Eleocharis palustris subsp. vulgaris

= Blütenpflanzen
Benutzeravatar
Stefan Lefnaer
Beiträge: 3525
Registriert: Sonntag 18. September 2016, 21:41
Wohnort: Wien
Kontaktdaten:

Eleocharis palustris subsp. vulgaris

Beitragvon Stefan Lefnaer » Montag 5. August 2019, 22:09

Liebe Leute,

in Norden der Donauinsel wurde der sogenannte Phönixteich angelegt. Es finden sich dort Arten wie Alisma lanceolatum, Schoenoplectus lacustris und Scirpoides holoschoenus. Möglicherweise wurden manche davon ausgebracht. Es ist bei der verbreiteten Unsitte florenverfälschender Ansalberei immer schwierig zu entscheiden was künstlich ausgebracht wurde und was nicht. Allerdings gab es schon am Inundationsgebiet Tümpel, deren Populationen hier überlebt haben könnten. Lemna trisulca, die ich auch vorfand, dürfte wohl natürlich sein. Bei einer Eleocharis, die ich an mehreren Stellen fand, bin ich mir nicht sicher. Bei der Gattung tue ich mir immer etwas schwer. Hier zuerst einmal Fotos. Habitus:

20190805_173811.jpg
Lizenz: CC BY-NC-SA 4.0
20190805_173811.jpg (470.85 KiB) 3623 mal betrachtet

Stängel:

Mikro1.jpg
Lizenz: CC BY-NC-SA 4.0
Mikro1.jpg (508.48 KiB) 3623 mal betrachtet
Mikro2.jpg
Lizenz: CC BY-NC-SA 4.0
Mikro2.jpg (270.54 KiB) 3623 mal betrachtet

Ährchen:

Mikro5.jpg
Lizenz: CC BY-NC-SA 4.0
Mikro5.jpg (381.93 KiB) 3623 mal betrachtet
Mikro7.jpg
Lizenz: CC BY-NC-SA 4.0
Mikro7.jpg (694.72 KiB) 3623 mal betrachtet

Unterste sterile DeckB:

Mikro6.jpg
Lizenz: CC BY-NC-SA 4.0
Mikro6.jpg (695.74 KiB) 3623 mal betrachtet

Mittlere fertile DeckB:

Mikro8.jpg
Lizenz: CC BY-NC-SA 4.0
Mikro8.jpg (564.23 KiB) 3623 mal betrachtet

DeckB mit Fr:

Mikro9.jpg
Lizenz: CC BY-NC-SA 4.0
Mikro9.jpg (1.16 MiB) 3623 mal betrachtet

Fr:

Mikro10.jpg
Lizenz: CC BY-NC-SA 4.0
Mikro10.jpg (436.16 KiB) 3623 mal betrachtet

Stomata von der Stängelmitte (was der Satz "Es müssen die nebeneinander liegenden Stomata zumind. auf dem halben StgUmfang in der StgMitte gemessen werden" bedeuten soll, erschließt sich mir übrigens überhaupt nicht, außer dass die Stomata in der Stängelmitte zu untersuchen sind. Der Satz klingt so verständlich, als hätte den jemand durch Google-Translator gejagt. Aber vielleicht bin ich zu unfähig dafür.):

MikroX2.jpg
Lizenz: CC BY-NC-SA 4.0
MikroX2.jpg (706.09 KiB) 3623 mal betrachtet
MikroX4.jpg
Lizenz: CC BY-NC-SA 4.0
MikroX4.jpg (1.32 MiB) 3623 mal betrachtet
MikroX7.jpg
Lizenz: CC BY-NC-SA 4.0
MikroX7.jpg (824.77 KiB) 3623 mal betrachtet
MikroX9.jpg
Lizenz: CC BY-NC-SA 4.0
MikroX9.jpg (760.4 KiB) 3623 mal betrachtet

Es kann wohl kein Zweifel bestehen, dass die Pflanzen zu E. palustris agg. gehören. Dann wird es spannend. E. uniglumis kann man aus meiner Sicht ausschließen.

Punkt 5-:
  • Die untersten 2 DeckB steril, den Grund des Ä’ch meist nur halb (bis höchstens ¾) umfassend. --> ja
  • Stg (1)2–3(5) mm Durchmesser --> ja

Dann Punkt 6:
  • DeckB zur FrZeit bleibend; --> großteils bleibend, manche abgefallen
  • Perigonborsten (0–3)4, den GriFuß nicht überragend; --> immer 4, aber tlw. GriFuß überragend!
  • GriFuß am Grund durch eine Einschnürung deutl. von der Fr abgesetzt; --> ja
  • Stg in trockenem Zustand nicht od. nur sehr fein gefurcht, mit ≈ 20 Leitbündeln, meist starr, nicht leicht zus.drückbar, matt- bis graugrün; --> ja, aber (frisch) eher leicht zusammendrückbar und eher grasgrün
  • Stomatagestalt: Nebenzellen überragen Schließzellen, Schmalseite konkav. --> die Nebenzellen sind zumindest so lang wie die Schließzellen oder sogar länger. Letztere (die sind wohl gemeint, auch wenn das im Schüssel unklar formuliert ist, was eigentlich konkav sein soll, vgl. die Fotos hier) sind deutlich konkav. Zur Erklärung: die Schließzellen sind die Fleischlaberl in den Dingern die wie Hamburger aussehen, die Nebenzellen die Weckerlhälften oben und unten.

