Interessantes aus Huben im Iseltal (OT)

= Blütenpflanzen
Oliver Stöhr
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Interessantes aus Huben im Iseltal (OT)

Beitragvon Oliver Stöhr » Montag 21. Oktober 2019, 20:45

Liebe alle,

zum vermeintlichen Saisonende möchte ich einige Nachweise der gestrigen Kurzexkursion nach Huben (Gem. Matrei) im Iseltal mitteilen, die ev. auch für euch von Interesse sind.

Zunächst habe ich auf einer jungen Ruderalfläche noch Vicia glabrescens in voller Blüte angetroffen, was angesichts der späten Jahreszeit und der Seltenheit der Art im Bezirk Lienz bemerkenswert ist - gut zu sehen ist die kurze Platte der Fahne und der bauchig aufgetriebene Kelch:
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Dann konnte ich in einem Waldstück nahe der Isel bzw. des Ortes eine Spiraea adventiv antreffen, die sich für mich als Spiraea nipponica herausstellt. Trotz der fehlenden Blüten ist die Bestimmung für mich unstrittig, da die Triebe stark kantig und die Blätter ausgesprochen klein sind sowie die Blattform für diese Art gut passt. Diese in verschiedenen Sorten bei uns sehr häufig kultivierte Art stammt, wie der Name schon sagt, aus Japan - der jetzige Nachweis ist der erste für Tirol, vermutlich ist die Art damit aber auch neu für Österreich:
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Unweit davon dann eine weitere Verwilderung, dieses Mal einer Weidenart, die ebenfalls bei uns kultiviert wird und zwar von der asiatischen Salix sachalinensis - kenntlich an kahlen Trieben und bis 15 cm langen schmalen Blättern, die sowohl apikal wie auch an der Basis lang zugespitzt sind; der Blattrand ist umgebogen, die Blattunterseite schwach behaart. Auch diese Art ist damit neu für Osttirol, ev. auch neu für Österreich:
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Weiter gehts mit Helleborus niger, die in Osttirol natürlicherweise nicht vorkommt, sondern nur sehr selten verwildert auftritt; gefunden wurde nur ein einziges Blatt dieser Art unweit eines Hauses nahe des oben erwähnten Waldes:
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Das nordamerikanische Symphyotrichum novae-angliae, nur wenige 100 Meter im besagten Wald wachsend, habe ich schon einmal hier im Forum aus Osttirol vorgestellt, die Art ist aber nicht all zu oft adventiv in Osttirol zu sehen:
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Dann an einem Waldrand erneut eine adventive Spiraea und zwar nunmehr Spiraea japonica, einer der häufig verwilderten Spiersträucher:
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Nur wenige Meter dann für mich überraschend ein Trupp von Aconitum napellus auf wie gesagt 825 msm im Talboden, ein sehr tief gelegenes Vorkommen, das aber möglichweise auch auf eine Verwilderung zurückgeht; der Wuchs war auffallend klein, nur ca. 0,5 m:
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Fallopia baldschuanica (= F. aubertii) wird bei uns zunehmend als Schnell-Begrünungspflanze an Böschungen, Schutzwänden und Bewehrte-Erde-Konstruktionen verwendet und verwildert auch immer mehr, allein heuer habe ich 3 neue Fundorte hier in Osttirol festgestellt - mit dieser Art wird auch bei uns vermehrt zu rechnen sein, vermutlich wird sie bald invasiv:
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Und abschließend konnte ich noch den neophytischen Rubus armeniacus adventiv finden, von dieser gern kultivierten Art habe ich jetzt auch schon einige Nachweise in Osttirol:
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Viele Grüße
Oliver

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Re: Interessantes aus Huben im Iseltal (OT)

Beitragvon Norbert Griebl » Dienstag 22. Oktober 2019, 09:18

Das sind sogar sehr interessante Funde.

Zu Salix sachalinensis: Die Art wurde schon in Österreich gefunden, wobei nicht immer klar ist, ob es sich um Anpflanzungen oder Verwilderungen handelt. Die nordostasiatische Sachalin-Weide wird häufig als Zier- und Heckenpflanze kultiviert, meist als männlicher Klon cvar. „Sekka“ mit verbänderten Zweigenden. Sie tritt vereinzelt subspontan(?) auf, so beim Ritzensee nahe Saalfelden im Salzburger Pinzgau (GUNTRAM 2016) und im obersten Feistritztal bei Weiz in der Steiermark (SCHIEFERMAIR 1972).

Quellen
GUNTRAM G. (2016): Forum Flora-Austria: Welcher Baum (Strauch)? - viewtopic.php?f=4&t=56
SCHIEFERMAIR R. (1972): Virtual Herbaria JACQ – Salix sachalinensis – https://herbarium.univie.ac.at


LG Norbert
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Re: Interessantes aus Huben im Iseltal (OT)

Beitragvon Peter Pilsl » Dienstag 22. Oktober 2019, 09:30

Hallo Oliver,
deine Spiraea nipponica hat mich an einen Spiraea-Beleg aus Salzburg erinnert, den ich bisher noch nicht genauer bestimmen konnte.
Ist das deiner/eurer Meinung nach auch eine S. nipponica?
http://131.130.131.10/herbaria/jacq-vie ... lsl_014430
Peter Pilsl
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Oliver Stöhr
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Re: Interessantes aus Huben im Iseltal (OT)

Beitragvon Oliver Stöhr » Dienstag 22. Oktober 2019, 19:21

@Peter: der Link funktioniert leider gerade nicht - übrigens schon öfters der Fall. Ich schaue mir das später einmal an ..
@Norbert: Ich habe mir nur rasch die inoff. Verbreitungskarten zur neuen Auflage der Roten Liste angesehen und da ist diese Art für Österreich gar nicht angeführt. Umso dankbarer bin ich für deine Ergänzungen! Den Ritzensee kenne ich, dort ist viel gepflanzt worden - daher glaube nicht, dass hier eine Verwilderung dieser Art vorliegt. Anders dürfte das beim Beleg aus der Steiermark (Feistritztal) sein, denn da hat die Sammlerin ausdrücklich "kult. und adv." geschrieben ...
Viele Grüße
Oliver

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Re: Interessantes aus Huben im Iseltal (OT)

Beitragvon Georg Pflugbeil » Montag 28. Oktober 2019, 19:23

Ich möchte Oliver zustimmen, den Ritzensee kenne ich auch sehr gut. An diesem als Badesee genutzten Gewässer ist am Ufer allerhand kultiviert. Ich bin mir ziemlich sicher, dass die Weide dort gepflanzt wurde. Rundherum wird auch gemäht.
lg, Georg

Oliver Stöhr
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Re: Interessantes aus Huben im Iseltal (OT)

Beitragvon Oliver Stöhr » Freitag 25. Juni 2021, 20:01

Hier kommt dazu passend nun der wohl erste adventive Nachweis von Salix sachalinensis aus Salzburg und zwar aus Köstendorf, wo ein junges Individuum in einem Graben in einer Feuchtwiese wächst; ca 20 m entfernt steht ein älterer kultivierter Strauch (Foto von vorgestern).

Viele Grüße
Oliver
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