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Das Duft-Mariengras (Hierochloe odorata) ist ein circumpolares Element von Niedermooren, Seeufern und Bruchwäldern und ist in Österreich sehr selten und vom Aussterben bedroht. Autochthone Vorkommen Art finden sich lt. EFÖLS 2008 nur in der Steiermark und in Osttirol, wobei die steirischen Vorkommen im Enns- und Paltental situiert sind; über die Vorkommen im Ennstal berichtete Matz (2007); vgl. https://www.zobodat.at/pdf/MittNatVerSt ... 5-0186.pdf). In Nordtirol wurde die Art zudem adventiv nachgewiesen.
Für Osttirol wurde die Art erstmals durch Helmut Gams Ende der 1940er/Anfang der 1950er Jahre am Tristacher See bei Lienz nachgewiesen. Dieser Erstfund wurde in der folgenden Arbeit publiziert: Gams, H. (1952): Vom Pflanzenleben der "Unholden". Schlern-Schriften 98, Lienzer Buch, Wagner, Innsbruck: 251-257. Seither wurde dieses stark nach Cumarin duftenden Gras (daher der deutsche Name!) mehrfach in der Uferzone des Tristachersees nachgewiesen, so 1965 durch Helmut Melzer oder 1986 durch Bruno Wallnöfer (vgl. Wallnöfer 2007 - https://www.zobodat.at/pdf/ANNA_108B_0249-0263.pdf).
Ich selbst konnte die Art dann 2011 hier bestätigen, wobei ich die Pflanzen exakt an der von Gams erwähnten Lokalität auffand; meine Bestätigung habe ich auch publiziert und zwar wie folgt: https://www.zobodat.at/pdf/WissJbTirole ... 9-0433.pdf. Schon 2011 habe ich aber geschrieben, dass der Standort "stark durch Betritt durch Erholungssuchende und Freizeitsportler (Angler) beeinflusst wird". Seither ist es leider nicht besser geworden, so habe etwa ich vor 2 Jahren vergeblich an diesem am NW-Ufer situierten Stelle nach der Art gesucht.
Nun war ich vorgestern neuerlich vor Ort und musste feststellen, dass die Trittbelastung hier sogar nochmals zugenommen hat; seltene Begleitarten wie Thelypteris palustris (einziger Fundort in Osttirol) oder Carex vesicaria (ebenfalls sehr selten in Osttirol) kümmern in wenigen Exemplaren dahin. Hierochloe odorata fand sich dort nicht mehr, aber immerhin konnte ich in etwas von Gehölzen geschützten Carex-elata-Horsten diese Art weniger Meter entfernt noch rd. 15 Trieben nachweisen. Überraschend war aber vorgestern v.a. auch noch der Fund eines Teilbestandes am Südufer des Sees, wo ich zuvor stets vergeblich gesucht hatte: Hier fanden sich rd. 50 Triebe der Art in Begleitung von Equisetum x litorale (E. fluviatile x arvense), sodass die Population mit in Summe rd. 65 Trieben im Jahr 2019 als klein und räumlich eng begrenzt eingestuft werden muss. Zweifelsfrei ist Hierochloe odorata damit auch in Tirol höchst vom Aussterben bedroht ...
Viele Grüße
Oliver
Hierochloe odorata am Tristachersee (OT)
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Hierochloe odorata am Tristachersee (OT)
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- Hierochloe odorata, Tristachersee NW-Ufer; Lizenz: CC BY-NC-SA 4.0
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- Hierochloe odorata im Carex elata-Horst an der Wasserlinie, Tristachersee NW-Ufer; Lizenz: CC BY-NC-SA 4.0
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- Wuchsort am NW-Ufer, links die stark trittbelastete Uferzone; Lizenz: CC BY-NC-SA 4.0
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- Thelypteris palustris, Tristachersee NW-Ufer; Lizenz: CC BY-NC-SA 4.0
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- Thelypteris palustris, Tristachersee NW-Ufer; Lizenz: CC BY-NC-SA 4.0
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- Carex vesicaria, Tristachersee NW-Ufer; Lizenz: CC BY-NC-SA 4.0
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- Carex vesicaria, Tristachersee NW-Ufer; Lizenz: CC BY-NC-SA 4.0
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- Hierochloe odorata, Tristachersee SW-Ufer; Lizenz: CC BY-NC-SA 4.0
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- Hierochloe odorata, Tristachersee SW-Ufer (aufallend kurze Stängelblätter, ca. 1,5 cm lang); Lizenz: CC BY-NC-SA 4.0
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- Equisetum x litorale, Tristachersee SW-Ufer; Lizenz: CC BY-NC-SA 4.0
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