Liebe Leute!
Wir Gärtner kultivieren die Zierquitte häufig und in mehreren Sorten. Allerdings glaube ich ist es nicht mehr nachvollziehbar, ob es sich bei den einzelnen Pflanzen um
Chaenomeles japonica,
Ch. speciosa oder um die Hybride Ch. x superba handelt. Seltener sind auch andere Arten wie
Chaenomeles chatayensis mit eingekreuzt.
Dass die beiden wichtigsten Arten Ch. japonica und Ch. speciosa oft nicht richtig unterschieden werden, hat auch geschichtliche Gründe: 1784 beschrieb der schwedische Botaniker Carl Peter Thunberg die Japanische Zierquitte als Pyrus japonica, 12 Jahre später brachte der englische Botaniker Joseph Banks eine Pflanze aus China nach London, die man für diese von Thunberg beschriebene Art hielt. Es dauerte einige Jahre, bis man merkte, dass die Pflanze von Banks nicht der Beschreibung von Thunberg entsprach und gab ihr den Namen
Pyrus speciosa. Diese Richtigstellung von Robert Sweet wurde aber weder von Gärtnern, noch von Botanikern richtig zur Kenntnis genommen und noch heute herrscht Unsicherheit in Bezug auf die Chaenomeles-Sippen. Die echte Japanische Zierquitte kam erst 1869 aus Japan nach Europa und wurde fortan verbreitet (KRAUSCH 2003). Ab 1898 entstand die Hybride
Chaenomeles ×
superba zufällig in verschiedenen Baumschulen (WEBER 1963). In der Folge entstanden vor allem in Frankreich und Kalifornien zahlreiche Kultivare, Rückkreuzungen mit den Elternsippen sowie Einkreuzungen mit einer dritten Art, nämlich
Chaenomeles chatayensis (LEONHARTSBERGER 2018).
Verbreitet bzw. vermehrt sich vor allem durch Ausbringung von Gartenabfällen, aber auch über keimfähige Samen und Wurzelbrut (LEONHARTSBERGER 2018).
Verwilderungen sind aus Österreich mehrfach gemeldet (hier
Ch. japonica,
Ch. speciosa und die Kulturformen zusammengefasst, auch in der angehängten Karte zusammengefasst):
Mehrfach, so etwa Neumarkt an der Raab im Burgenland (TRAXLER 1975), Linz-Dornach und Bahnhof Hausruck in Oberösterreich (KLEESADL 2000, HOHLA & al. 2002), in Oberndorf bei Salzburg (PFLUGBEIL & PILSL 2013), in Andritz, Mariatrost und Hart bei Graz in der Steiermark (LEONHARTSBERGER 2018, Chaenomeles ×superba), in Obergaimberg und am Bahnhof Dölsach in Osttirol (STÖHR 2019, STÖHR & BRANDES 2014) und Bahnhof Penzing und Steinhof in Wien (ADLER & MRKVICKA 2003).
Quellen:
ADLER W. & MRKVICKA Ch. (2003): Die Flora von Wien - gestern und heute – Verlag des Naturhistorischen Mus. Wien, 831 S.
HOHLA M., KLEESADL G. & H. MELZER (2002): Neues zur Flora der oberösterreichischen Bahnanlagen – mit Einbeziehung einiger Bahnhofe Bayerns - Fortsetzung. — Beitr. Naturk. Oberösterreichs 11: 507–577.
Infoflora (2018): Das nationale Daten- und Informationszentrum der Schweizer Flora –
https://www.infoflora.ch/de/JANCHEN E. (1977): Flora von Wien, Niederösterreich und Nordburgenland. — Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien 2. Aufl. 757 S.
KLEESADL G. (2000): Zobodat-Herbarbelege –
http://www.zobodat.at/belege.php?id=100043071KRAUSCH H.-D. (2003): Kaiserkron und Päonien rot - Von der Entdeckung und Einführung unserer Gartenblumen – Dölling und Galitz-Verlag. 536 S.
LEONHARTSBERGER S. (2018): Grazer Kulturpflanzen in Ausbreitung, Vorbereitung zu einer Flora von Graz 2 – Joannea Botanik
MAURER W. (1996): Flora der Steiermark. Band I. Farnpflanzen (Pteridophyten) und freikronblättrige Blütenpflanzen (Apetale und Dialypetale). – Eching: IHW-Verlag; 311 S.
PFLUGBEIL G. & PILSL P. (2013): Vorarbeiten an einer Liste der Gefäßpflanzen des Bundeslandes Salzburg, Teil 1: Neophyten – Mitt. Haus der Natur 21: 25–83.
PILSL P., SCHRÖCK Ch., KAISER R., GEWOLF S., NOWOTNY G. & STÖHR O. (2008): Neophytenflora der Stadt Salzburg (Österreich) – Sauteria-Schriftenreihe f. systematische Botanik, Floristik u. Geobotanik 17: 1–596.
POLATSCHEK A. (2000): Flora von Nordtirol, Osttirol und Vorarlberg, Bd. 3. — Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum, Innsbruck. 1354 S.
POLATSCHEK A. & NEUNER W. (2013): Flora von Nordtirol, Osttirol und Vorarlberg, Band 7 – Innsbruck: Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum, 821 S.
STÖHR O. & BRANDES D. (2014): Flora der Bahnhöfe von Osttirol – Carinthia II 204./124: 631–670.
TRAXLER G. (1975): Floristiscbe Neuigkeiten aus dem Burgenland (IX) – Burgenländische Heimatblätter 37: 52–64.
WEBER C. (1963): Cultivars in the genus Chaenomeles. - Arnoldia 23 (3): 17-75
LG
Norbert