Chorispora tenella auf der Neuen Donau

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Stefan Lefnaer
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Re: Chorispora tenella auf der Neuen Donau

Beitragvon Stefan Lefnaer » Montag 6. April 2020, 09:42

Auf den Alten Schanzen kenne ich den Art seit mindestens 2015. Die wurde dort anscheinend mit den Weideschafen hinverschleppt. Auf der in den Botanischen Spaziergängen gezeigten Exkursion habe ich sie dann hergezeigt, kurioserweise haben die Exkursionsleiter die Art gar nicht gekannt...

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Hermann Falkner
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Re: Chorispora tenella auf der Neuen Donau

Beitragvon Hermann Falkner » Mittwoch 8. April 2020, 19:43

Kleine Ergänzung - kleinere Vorkommen gibt's auch an der Saltenstr., das Areal scheint aber hier - an der Siedlung - tatsächich zu enden (das haben einige weitere "Corona-Spaziergänge" ergeben).

Auf der Neuen Donau wird neuerdings ja beweidet, eine Verbreitung der Samen durch Schafe ist hier in den nächsten Jahren also vorstelbar. Im bebauten Gebiet im 22. gibt es limitiert durch Siedlungen (und rege Bautätigkeit) kaum Expansionspotenzial, und in der Lobau ist die Art wegen des Rückgangs von Ackerflächen rückläufig.

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Hermann Falkner
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Re: Chorispora tenella auf der Neuen Donau

Beitragvon Hermann Falkner » Montag 4. Mai 2020, 18:58

Und noch eine Ergänzung - ich hätte nicht gedacht, heuer noch einen Neufund auf mir unbekanntem Territorium zu machen, aber heute hab ich doch tatsächlich ein Einzel-Individuum weit östlich von der Saltenstr. gefunden: schon auf Gemeindegebiet von Grossenzersdorf, hart an der Stadtgrenze, auf einem Acker östlich der Guntherstr., südlich der Raasdorfer Teiche, rund 30 m östlich der Stadtgrenze zu Wien, falls die hier tatsächlich genau entlang der Guntherstr. verläuft - bereits überwiegend fruchtend.

Weitere Individuen habe ich keine gefunden, vereinzelte fruchtende wären allerdings hier auch schwer auszumachen gewesen.
Der Acker ist sichtlich seit dem Herbst nicht mehr bearbeitet worden und könnte daher vielleicht noch das eine oder andre interessante zu Tage fördern, wenn man ihn noch eine Weile in Ruhe lässt - werde ich weiter beobachten. Etwas ausführlicher zum Habitat in diesem Beitrag (Bestimmungsanfrage).
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Hermann Falkner
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Re: Chorispora tenella auf der Neuen Donau

Beitragvon Hermann Falkner » Freitag 7. August 2020, 06:57

Dank Norberts toller Literaturliste bin ich auf
MELZER 1988 gestossen, der Chorispora tenella in der Lobau erwähnt.

Direktlink zum pdf:
https://www.google.com/url?q=https://ww ... LhZsrkUoP1

Demnach war die Art ursprünglich am Donau-Oder-Kanal verbreitet, sogar lokal eingebürgert!
Sie ist dort aber in den 1980ern verschwunden; Thomas Barta hat die in den 80ern nicht mehr am Donau-Oder-Kanal gefunden - wohl aber auf Ödland bei der Lobau-Brücke - das ist wohl die Brücke bei der Saltenstr., ich kenn das jedenfalls so.

Sprich - der Artikel wirft ein Licht auf die Einwanderungsgeschichte: Melzer vermutet, eingeschleppt über Begrünungssaatgut - vom Donau-Oder-Kanal ist die Art dann offenbar über die Äcker der Lobau ins Lobauvorland weitergewandert und hat dort jetzt seinen Verbreitungsschwerpunkt, während sie in der Lobau selbst durch den Rückgang von Ackerland generell seltener wird. Die Donauinsel-Vorkommen könnten mit den ursprünglichen Donau-Oder-Kanal-Vorkommen zusammenhängen, oder auch neu (über Saatgut) eingeschleppt worden sein.

Nordöstlich von Essling hab ich übrigens auch noch an der Marchfelder Ostbahn-Baustelle an der Wiener Stadtgrenze wenige Individuen von Chorispora tenella gefunden - auch in diese Richtung gibt es also immer wieder kleine "Ausreisser", aber keine flâchige Population wie im Lobauvorland.

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Re: Chorispora tenella auf der Neuen Donau

Beitragvon kurt nadler » Samstag 16. Januar 2021, 11:08

Zur Info: In der Florenmonografie des NNO-iranischen Golestan-Nationalparks (https://www.zobodat.at/pdf/STAPFIA_0053_0001-0412.pdf) gilt die Art als Steppenpflanze (Seite 89 des Werks bzw. 101 des pdf)!


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