Myosotis stricta auf den Bahnhöfen Floridsdorf und Jedlersdorf

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Stefan Lefnaer
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Myosotis stricta auf den Bahnhöfen Floridsdorf und Jedlersdorf

Beitragvon Stefan Lefnaer » Donnerstag 11. Mai 2017, 21:10

Liebes Forum,

auf schottrigen Flächen auf den Bahnhöfen Floridsdorf und Jedlersdorf fand ich unlängst Vorkommen von Myosotis stricta. Die Art tritt in Österreich laut Exkursionsflora selten auf sandigen Äckern, sandigen Ruderalstellen, trockenen Wiesen und Weiderasen sowie Trockenrasen auf. Häufiger trifft man sie im Moravikum (im östlichen Waldviertel / westlichen Weinviertel) auf Silikattrockenrasen an. In Wien ist die kalkmeidende Art selten, da hier die meisten Böden eine basische Reaktion aufweisen. Laut Wien-Flora sind nördlich der Donau bisher nur Vorkommen von den Alten Schanzen und aus der Lobau bekannt. Das Vorkommen am Bahnhof Floridsdorf und Jedlersdorf ist somit neu für den Stadtraum 321. Hier zunächst einige Habitusfotos:

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In der Exkursionsflora wird die Art im Schlüssel anhand der an den Laubblattunterseiten und am Stängelgrund befindlichen Hakenhaare unterschieden. Ich halte dieses Merkmal für etwas problematisch: es sind dort keineswegs alle Haare hakig, sondern man findet meist nur einige Hakenhaare an den genannten Stellen, aber im Feld ist das oft schwer sichtbar. Hier Bilder von diesen oben hakenförmig gekrümmten Haaren auf einer Laubblattunterseite:

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Ein besseres Merkmal sind vielleicht die Blütenstiele, die sehr kurz sind: rund 1 mm, meist höchstens halb so lang wie der Kelch. Bei der ähnlichen und in Wien recht häufigen M. ramosissima, die ähnliche Standorte besiedelt aber kalkverträglich ist, sind die Blütenstiele ungefähr so lang wie der Kelch. Zudem sind dort die Kelchzipfel bei abgeblühten Blüten offen, bei M. stricta jedoch zusammengeneigt:

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Ein weiteres (Unterscheidungs-)Merkmal von M. stricta ist, dass die unterste Blüte meist ein Vorblatt aufweist:

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Die Teilfrüchte sind im reifen Zustand braun oder grau:

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Die Art findet wohl auf den Bahnhöfen ein Ersatzhabitat, da dort Silikatschotter verbaut wurde und somit ein geeignetes Substrat vorhanden ist. In der direkten Umgebung wuchs auch Arabidopsis thaliana in rauen Mengen, eine weitere kalkmeidende Art, die auch sonst in Wien nicht oft zu sehen ist.

Schöne Grüße,
Stefan

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