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Digitalis lanata

Verfasst: Freitag 7. Juni 2019, 21:22
von Jürgen Baldinger
Wie oft seht Ihr die submediterrane Digitalis lanata? Ich habe sie jetzt einige Jahre nicht vorgefunden, erst heute wieder am Bhf Gramatneusiedl 4 Sprosse aus vermutlich einem Rhizom. Janchen nennt 1977 ja einige wenige Fundpunkte, und auch am Wienerberg soll es seit 1994 einen Bestand geben. Ich habe vor einigen Jahren ein Vorkommen bei der Kreisgrabenanlage Glaubendorf beobachtet, dort die Art aber bei Besuchen in den letzten Jahren nicht mehr entdeckt; vielleicht ist der Bestand auch erloschen. - Verbascum speciosum beim Bhf Gramatneusiedl übrigens fast in Massenbeständen, in den Äckern nördlich davon ebenso Anchusa arvensis.

Re: Digitalis lanata

Verfasst: Freitag 7. Juni 2019, 21:40
von Stefan Lefnaer
Hallo Jürgen,

ich sah die Art zuletzt 2014 bei Strebersdorf. Wohl mit einer Begrünungsmischung ausgebracht. Bei den Alten Schanzen 2011, auch aus einer solche Begrünung.

Schöne Grüße
Stefan

Re: Digitalis lanata

Verfasst: Samstag 8. Juni 2019, 16:49
von Hermann Falkner
Sehe ich auch immer wieder einmal - nicht häufig, aber doch gelegentlich; beim Kraftwerk Freudenau auf der Donauinsel gibt's ein Vorkommen, das sich jetzt schon viele Jahre hält - hab ich, glaub ich, so um 2011-2012 zum ersten Mal gesehen und seither immer wieder, dh dieses Vorkommen hält sich schon beständig (ist also entweder beim Kraftwerksbau eingebracht worden oder irgendwann später).
Die Art kann sich also wohl auch fest etablieren.

Re: Digitalis lanata

Verfasst: Mittwoch 12. Juni 2019, 21:03
von kurt nadler
heul: ich kannte sie noch nicht.

Re: Digitalis lanata

Verfasst: Mittwoch 12. Juni 2019, 21:43
von Pablito
Das ist ja eine hochgiftige Pflanze, die früher auch angebaut wurde und medizinisch verwendet wurde!
Ich kenne sie von Gebiet, wo sie dafür angebaut wurde, nur habe ich den Namen gerade nicht im Kopf :-(
Bei den alten Schanzen habe ich sie vor Jahren ziemlich häufig gesehen...

Re: Digitalis lanata

Verfasst: Mittwoch 12. Juni 2019, 21:47
von Pablito
Im Gebiet des Truppenübungsplatzes Grossmittel im Föhrenwald, ca. visavis vom Fischa-Ursprung wurde sie angebaut...

Re: Digitalis lanata

Verfasst: Donnerstag 13. Juni 2019, 07:48
von Norbert Griebl
Liebes Forum!

Anbei wieder eine kurze Literaturzusammenfassung dieser interessanten Art:
Ausbreitung: Beheimatet in Südost-Europa von Slowenien, Süd-Ungarn und dem Banat bis Griechenland und Nordanatolien. Als Herzglykosidlieferant und Zierstaude kultiviert und teilweise in ruderal beeinflussten Trockenrasen, Brachfeldern, Weinbergen und Feldrainen verwildert oder verschleppt. Lokal auch eingebürgert, so im Steinfeld Niederösterreichs.
ÖSTERREICH:
Unbeständig bis lokal eingebürgert, so in Niederösterreich zwischen Katzelsdorf und Schloss Eichbüchel im Rosaliengebirge, bei Weißenbach a. d. Triesting, Königsberg und Kaltenberg bei Fischamend, Schranawand bei Ebreichsdorf, Fischa-Dagnitz-Quelle im Steinfeld, Enzersdorf an der Fischa, Traiskirchen, Gramatneusiedl und Glaubendorf in Niederösterreich (JANCHEN 1977, HARTL & WAGENITZ 1975, SAUBERER & TILL 2015, BALDINGER 2018, BALDINGER 2019) und Donauinsel und Wienerberg im 10. Wiener Gemeindebezirk (FALKNER 2019, ROIDER 2014, ADLER & MRKVICKA 2003).

