, 9252/1. Die Bestimmung der Pflanze von Spittal ist nicht ganz eindeutig, doch spricht alles für diesen Bastard. Wie zählebig er ist, kann neuerdings bezeugt werden: Bald nachdem ich (Melzer, 1969: 183) R.× armoracioides am Ausladegleis der Haltestelle Raderwirt am Obdacher Sattel entdeckt hatte, wurde das Gleisbett vollständig erneuert und die Pflanze blieb für einige Jahre verschwunden - nun ist sie wieder reichlich vorhanden.
TRAXLER (1984: 20): Burgenland: neue Fundorte: Oberer und mittlerer Grieselgraben jeweils neben der Straße, 9062/2.
HARTL & al. (1992: 300): Kärnten: 9246/2 West-Kärnten; 9252/1 Ost-Kärnten; 9255/3 Ost-Kärnten; 9345/4 Südwest-Kärnten; 9352/3 Ost-Kärnten; 9448/1 Süd-Kärnten, alle Funde von nach 1945.
POLATSCHEK (1999: 112): Nordtirol: rechtes Ziller-Ufer zwischen Ramsau und Mayrhofen.
HOHLA (2002: 493): Oberösterreich: Mehrnbach, Wiesenrand bei Atzing, großteils fehlentwickelte Früchte - 7746/3. Bei dem vorliegenden Fund, handelt es sich vermutlich um den ersten in Oberösterreich. Rorippa austhaca kommt ca. 200 m von dieser Stelle entfernt an den Bahndämmen verbreitet vor und drängt sich aus diesem Grunde und aufgrund der intermediären Merkmale als der zweite Elternteil auf.
PILSL & al. (2002: 118): Salzburg: Salzburg-Stadt, Mülln, verwilderte Grünanlage am Salzachkai S der Eisenbahnbrücke, 420 msm, MTB.: 8144/3, 18.Juni 1999, Herbarium P.Pilsl. In einer ungepflegten Grünanlage am Salzachufer in Mülln konnten zahlreiche Exemplare einer Rorippa-Art festgestellt werden, die R. sylvestris recht ähnlich sahen, doch immer einstängelig waren und steif aufrechten Wuchs hatten. Außerdem war die Teilung der Blätter deutlich geringer als bei typischer R. sylvestris. Aufgrund des schlechten Samenansatzes und der sonst zu keiner anderen Sumpfkresse passenden Merkmale lässt sich auf eine Hybride schließen, deren eine Elternart Rorippa sylvestris ist. Als zweiter Elter dürfte am ehesten R. austriaca in Frage kommen, da diese Art nur wenige Kilometer vom Fundort entfernt an der Bahnlinie vorkommt. Aber auch R. amphibia wäre eventuell denkbar, doch diese Art wurde in Salzburg bisher noch nirgends nachgewiesen. MELZER (1967) beschreibt eine ähnliche Form aus der Steiermark und aus Kärnten. Diese Hybride dürfte gar nicht so selten sein, da in MARKGRAF (1958) zahlreiche Fundorte in Mitteleuropa aufgezählt werden.
HOHLA & al. (2005: 181): Oberösterreich: St Peter am Hart, Aselkam, Bahnanlagen, 7744/3.
PILSL & al. (2008: 443): Stadt Salzburg: Franz Josefs-Kai; erloschen. Wie bereits bei Pilsl et al. (2002) berichtet, zeichnet sich diese Hybride durch steif aufrechten Wuchs, Einstängeligkeit sowie weniger geteilte Blätter aus. Auch der schlechte Samenansatz deutet auf eine Hybride hin. Rorippa ×armoracioides ist jedoch insgesamt gesehen nicht so selten, da sowohl JANCHEN (1956-1960) als auch Hegi (1955) zahlreiche Fundorte nennen. Da jedoch Rorippa austriaca in Salzburg eine Seltenheit ist, war das Auftreten der Kreuzung mit Rorippa sylvestris eine kleine Überraschung. Obwohl dieser Bastard theoretisch in Salzburg entstanden sein könnte, wird eher eine Einschleppung mit Humus, der zur Abdeckung der Grünrabatte verwendet wurde, vermutet. Der Bestand am Franz-Josefs-Kai besiedelte etwa zwei Quadratmeter des ungepflegten Wiesenstreifes. Aufgrund von Baumaßnahmen wurde der Standort nach zwei Jahren zerstört und in der Folge auch das einzige in Salzburg bekannte Vorkommen dieser Hybride. In Österreich ist die Hybride bisher bekannt aus Niederösterreich, Steiermark, Salzburg, Wien und Burgenland [?].
PILSL & PFLUGBEIL (2012: 13): Salzburg: Liefering, N-Ufer des mittleren Salzachsees, 420 m, 8144/3, 10.06.2008, leg. P.Pilsl. Nachdem das von PILSL & al. (2002) genannte Vorkommen aufgrund von Baumaßnahmen zerstört wurde, konnte nun erneut ein kleiner Bestand dieser Hybride nachgewiesen werden. Der neue Fundort ist umso bemerkenswerter, da in der Umgebung des Salzachsees die eine Elternart R. austriaca, welche in Salzburg sehr selten ist, noch nirgends beobachtet werden konnte. Am angegebenen Fundort wurden auch in den letzten Jahrzehnten keine Baumaßnahmen durchgeführt, somit müssen die Pflanzen über Samen an diese Stelle gelangt sein. Diese könnten eventuell von durchziehenden Wasservögeln hierher verschleppt worden sein.
KLEESADL & BRANDSTÄTTER (2013: 147): Oberösterreich: Mehrnbach, 2002, M. Hohla (HOHLA 2002).
POLATSCHEK & NEUNER (2013: 319): Nordtirol: Galtür, Jamtal bei Galtür. Vorarlberg: zwischen Zeinisjochhaus und Zeinisjoch bei Galtür.
STÖHR (2019): Osttirol: Kapaun bei Dölsach.

Quellenangaben lass ich mal, sonst wird´s zu viel.
Liebe Grüße
Norbert
Je größer ein Mensch ist, desto mehr neigt er dazu, sich vor einer Blume niederzuknien

Oliver Stöhr
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Re: Rorippa x armoracioides - neu für Osttirol

Beitragvon Oliver Stöhr » Sonntag 6. Januar 2019, 20:45

Hallo Norbert,
danke für die Zusammenstellung, das sind ja doch schon zahlreiche Angaben aus Österreich vorhanden!
(meine unvollständige Bundesländer-Aufzählung resultierte aus der inoff. Karte der neuen RLÖ ohne weitere Literaturrecherche)
Viele Grüße
Oliver


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