Dianthus giganteus

= Blütenpflanzen
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Norbert Sauberer
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Dianthus giganteus

Beitragvon Norbert Sauberer » Mittwoch 5. Juni 2019, 22:11

Heute gesehen am Rand einer Versickerungsmulde in Tribuswinkel: Dianthus giganteus, mehrere fast 1 m hohe Pflanzen, wie übermäßig gedüngte Kartäuser-Nelken....
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Norbert Griebl
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Re: Dianthus giganteus

Beitragvon Norbert Griebl » Donnerstag 6. Juni 2019, 09:21

Danke Norbert für den interessanten Fund.
Darf wieder meinen Senf dazugeben: Dianthus giganteus ist in sechs Unterarten (subsp. banaticus, subsp. croaticus, subsp. giganteus, subsp. haynaldianus, subsp. subgiganteus, subsp. vandasii) in Rumänien, auf der Balkanhalbinsel und der angrenzenden West-Türkei beheimatet (JALAS & SUOMINEN, 1986).
Wird kaum als Zierstaude kultiviert, findet sich aber in Blumen-Saatgutmischungen und „Schmetterlingswiesen“-Ansaaten. Im Zuge solcher Begrünungen wird gelegentlich Dianthus giganteus versehentlich(?) an Stelle von Dianthus carthusianorum ausgesät. Erste subspontane Vorkommen aus Mitteleuropa sind seit dem Jahr 1986 aus Hessen bekannt (SONNBERGER & SCHUHWERK 2005). Gegenwärtig im Gebiet mehrfach verwildert, lokal bereits eingebürgert (BRANDES & PFÜTZENREUTER 2013).
Auf Ansaaten gehen die Vorkommen bei Parndorf im Burgenland, Breitenfurt und Tribuswinkel in Niederösterreich, Münzkirchen und Mining in Oberösterreich und Graz in der Steiermark zurück (HOHLA 2012, RAABE & ADLER 2016, SAUBERER 2019, ESSL & RABITSCH 2002).
Quellen:
BRANDES D. & PFÜTZENREUTER S. (2013): Die Wechselbeziehungen zwischen Steppenrasen und Adventiv- bzw. Ruderalpflanzen in Deutschland – Technische Universität Braunschweig. http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00055238
ESSL F. & RABITSCH W. (2002): Neobiota in Österreich. – Wien, Umweltbundesamt; 432 S.
HOHLA M. (2012): Bromus sitchensis - neu für Österreich, Plantago coronopus – neu für Oberösterreich sowie weitere Beiträge zur Kenntnis der Flora des Innviertels – Beiträge zur Flora des Innviertels Stapfia 97: 180–192.
JALAS J. & SUOMINEN J. (1986): Atlas Florae Europaea 7 – Caryophyllaceae (Silenoideae). Akateeminen Kirjakauppa Helsinki. 229 S.
RAABE U. & ADLER W. (2016): Dianthus giganteus. In: Floristische Neufunde (170–235) – Neilreichia 8: 181–238.
SAUBERER N. (2019): Dianthus giganteus, in: viewtopic.php?f=10&t=1504
SONNBERGER B. & SCHUHWERK F. (2005): Dianthus giganteus D'Urv. - ein verkannter Neophyt in Bayern ? – Berichte-Bayerischen-Bot-Ges-Erforschung-Flora 75: 184–185.
TUTIN T.G. & WALTERS S.M. 1993: Dianthus. In: Tutin, T.G. (et al., eds, assisted by J. R. Akeroy, M.E.Newton): Flora Europaea vol. 1 2"«1 edition: 227–246. Cambridge.


Liebe Grüße
Norbert
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Je größer ein Mensch ist, desto mehr neigt er dazu, sich vor einer Blume niederzuknien

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Norbert Sauberer
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Re: Dianthus giganteus

Beitragvon Norbert Sauberer » Donnerstag 6. Juni 2019, 12:56

Super, danke! Hervorragend dieser Senf!

kurt nadler
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Re: Dianthus giganteus

Beitragvon kurt nadler » Montag 10. Juni 2019, 21:25

grüß euch
danke für den wichtigen beitrag.
die mir zuvor unbekannte art wurde vor wenigen tagen auch in vimperk anlässlich der südböhmen-botanikertagung von michl hohla referiert.
war für mich eine überraschung, da ich die eine "wildblumeneinsaat" über weit über 2 jahrzehnte überdauernde art im nachbarrasen (wo zeitweilig vegetationsinseln zum bienenfördern und versamen stehengelassen werden) auch bei mir in einem wenigmähdigen arrhenatheretum im glauben, eine halt große carthusianorum vor mir zu haben, per dort abgenommene samen erfolgreich eingebracht hatte.
wie weit das differnzierungs-kelchzahnmerkmal gegen carthusianorum hält, das lass ich mich einmal für die zukunft überraschen.

die art ist also jedenfalls bei uns sehr konkurrenzfähig: sie erträgt üppigen, wickenreichen hochgrasbewuchs genauso wie vielmahdrasen. das ausbreitungsverhalten ist jedoch gering. kann ja entlang verkehrswegen anders sein ...

kurt nadler
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Re: Dianthus giganteus

