Willersdorfer Schlucht - Crocus albiflorus & Co.
Verfasst: Montag 18. März 2019, 10:50
Liebes Forum,
am 17.03.19 war ich in der Willersdorfer Schlucht, die ich zuvor schon 2x besucht habe, aber immer im Herbst (2013 und 2016) - und nach vielen Jahren ist's mir endlich auch einmal gelungen, zeitgerecht für die (in dieser Lage!) doch ungewöhnliche Frühlings-Flora dort zu sein.
Relativ bekannt sind ja die dortigen Massenvorkommen von Crocus albiflorus, siehe auch Burgenlandflora, mit einem recht intressanten Artikel über dieses reizende Tal:
http://burgenlandflora.at/wandertouren/ ... chauer-au/
Es liegt im Bezirk Oberwart, der Talboden liegt zwischen 400-500 msm und die Hügel ringsum gehen kaum über 600 msm, ausser im Norden, wo es zum Wechsel ansteigt bzw. in die Bucklige Welt übergeht.
Im Gebiet gibt es Projekte zum Wiesenschutz insbes. in der Willersdorfer Schlucht, ein Naturschutzgebiet ist das Tal aber nicht und Spuren insbes. forstwirtschaftlicher Bewirtschaftung findet man überall, auch tw. mit fremden Arten - bei meinen Herbstbesuchen habe ich u. a. auch grössere Bestände von Quercus rubra gesehen; Fichten werden dort immer noch aufgeforstet, und Pinus sylvestris ist ganz sicher auch forstlich gefördert (ist im Südburgenland überhaupt ziemlich stark vertreten - und ist in dieser Dichte sicherlich kaum natürlichen Urpsrungs). Im Herbst habe ich übrigens in den Hangwäldern auch teils ausgedehnte Vorkommen von Calluna vulgaris gesehen, die Böden dürften also überwiegend stark sauer sein. Zwei riesige Hochwasserdämme sind nicht gerade eine Zier, beeinträchtigen aber nur den Blick, kaum die Flora.
Insgesamt jedenfalls, trotz aller menschlichen Einflüsse, in Teilen sehr schön erhalten und auch botanisch interessant.
Crocus albiflorus hat zum Glück noch geblüht - sehr reichlich sogar (angesichts des warmen Wetters habe ich eigentlich nicht mehr damit gerechnet).
Ebenfalls in Vollblüte war Leucojum vernum - die Art kommt nicht massenhaft vor, ist am Talboden aber nicht selten - da und dort kleinere Bestände.
Gagea lutea kommt überall vor, aber nicht in solchen Massenbeständen wie in den Donau-Auen - zweifellos war die Art noch nicht in Vollblüte, das lange Grundblatt lässt sich aber auch vegetativ gut erkennen.
Anemone nemorosa kommt dagegen massenhaft vor (Anemone ranunculoides fehlt), wobei die Art gerade erst zu blühen begonnen hat, nichtblühende Individuen waren aber in grosser Zahl vorhanden. Pulmonaria officinalis war ebenfalls in Vollblüte, auch praktisch überall vorhanden, jedoch nicht in so grosser Zahl.
Chrysosplenium alternifolium ist dort allgegenwärtig - und war ebenfalls in Vollblüte.
Cardamine enneaphyllos hat gerade zu blühen begonnen, ist dort nicht selten, aber wohl bei weitem nicht so häufig wie im Wienerwald.
Sehr erfreulich war Daphne mezereum - ebenfalls noch blühend - mit gar nicht so wenigen Individuen.
Für Caltha palustris war es noch zu früh, habe ich nur vegetativ gefunden, teils schon mit Blühknospen, die sich wohl in wenigen Tagen öffnen werden.
Petasites albus (häufig) war gestern in Vollblüte, Petasites hybridus (nur stellenweise vorhanden) dito.
Tussilago farfara war dort übrigens auch noch in Vollblüte.
Die Fruchtstände vom Vorjahr von Lunaria rediviva waren überall zu sehen, allerdings keine Massenvorkommen, sondern eher sehr zerstreut.
Sicherlich eher selten kommt Matteuccia struthiopteris vor, ich habe aber Sporenwedel vom Vorjahr gefunden.
