Calystegia silvatica: vielleicht schon öfters übersehen?

= Blütenpflanzen
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Norbert Sauberer
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Calystegia silvatica: vielleicht schon öfters übersehen?

Beitragvon Norbert Sauberer » Freitag 26. Juni 2020, 15:21

Diese submediterrane Art beginnt sich offensichtlich langsam in Österreich zu etablieren. Vermutlich ist sie schon häufiger vorhanden, wird aber verkannt und übersehen. In Perchtoldsdorf gelang vor ein paar Tagen der Nachweis einer Verwilderung. Wenn man weiß worauf man achten muss, ist sie eindeutig zu erkennen: sehr große Blüten, die Kelchblätter werden von den zwei bauchig aufgeblähten Vorblättern ganz eingehüllt und die Blattbuchten sind rund. Die Laubblätter können eine beachtliche Größe erreichen. Der Standort war ein normaler, mäßig trockener Waldrand. Die auch hier wachsende Bryonia dioica wurde von der Zaunwinde überwuchert.

Den Erstfund für Österreich hat Rudolf Różanek im Jahr 2002 in Wien gemacht: https://www.zobodat.at/pdf/NEIL_2-3_028 ... pdf#page=2

Es gibt aber aber auch einen nicht publizierten und nicht näher dokumentierten Nachweis von Walter Forstner aus 1992 aus Klosterneuburg, den mir freundlicherweise Christian Gilli kommuniziert hat.

Es würde sich auf jeden Fall lohnen großblütige Calystegien genauer unter die Lupe zu nehmen!

Calystegia silvatica Perchtoldsdorf_20200623_08.jpg
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Norbert Griebl
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Re: Calystegia silvatica: vielleicht schon öfters übersehen?

Beitragvon Norbert Griebl » Samstag 27. Juni 2020, 07:14

hab da noch:
Calystegia silvatica:
Hallein in Salzburg (ESSL & RABITSCH 2002), Landstraßer Hauptstraße in Wien (ADLER & MRKVICKA 2003).

LG Norbert

Quellen:
ADLER W. & MRKVICKA Ch. (2003): Nachträge zur „Flora Wiens“ (I) – Neilreichia 2-3: 99–106.
ESSL F. & RABITSCH W. (2002): Neobiota in Österreich. – Wien, Umweltbundesamt; 432 S.
Je größer ein Mensch ist, desto mehr neigt er dazu, sich vor einer Blume niederzuknien

Christian Gilli
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Re: Calystegia silvatica: vielleicht schon öfters übersehen?

Beitragvon Christian Gilli » Montag 29. Juni 2020, 16:25

Zur Fundmeldung in Salzburg vgl. auch die Anmerkung in Walter et al. in Essl & Rabitsch 2002 (https://www.umweltbundesamt.at/fileadmi ... /DP089.pdf): "Das in JANCHEN (1956–60) angegebene Vorkommen ist fraglich. Möglicherweise liegt eine Fehlbestimmung vor. Diese Art wurde in WITTMANN et al. (1987, 1996) für Salzburg nicht mehr berücksichtigt."

In der aktuellen Neophytenliste Salzburgs von Pflugbeil & Pilsl 2013 (https://www.zobodat.at/pdf/HdN_21_0025-0083.pdf) wird der Name Calystegia silvatica nur als "Synonym" von Calystegia pulchra genannt.

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Hermann Falkner
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Re: Calystegia silvatica: vielleicht schon öfters übersehen?

Beitragvon Hermann Falkner » Samstag 4. Juli 2020, 10:30

Das war gestern wirklich "Kollateral-Botanik" - mit Freunden auf der Donauplatte und ohne jede Absicht, zu botanisieren: habe dann aber im Donaupark noch ein paar Bilder gemacht und [Calystegia silvatica]*) gefunden (ich nehme an, allein dieses Bild ist sehr eindeutig: Blüten sehr gross und Kelchblätter so wie von Norbert beschrieben und gezeigt).

Standort: Iris-See im Donaupark, Schilfgürtel; und dort wirklich total "natürlich" wirkend, man findet sie rund um den See herum.
Im Donaupark ist natürlich viel gepflanzt worden - und vermutlich auch diese Art -, den Schilfgürtel hat sie aber sicherlich "auf eigene Faust" erobert!

*korr. s. u. auf C. sepium!!
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Calystegia sepium
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Norbert Sauberer
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Re: Calystegia silvatica: vielleicht schon öfters übersehen?

Beitragvon Norbert Sauberer » Samstag 4. Juli 2020, 15:46

Servus Hermann,
auch wenn die Blüte wohl sehr groß ist (wie groß ist aber schwierig zu sagen ohne Maßstab), so glaube ich doch, dass es sich um Calystegia sepium handelt. Hauptgrund: die Vorblätter sind nicht stark aufgebläht und sie hüllen den Kelch nicht zur Gänze ein. Ich glaube, du musst dich noch ein wenig weiter umschauen. Ich vermute auch, dass Calystegia silvatica gar nicht die feuchten Stellen und Gewässerufer, sondern eher trockenere Gebüsch- und Waldränder besiedelt, also Stellen wo etwa Bryonia vorkommt, aber dies ist nur eine Vermutung.

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Re: Calystegia silvatica: vielleicht schon öfters übersehen?

Beitragvon Hermann Falkner » Samstag 4. Juli 2020, 16:33

Lineal hab ich keins mitgehabt, aber so rund 5 cm sollte die Blüte lang gewesen sein: also eh, wie jetzt nachgeschlagen, im in EfÖLS angeführten Bereich - und stimmt ja, die Vorblâtter sind kaum aufgebläht ;-) ich ergänze oben, Danke!

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Re: Calystegia silvatica: vielleicht schon öfters übersehen?

Beitragvon kurt nadler » Donnerstag 9. Juli 2020, 19:55

kann man das evtl. calystegia pulchra sensu fischer et al. 2008 nennen oder bleiben wir besser bei c. sepium?
Von den anwesenden profis hat sich keiner hinsichtlich ersterer gedanken gemacht. aber immerhin soll die farbe ja was aussagen.
9.6.2019, südböhmen-botanikexkursion, burg vimperk (winterberg), böhmerwaldrand. auf der vergeblichen suche nach geranium divaricatum.
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Re: Calystegia silvatica: vielleicht schon öfters übersehen?

Beitragvon Peter Pilsl » Freitag 10. Juli 2020, 08:54

Hallo Kurt,
ich hab solche Pflanzen immer als Calystegia pulchra angesprochen
Peter Pilsl
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Re: Calystegia silvatica: vielleicht schon öfters übersehen?

Beitragvon Norbert Sauberer » Freitag 10. Juli 2020, 17:17

Ja, das schaut ganz nach der C. pulchra aus. Calystegia pulchra und C. silvatica werden teils auch nur als Unterarten geführt.

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Re: Calystegia silvatica: vielleicht schon öfters übersehen?

Beitragvon kurt nadler » Freitag 10. Juli 2020, 18:31

danke euch. ich kann die tragweite des funds (noch) nicht im geringsten bewerten. aber klar war, dass diese pflanze für mich sehr auffällig war.


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