Beitragvon kurt nadler » Mittwoch 12. Juni 2019, 20:41

koinzidenz (und was foren alles können):
norberts (sauberer) beitrag hatte sich trotz meiner längeren abwesenheit vom forum telepathisch (!) ausgebreitet:
im 22. gemeinsamen prellenkirchner spätfrühling sagt mir meine gudula (keine forumsbesucherin) am 6.6.2019 vormittag, die nachbarliche, von mir bei uns etablierte dianthus sei keine carthusianorum. ich: ?!??!?? aber solche aussagen von ihr muss man ernst nehmen. (auch wenn man denkt, was solls denn sonst sein?). geh ich also her und fotografiere das ding erstmalig ab. siehe angeschlossene bilder:
dianthus giganteus, prellenkirchen zentrum, 6.6.2019.
am folgenden tag simma in südböhmen und erfahren von m. hohla von der existenz einer neophytischen dianthus giganteus in österrreich!
kaum zurück von 3 tagungstagen am 9.6. schau ichs mir vergleichend mit den erinnerungen vom vortrag an und mach noch beiliegendes bildl. am folgetag lese ich den beitrag im forum.
nun denke ich, dass die diagnose passt. fürs bestimmen erfreulich, dass die merkmale zwischen den verschiedenen bildquellen unerwartet konstant sind. also rein damit in den neuen fischadler.
ein paar google-suchergebnisse:
http://www.blumeninschwaben.de/Zweikeim ... _bluet.htm
https://www.zobodat.at/pdf/Berichte-Bay ... 4-0185.pdf
https://www.infoflora.ch/de/flora/diant ... nteus.html
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dianthus giganteus, prellenkirchen zentrum, 6.6.2019.
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dianthus giganteus, prellenkirchen zentrum, 6.6.2019.
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dianthus giganteus, prellenkirchen zentrum, 9.6.2019.
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Stefan Lefnaer
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Re: Dianthus giganteus

Beitragvon Stefan Lefnaer » Donnerstag 22. August 2019, 20:05

Auf der Schmetterlingswiese im Donaupark fand ich heute auch solche Riesentrümmer. Ob es Dianthus giganteaus ist, bin ich mir nicht sicher. Es wurden hier ja leider nur Funde gemeldet und das wichtigste - die Differenzialmerkmale zu Dianthus carthusianorum agg. - nicht behandelt. Sieht man hier oder hier nach, werden die allmählich zugespitzten Außenkelchblätter als wichtigstes Unterscheidungsmerkmal angegeben. Das ist natürlich ein Nonsense, da das ja Dianthus pontederae von Dianthus carthusianorum abgrenzt und zudem bei uns Übergangsformen zwischen diesen beiden Arten mit Übergangsmerkmal auftreten. Kann mir daher jemand sagen, wie man Dianthus giganteus wirklich unterscheiden kann? Hier Fotos:

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kurt nadler
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Re: Dianthus giganteus

Beitragvon kurt nadler » Freitag 23. August 2019, 00:09

pontederae steht anhand deiner fotos ohnehin nicht zur debatte.
giganteus scheint im schnitt höherwüchsig als carth. zu sein.
(auch im hintaus in prellenkirchen blüht sie derzeit zwischen den reifen früchten wieder.)

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Hermann Falkner
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Re: Dianthus giganteus

Beitragvon Hermann Falkner » Freitag 23. August 2019, 05:59

Schon, Kurt, aber Stefan hat schon recht - die distinctive features sollten trotzdem geprüft werden! ;-) mit diesem Suchbegriff hab ich dann auch ein pdf gefunden:
https://www.google.com/url?sa=t&source= ... 6532366743
Mit einem Schlüssel zu dieser Sektion! - die Fachtermini auf dt übersetzen: "Epicalyx scales" - das sind wohl die Aussenkelchblätter?? sind jedenfalls bei D. giganteus lt dieser Quelle allmählich verschmälert - bei allen anderen abrupt.

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Stefan Lefnaer
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Re: Dianthus giganteus

Beitragvon Stefan Lefnaer » Freitag 23. August 2019, 07:26

Hier noch Detailfotos von (Außen-)Kelch und Blüte:

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Bisher wäre so etwas D. pontederae gewesen (sofern es reine D. pontederae bei uns überhaupt gibt), zumindest anhand dem Hauptmerkmal, der inneren Außenkelchblätter. Ansonsten sind die Pflanzen teilweise zu groß (bis 80cm, aber auch kleinere mit rund 30cm waren dabei), aber die Größe kann ja nie ein verlässliches Unterscheidungsmerkmal sein. Also woran kann ich Mastexemplare von D. pontederae von D. giganteus sicher unterscheiden?

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Re: Dianthus giganteus

Beitragvon kurt nadler » Freitag 23. August 2019, 08:53

meine für mikromerkmalsspezialisten wenig hilfreiche antwort: "reine" pontederae sollte man sogar außerhalb des habitats im herbar an den kleinen (im lebendzustand hellen, nicht allzuselten übrigens auch reinweißen (spitzerberg, hackelsberg, thenauriegel)) blüten erkennen können. und übergangspopulationen pont.-carth. sind (für mich) mit gig. nicht wirklich verwechselbar. wie weit gig. in habitate von carth. und pont. eindringen können wird, ist noch offen, derweil wird sie subruderal gemeldet, und wie erwähnt hat sie sich in prellenkirchen einmal ins arrhenatheretum und in in einen scherrasen auf gleichem standort eingegliedert. wie weit sie brometen oder festuceten infiltriert, wo die andren beiden sippen eingenischt sind, wird man sehen. für pontederaestandorte könnte/sollte ihr die xeromorphie fehlen. derweil scheint es noch nicht so weit zu sein.

danke für die neue studie, dabei aber vorsicht: wir wissen nicht, ob giganteus der türkei den neophytischen in ö. entspricht (siehe norbert griebls subspeziesverzeichnis), und die türken haben scheinbar pontederae nicht, daher "genügt" der schlüssel für dort, aber nicht mit garantie für hier.

offenbar wird die neue eföls-verschlüsselung v.a. "metrische" angaben enhalten müssen.


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