Thesium dollineri
Verfasst: Montag 17. April 2017, 20:31
Liebes Forum,
auf einer trockenen Weg-/Ackerböschung nächst Schleinbach fand ich heute neu für den Quadranten 7564-4 Thesium dollineri (Dolliner-Leinblatt), ein Sandelholzgewächs (Santalaceae). Im Weinviertel findet man relativ häufig zwei andere Leinblätter, nämlich Th. linophyllon und Th. ramosum. Th. dollineri hingegen ist deutlich seltener anzutreffen. Im folgenden möchte ich einige Fotos zeigen und die Unterscheidungsmerkmale diskutieren. Die meisten Thesium-Arten in Österreich weisen unterhalb der Blüten/Früchte drei Hochblätter auf. Die zwei seitlichen sind Vorblätter und sitzen tatsächlich unterhalb der Blüte. Das mittlere ist ein Deckblatt, das an der Basis des Blütenstiels sitzt, aber mit diesem verwachsen ist und daher scheinbar auch direkt unterhalb der Blüte entspringt:
Kennzeichnend für Th. dollineri ist, dass das Deckblatt viel länger als der 1-3 mm lange Blütenstiel ist. Die langen Deckblätter dominieren den Blütenstand und stehen teilweise "kammartig" ab. Der Blütenstand ist eine Traube, das als Unterscheidungsmerkmal zu Th. linophyllon, bei dem der Blütenstand eine Thyrse ist.
Die Blüten sind über den Hochblättern ungestielt, das Perigon ist fünfzipfelig:
Zur Fruchtzeit rollt sich das Perigon ein und ist dann kürzer als die eigentliche Frucht (hier bei der unreifen Frucht noch nicht deutlich). An der Basis der Frucht bildet sich ein gelbliches, für Ameisen schmackhaftes Elaioson. Die dadurch angelockten Ameisen tragen die Diasporen in ihren Bau, am Weg verlorene oder des Elaoisoms erleichterte Früchte tragen zur Ausbeitung der Art bei. Laut Exkursionsflora soll die Frucht netznervig sein, was in diesem frühen Stadium anscheinend noch nicht erkennbar ist.
Die Laubblätter sind laut Schlüssel einnervig. Allerdings weist die Art eigentlich nur Hochblätter und gar keine Laubblätter auf.
Auch der Habitus ist unverkennbar: aus dem Hypokotylkopf wachsen sternförmig zahlreiche unverzweigte, niederliegende bis aufsteigende Blühtriebe. Laut Exkursionsflora machen dies nur überwinternde Pflanzen, während bereits im Herbst zum Blühen kommende Individuen im oberen und auch unteren Teil des Hauptsprosses lange, blühende Seitenäste entwickeln. Ich selber habe eine solche Pflanze noch nie beobachtet, vielleicht ist der hellbraune, abgestorbene Spross am ersten Foto der Rest einer solchen Herbstinfloreszenz. Beide Formen wurden auch als Unterarten beschrieben, dürften aber nur jahreszeitliche Modifikanten sein.
Schöne Grüße,
Stefan
auf einer trockenen Weg-/Ackerböschung nächst Schleinbach fand ich heute neu für den Quadranten 7564-4 Thesium dollineri (Dolliner-Leinblatt), ein Sandelholzgewächs (Santalaceae). Im Weinviertel findet man relativ häufig zwei andere Leinblätter, nämlich Th. linophyllon und Th. ramosum. Th. dollineri hingegen ist deutlich seltener anzutreffen. Im folgenden möchte ich einige Fotos zeigen und die Unterscheidungsmerkmale diskutieren. Die meisten Thesium-Arten in Österreich weisen unterhalb der Blüten/Früchte drei Hochblätter auf. Die zwei seitlichen sind Vorblätter und sitzen tatsächlich unterhalb der Blüte. Das mittlere ist ein Deckblatt, das an der Basis des Blütenstiels sitzt, aber mit diesem verwachsen ist und daher scheinbar auch direkt unterhalb der Blüte entspringt:
Kennzeichnend für Th. dollineri ist, dass das Deckblatt viel länger als der 1-3 mm lange Blütenstiel ist. Die langen Deckblätter dominieren den Blütenstand und stehen teilweise "kammartig" ab. Der Blütenstand ist eine Traube, das als Unterscheidungsmerkmal zu Th. linophyllon, bei dem der Blütenstand eine Thyrse ist.
Die Blüten sind über den Hochblättern ungestielt, das Perigon ist fünfzipfelig:
Zur Fruchtzeit rollt sich das Perigon ein und ist dann kürzer als die eigentliche Frucht (hier bei der unreifen Frucht noch nicht deutlich). An der Basis der Frucht bildet sich ein gelbliches, für Ameisen schmackhaftes Elaioson. Die dadurch angelockten Ameisen tragen die Diasporen in ihren Bau, am Weg verlorene oder des Elaoisoms erleichterte Früchte tragen zur Ausbeitung der Art bei. Laut Exkursionsflora soll die Frucht netznervig sein, was in diesem frühen Stadium anscheinend noch nicht erkennbar ist.
Die Laubblätter sind laut Schlüssel einnervig. Allerdings weist die Art eigentlich nur Hochblätter und gar keine Laubblätter auf.
Auch der Habitus ist unverkennbar: aus dem Hypokotylkopf wachsen sternförmig zahlreiche unverzweigte, niederliegende bis aufsteigende Blühtriebe. Laut Exkursionsflora machen dies nur überwinternde Pflanzen, während bereits im Herbst zum Blühen kommende Individuen im oberen und auch unteren Teil des Hauptsprosses lange, blühende Seitenäste entwickeln. Ich selber habe eine solche Pflanze noch nie beobachtet, vielleicht ist der hellbraune, abgestorbene Spross am ersten Foto der Rest einer solchen Herbstinfloreszenz. Beide Formen wurden auch als Unterarten beschrieben, dürften aber nur jahreszeitliche Modifikanten sein.
Schöne Grüße,
Stefan