Verwilderungen an der Faschingalm-Straße (OT)

= Blütenpflanzen
Oliver Stöhr
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Verwilderungen an der Faschingalm-Straße (OT)

Beitragvon Oliver Stöhr » Mittwoch 10. Juli 2019, 20:28

Liebes Forum,

genau dort, wo die Straße zur Faschingalm unter der Zettersfeldseilbahn vorbeiläuft, ist aktuell eine Stelle mit interessanten Verwilderungen an einem Wegrand sowie in der angrenzenden Schlagflur auf rd. 1000 msm zu finden.

Neben kommunen Arten wie Lupinus polyphyllus oder Brassica rapa kommt dort als adventives "Highlight" Symphytum x uplandicum (Futter-Beinwell) in Mengen vor. Diese Kulturhybride ist die Kreuzung aus S. asperum und S. officinale und an den kaum am Stängel herablaufenden, sitzenden Blättern und den rosa Blüten erkennbar. Außerdem ist diese Hybride sehr wüchsig, die dortigen Pflanzenten erreichen Wuchshöhen von rd. 1,5 m. Hier einige Bilder dazu:
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Symphytum x uplandicum kannte ich bislang erst von einer weiteren Stelle in Osttirol, somit Zweitfund für Osttirol. Die Art erobert inzwischen auch schon die Umgebung - sie hat dort also sicher invasives Potenzial.

Aber es gibt noch andere Adventivlinge an dieser Stelle: Auch Camelina sativa fand sich dort in einem Exemplar, das nun in meinem Herbar liegt; diese Art kannte ich aus Osttirol noch nicht:
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Auch bemerkenswert ein eher schmächtiges Individuum von Silybum marianum:
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Und weiters Cichorium endivia mit dichter Beblätterung:
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Blühend ist dort auch ein Individuum von Spiraea japonica zu bewundern:
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Phytolacca acinosa
ist dagegen im Vergleich zu den vorigen Arten fast schon häufig in Osttirol:
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Scheint also alles in allem ein beliebter Gartenauswurfplatz zu sein. Ich werde Mitte Sommer diese Stelle sicher nochmals aufsuchen - vielleicht kommt ja noch was Spannendes nach ...

Viele Grüße
Oliver

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Norbert Griebl
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Re: Verwilderungen an der Faschingalm-Straße (OT)

Beitragvon Norbert Griebl » Montag 15. Juli 2019, 16:29

Lieber Oliver!

Danke dafür, dass du diese Neubürger auch vorstellst. Besonders interessant finde ich Cichorium endivium. Meines Wissens ein Neufund für Tirol ?!
Die Endivie geht wahrscheinlich aus der zweijährigen Cichorium pumilum, welche im gesamten Mittelmeergebiet beheimatet ist, hervor. Im Gebiet wird sie erstmals um das Jahr 800 in der Landgüterverordnung Karl des Großen genannt, ab dem 16. Jahrhundert ist ihre Kultur hier nachgewiesen (KÖRBER-GROHNE 1995). Gegenwärtig im Gebiet vereinzelt und unbeständig subspontan auftretend, so in Braunau in Oberösterreich auf einem Kinoparkplatz (HOHLA 2006), Kasern in Salzburg (SIMONOVÁ & OTÝPKOVÁ 2009), bei Graz und Knittelfeld in der Steiermark, Straße zur Faschingalm in Osttirol (STÖHR 2019), Tosters in Vorarlberg (ESSL & RABITSCH 2002) und Simmering, Kaiserebersdorf und Grinzinger Friedhof in Wien (ADLER & MRKVICKA 2003). Auch bei Bozen in Südtirol (Naturmuseum Südtirol 2018).

Quellen:
ADLER W. & MRKVICKA Ch. (2003): Die Flora von Wien - gestern und heute – Verlag des Naturhistorischen Mus. Wien, 831 S.
ESSL F. & RABITSCH W. (2002): Neobiota in Österreich. – Wien, Umweltbundesamt; 432 S.
FISCHER M., OSWALD K. & ADLER W. (2008): Exkursionsflora für Österreich, Liechtenstein und Südtirol; 3., verb. Aufl. der „Exkursionsflora von Österreich“ (1994). – Linz: OÖ Landesmuseum; 1392 S.
HOHLA M. (2006): Bromus diandrus und Eragrostis multicaulis neu für Oberösterreich sowie weitere Beiträge zur Kenntnis der Flora des Innviertels – Beitr. Naturk. Oberösterreichs 16: 11–83.
HOHLA M. (2011): Cardamine corymbosa (Brassicaceae) und Bromopsis (Bromus) riparia (Poaceae) – neu für Österreich sowie weitere Beiträge zur Adventivflora von Oberösterreich, Niederösterreich und Salzburg – Neilreichia 6: 55–79.
KÖRBER-GROHNE U. (1995): Nutzpflanzen in Deutschland – von der Vorgeschichte bis heute – Nikol, Hamburg, 490 S.
MELZER H. (1986): Neues zur Flora von Steiermark, XXVIII. – Mitteilungen des naturwissenschaftlichen Vereins für Steiermark 116: 173–190.
MELZER H. & BARTA T. (1995): Orobanche bartlingii Grisebach, die Bartling-Sommerwurz, - neu für das Burgenland und andere Neuigkeiten zur Flora dieses Bundeslandes, sowie von Nieder- und Oberösterreich Linzer Biol. Beitr. 27/2: 1021–1043.
MELZER H. & BARTA T. (2000): Crambe hispanica, der Spanische Meerkohl, ein Neufund für Österreich, und weitere floristische Neuigkeiten aus Wien, Niederösterreich und dem Burgenland. – Linzer biol. Beitr. 32_1: 341–362.
Naturmuseum Südtirol (2018): http://www.florafauna.it/index.jsp?proj ... &locale=de
SIMONOVÁ D. & OTÝPKOVÁ Z. (2009) - Virtual Herbaria JACQ –Cichorium endivia – https://herbarium.univie.ac.at
STÖHR O. (2019): Verwilderungen an der Faschingalm-Straße, Osttirol - posting.php?mode=reply&f=10&t=1579
TRAXLER G. (1979): Cichorium calvum, Kahlfrüchtige Wegwarte (Zichorie) - neu für Österreich – Burgenländische Heimatblätter 41: 91–93.
TRAXLER G. (1984): Floristische Neuigkeiten aus dem Burgenland (XVIII). — Burgenl. Heimatbl. 46: 126–135.
WAGENITZ G. (1987): in Gustav HEGI – Illustrierte Flora von Mitteleuropa, Band VI, Teil 4, 2.Auflage. Verlag Paul Parey, Berlin und Hamburg. 863 S.

LG
Norbert
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