Nicht vorhanden waren Galanthus nivalis und Scilla sp. - nicht überraschend beim Schneeglöckerl (das ist ja eher eine Tiefland-Art), Blausterne gibt es dagegen im Hügelland durchaus (auch im Südburgenland, kenne ich zB von Eisenberg an der Pinka - östlich von Willersdorf, an der ungarischen Grenze, wo es übrigens auch Helleborus dumetorum gibt, die in Willersdorf dagegen auch fehlt).
Auffällig spärlich vorhanden war leider Viola sp. - ich habe nur im Dorf Willersdorf Veilchen gesehen, jedoch auf einem Privatgrundstück - einer Böschung bei einem Bauernhof, der offenbar von einem Hund bewacht worden ist ... eine genauere Untersuchung habe ich daher unterlassen.
Unerwarteterweise interessant war die Art Corydalis:
Eine Hinweistafel (es gibt einen botanischen Lehrpfad) führt Corydalis cava an, die Art habe ich aber nirgends gefunden. Bild von der Schautafel anbei; anhand des Bildes kann man die Art jedenfalls nicht bestimmen, das könnte ebensogut C. intermedia oder solida sein (es ist nicht zu erkennen, ob die Vorblätter ganzrandig sind), und weissblühende Individuen gibt es im Bild nicht.
Andrerseits blüht Corydalis cava etwas später als die anderen Arten und in den reichen Vorkommen diverser Corydalis-Arten wäre aufblühende Corydalis cava schwer auszumachen gewesen - ausgenommen weissblütige, versteht sich, und solche hab ich ganz sicher keine gesehen.
Gefunden habe ich dagegen Corydalis solida (dominant, sehr häufig), Corydalis pumila (sicher auch nicht selten, aber von weitem gar nicht so leicht von C. solida zu unterscheiden) und Corydalis intermedia (nur aus nächster Nähe von C. solida zu unterscheiden - bzw. jedenfalls ich kann die von weitem nicht trennen; nur wenige Individuen identifiziert, könnte aber klarerweise häufiger sein, dazu hätte ich mich öfters bücken müssen :-).
Stellt sich also die Frage, ob es dort Corydalis cava überhaupt gibt ;-) vielleicht schaff ich's dann ja in so circa 3 Jahren wieder einmal in diese Schlucht, um das zu überprüfen. :-)
LG
Hermann
am 17.03.19 war ich in der Willersdorfer Schlucht, die ich zuvor schon 2x besucht habe, aber immer im Herbst (2013 und 2016) - und nach vielen Jahren ist's mir endlich auch einmal gelungen, zeitgerecht für die (in dieser Lage!) doch ungewöhnliche Frühlings-Flora dort zu sein.
Relativ bekannt sind ja die dortigen Massenvorkommen von Crocus albiflorus, siehe auch Burgenlandflora, mit einem recht intressanten Artikel über dieses reizende Tal:
http://burgenlandflora.at/wandertouren/ ... chauer-au/
Es liegt im Bezirk Oberwart, der Talboden liegt zwischen 400-500 msm und die Hügel ringsum gehen kaum über 600 msm, ausser im Norden, wo es zum Wechsel ansteigt bzw. in die Bucklige Welt übergeht.
Im Gebiet gibt es Projekte zum Wiesenschutz insbes. in der Willersdorfer Schlucht, ein Naturschutzgebiet ist das Tal aber nicht und Spuren insbes. forstwirtschaftlicher Bewirtschaftung findet man überall, auch tw. mit fremden Arten - bei meinen Herbstbesuchen habe ich u. a. auch grössere Bestände von Quercus rubra gesehen; Fichten werden dort immer noch aufgeforstet, und Pinus sylvestris ist ganz sicher auch forstlich gefördert (ist im Südburgenland überhaupt ziemlich stark vertreten - und ist in dieser Dichte sicherlich kaum natürlichen Urpsrungs). Im Herbst habe ich übrigens in den Hangwäldern auch teils ausgedehnte Vorkommen von Calluna vulgaris gesehen, die Böden dürften also überwiegend stark sauer sein. Zwei riesige Hochwasserdämme sind nicht gerade eine Zier, beeinträchtigen aber nur den Blick, kaum die Flora.
Insgesamt jedenfalls, trotz aller menschlichen Einflüsse, in Teilen sehr schön erhalten und auch botanisch interessant.