Quellen:
ADLER W. & MRKVICKA Ch. (2003): Die Flora von Wien - gestern und heute – Verlag des Naturhistorischen Mus. Wien, 831 S.
BALDINGER J. (2018): Carlina vulgaris agg. und eine zweite unbekannte Art in: Forum Flora Austria - Forum des Vereins zur Erforschung der Flora Österreichs - http://forum.flora-austria.at/
BALDINGER J. (2019): Digitalis lanata - viewtopic.php?f=10&t=1508
FALKNER H. (2019): Digitalis lanata - viewtopic.php?f=10&t=1508
FISCHER M., OSWALD K. & ADLER W. (2008): Exkursionsflora für Österreich, Liechtenstein und Südtirol; 3., verb. Aufl. der „Exkursionsflora von Österreich“ (1994). – Linz: OÖ Landesmuseum; 1392 S.
HARTL D. & WAGENITZ G. (1975): in Hegi: Illustrierte Flora von Mitteleuropa, Band VI, (Teil 1). – Paul Parey, Berlin und Hamburg. 631 S.
JANCHEN E. (1977): Flora von Wien, Niederösterreich und Nordburgenland. — Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien 2. Aufl. 757 S.
ROIDER R. (2014): Virtual Herbaria JACQ – Digitalis lanata – https://herbarium.univie.ac.at
SAUBERER N. & TILL W. (2015): Die Flora der Stadtgemeinde Traiskirchen in Niederösterreich: eine kommentierte Artenliste der Farn- und Blütenpflanzen. Biodiversität und Naturschutz in Ostösterreich – BCBEA 1/1: 3–63.

Re: Digitalis lanata

Verfasst: Donnerstag 13. Juni 2019, 08:36
von Pablito
Servus Norbert,
deine Ausführungen immer sind grenzgenial. Für mich unvorstellbar so eine umfangreiche Datenbank griffbereit zu haben! Ich hatte diesmal schon insgeheim gehofft, dass du Verbreitungsangaben inkl. Literatur postet :-)

Re: Digitalis lanata

Verfasst: Donnerstag 13. Juni 2019, 13:40
von Jürgen Baldinger
Großartig, Norbert, auch von mir ein Dank. Nur eine kleine Einschränkung, dass meine Pflanze aus Enzersdorf/Fischa nach wie vor eine "cf."-Punzierung aufweist. Dass es sich um Digitalis lanata gehandelt haben könnte, scheint mir nach diesem Laubblattvergleich mit Gramatneusiedl aber eine Spur wahrscheinlich geworden. Würdet Ihr das auch so sehen?

Re: Digitalis lanata

Verfasst: Samstag 15. Juni 2019, 11:02
von Hermann Falkner
Am Standort auf der Donauinsel (Freudenauer Brücke) ist Digitalis lanata inzwischen in Vollblüte.
Heuer zähle ich dort vom Weg aus allerdings noch nicht einmal 10 Individuen (wenn ich den ganzen Hügel abgesucht hätte, kämen vielleicht noch einige wenige dazu) - das ist definitiv weniger als in den letzten Jahren.

Ob das ein Zeichen dafür ist, dass die Art dort im Rückgang ist, kann ich aber nicht definitiv beantworten - das kann auch andre Ursachen haben, etwa Mahd zum "falschen" Zeitpunkt. Durchaus denkbar ist aber natürlich schon auch, dass sich die Art auf Dauer dann doch nicht halten kann und vielleicht in einigen Jahren ganz von dort verschwinden wird.