Auch wenn nicht alle Merkmale ganz passen, dürfte es sich wohl eindeutig um E. palustris handeln.

Bei den UArten wird es knifflig. E. p. subsp. vulgaris würde deutlich besser passen, auch wenn die Art für Niederösterreich noch nicht angegeben ist:

  • Mittlere DeckB (3,5)4–4,5(5) mm lg, d’braun mit grünem Mittelstreifen u. deutl., 1–1,5 mm br hyalinem Rand --> passt, der durchsichtige Rand ist allerdings schmäler
  • Fr (ohne GriFuß gemessen) (1,3)1,5–2 mm lg u. 1,1–1,3 mm br, d’braun --> passt
  • Ä’ch meist 20–40-blü --> sollte auch passen, mehr Blü sind es eher nicht
  • Stomata (50)56–70(77) µm lg. --> passt perfekt, alle sind um die 60µm lang
  • GriFuß so br wie hoch. --> passt

Kann jemand E. p. subsp. vulgaris bestätigen? Mit dem Schlüssel hier komme ich übrigens auch auf E. p. subsp. vulgaris und dort wird der Stängel sogar explizit als "dunkelgrün, glänzend" beschrieben.

Schöne Grüße
Stefan

Benutzeravatar
Stefan Lefnaer
Beiträge: 3525
Registriert: Sonntag 18. September 2016, 21:41
Wohnort: Wien
Kontaktdaten:

Re: Eleocharis palustris subsp. vulgaris

Beitragvon Stefan Lefnaer » Dienstag 6. August 2019, 07:33

Nachtrag: nachfolgend noch Fundangaben, die ich auftreiben konnte. Anscheinend ist die Unterart in Österreich bisher nur aus dem Burgenland, Kärnten und Oberösterreich bekannt.

https://www.zobodat.at/pdf/STAPFIA_0095_0141-0161.pdf
https://www.zobodat.at/pdf/STAPFIA_0095_0006-0015.pdf

Benutzeravatar
Stefan Lefnaer
Beiträge: 3525
Registriert: Sonntag 18. September 2016, 21:41
Wohnort: Wien
Kontaktdaten:

Re: Eleocharis palustris subsp. vulgaris

Beitragvon Stefan Lefnaer » Dienstag 6. August 2019, 12:15

Und hier noch ein Artikel zum Phönixteich:

https://www.zobodat.at/pdf/DENISIA_0010_0227-0241.pdf

"Das gesamte Areal um die Teichanlage und die Brutwand wurde nicht bepflanzt, sondern einerkontrollierten natürlichen Sukzession überlassen (Abb. 4)."

Ist also demnach ein natürliches spontanes Vorkommen.

Oliver Stöhr
Beiträge: 3332
Registriert: Freitag 25. November 2016, 20:05
Wohnort: Nussdorf-Debant
Kontaktdaten:

Re: Eleocharis palustris subsp. vulgaris

Beitragvon Oliver Stöhr » Dienstag 6. August 2019, 19:26

Lieber Stefan,

ich kann deine Bestimmung gut nachvollziehen und bin auch der Meinung, dass es sich um diese Untart handelt.
Bei uns in Osttirol kenne ich E. palustris ssp. palustris als seltene Sippe, wobei vielleicht mit Ausnahme der zerstreuten E. quinqueflora auch die anderen Eleocharis-Arten, d.h. bislang uniglumis und mamillata ssp. austriaca, hier als selten einzustufen sind.

LG
Oliver

Benutzeravatar
Stefan Lefnaer
Beiträge: 3525
Registriert: Sonntag 18. September 2016, 21:41
Wohnort: Wien
Kontaktdaten:

Re: Eleocharis palustris subsp. vulgaris

Beitragvon Stefan Lefnaer » Dienstag 6. August 2019, 20:29

Lieber Oliver,

danke für deine Einschätzung!

Die UArt heißt jetzt übrigens nomenklatorisch korrekt Eleocharis palustris subsp. waltersii, wie ich gerade sehe, siehe hier.

Schöne Grüße
Stefan

Benutzeravatar
Stefan Lefnaer
Beiträge: 3525
Registriert: Sonntag 18. September 2016, 21:41
Wohnort: Wien
Kontaktdaten:

Re: Eleocharis palustris subsp. vulgaris

Beitragvon Stefan Lefnaer » Dienstag 17. September 2019, 20:13

Thomas Gregor hat mir nun Eleocharis palustris subsp. waltersii (= E. p . subsp vulgaris) anhand meines Belegs bestätigt. Ist somit gemeinsam mit diesem Fund neu für Niederösterreich.


Zurück zu „Spermatophyta (Samenpflanzen)“

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 21 Gäste