Crocus albiflorus hat zum Glück noch geblüht - sehr reichlich sogar (angesichts des warmen Wetters habe ich eigentlich nicht mehr damit gerechnet).
Ebenfalls in Vollblüte war Leucojum vernum - die Art kommt nicht massenhaft vor, ist am Talboden aber nicht selten - da und dort kleinere Bestände.
Gagea lutea kommt überall vor, aber nicht in solchen Massenbeständen wie in den Donau-Auen - zweifellos war die Art noch nicht in Vollblüte, das lange Grundblatt lässt sich aber auch vegetativ gut erkennen.
Anemone nemorosa kommt dagegen massenhaft vor (Anemone ranunculoides fehlt), wobei die Art gerade erst zu blühen begonnen hat, nichtblühende Individuen waren aber in grosser Zahl vorhanden. Pulmonaria officinalis war ebenfalls in Vollblüte, auch praktisch überall vorhanden, jedoch nicht in so grosser Zahl.
Chrysosplenium alternifolium ist dort allgegenwärtig - und war ebenfalls in Vollblüte.
Cardamine enneaphyllos hat gerade zu blühen begonnen, ist dort nicht selten, aber wohl bei weitem nicht so häufig wie im Wienerwald.
Sehr erfreulich war Daphne mezereum - ebenfalls noch blühend - mit gar nicht so wenigen Individuen.
Für Caltha palustris war es noch zu früh, habe ich nur vegetativ gefunden, teils schon mit Blühknospen, die sich wohl in wenigen Tagen öffnen werden.
Petasites albus (häufig) war gestern in Vollblüte, Petasites hybridus (nur stellenweise vorhanden) dito.
Tussilago farfara war dort übrigens auch noch in Vollblüte.
Die Fruchtstände vom Vorjahr von Lunaria rediviva waren überall zu sehen, allerdings keine Massenvorkommen, sondern eher sehr zerstreut.
Sicherlich eher selten kommt Matteuccia struthiopteris vor, ich habe aber Sporenwedel vom Vorjahr gefunden.
Nicht vorhanden waren Galanthus nivalis und Scilla sp. - nicht überraschend beim Schneeglöckerl (das ist ja eher eine Tiefland-Art), Blausterne gibt es dagegen im Hügelland durchaus (auch im Südburgenland, kenne ich zB von Eisenberg an der Pinka - östlich von Willersdorf, an der ungarischen Grenze, wo es übrigens auch Helleborus dumetorum gibt, die in Willersdorf dagegen auch fehlt).
Auffällig spärlich vorhanden war leider Viola sp. - ich habe nur im Dorf Willersdorf Veilchen gesehen, jedoch auf einem Privatgrundstück - einer Böschung bei einem Bauernhof, der offenbar von einem Hund bewacht worden ist ... eine genauere Untersuchung habe ich daher unterlassen.
Unerwarteterweise interessant war die Art Corydalis:
Eine Hinweistafel (es gibt einen botanischen Lehrpfad) führt Corydalis cava an, die Art habe ich aber nirgends gefunden. Bild von der Schautafel anbei; anhand des Bildes kann man die Art jedenfalls nicht bestimmen, das könnte ebensogut C. intermedia oder solida sein (es ist nicht zu erkennen, ob die Vorblätter ganzrandig sind), und weissblühende Individuen gibt es im Bild nicht.
Andrerseits blüht Corydalis cava etwas später als die anderen Arten und in den reichen Vorkommen diverser Corydalis-Arten wäre aufblühende Corydalis cava schwer auszumachen gewesen - ausgenommen weissblütige, versteht sich, und solche hab ich ganz sicher keine gesehen.
Gefunden habe ich dagegen Corydalis solida (dominant, sehr häufig), Corydalis pumila (sicher auch nicht selten, aber von weitem gar nicht so leicht von C. solida zu unterscheiden) und Corydalis intermedia (nur aus nächster Nähe von C. solida zu unterscheiden - bzw. jedenfalls ich kann die von weitem nicht trennen; nur wenige Individuen identifiziert, könnte aber klarerweise häufiger sein, dazu hätte ich mich öfters bücken müssen :-).
Stellt sich also die Frage, ob es dort Corydalis cava überhaupt gibt ;-) vielleicht schaff ich's dann ja in so circa 3 Jahren wieder einmal in diese Schlucht, um das zu überprüfen. :-)
LG
Hermann