Bromus hordeaceus ssp. thominei in Rust

= Blütenpflanzen
Oliver Stöhr
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Bromus hordeaceus ssp. thominei in Rust

Beitragvon Oliver Stöhr » Mittwoch 2. Juni 2021, 14:33

Hallo zusammen!

Zu Pfingsten habe ich im Ruster Seevorgelände in salzhältigen Parkrasen die Strand-Flaum-Trespe duchaus abundant angetroffen. Diese Unterart wächst dort unter anderem mit Carex secalina und - für mich auch überraschend - Matricaria chamomilla, die ich auch bei Illmitz in Salzwiesen tw. aspektbildend gesehen habe.

Bromus hordeaceus ssp. thominei ist eine sehr niederwüchsige Trespensippe, die wie der Name schon erahnen lässt, in salzbeeinflussten Lebensräumen vorkommt. In Österreich wurden erst wenige Vorkommen bekannt, die sich bisher auf den Neusiedlersee beschränken. Eine Literaturstelle hierzu ist wie folgt: https://www.zobodat.at/pdf/LBB_0037_2_1401-1430.pdf
Der Nachweis und die Abundanz in Rust zeigen, dass diese Sippe ev. noch weiterverbreitet ist. Übrigens habe ich diese Sippe auch am Zicksee in St. Andrä gesehen, die untigen Fotos stammen aber aus Rust.

Viele Grüße
Oliver
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Stefan Lefnaer
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Re: Bromus hordeaceus ssp. thominei in Rust

Beitragvon Stefan Lefnaer » Mittwoch 2. Juni 2021, 21:55

Hier übrigens Bromus hordeaceus von der Kagraner Brücke, die für mich genauso aussieht wie jene aus Rust:

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Hier noch ein paar Maße (von jeweils größten Bestandteilen):
  • Ähre: 3,5 cm
  • Ährchen: 13-14 mm mit Granne, 10 mm ohne Granne
  • Granne: 4 mm
  • Deckspelze: 6 mm, dicht behaart
  • Vorspelze deutlich länger als Frucht

Ich würde Summa summarum von einem standortbedingt zwergwüchsigen B. h. subsp. hordeaceus ausgehen. B. h. subsp. thominei ist sehr unwahrscheinlich und da passen die behaarten Deckspelzen nicht. Bei B. h. subsp. pseudothominei passen die Vorspelzen nicht.

Oliver Stöhr
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Re: Bromus hordeaceus ssp. thominei in Rust

Beitragvon Oliver Stöhr » Mittwoch 2. Juni 2021, 22:47

Hallo Stefan,

Danke für die Fotos und Anmerkungen. Soweit ich im Netz auf die Schnelle gesehen habe, dürfen die Deckspelzen bei der ssp. thominei schon auch behaart sein, siehe: http://www.blumeninschwaben.de/Einkeimb ... m_hord.htm
Siehe weiters auch Foto und Text unter: https://www.irishwildflowers.ie/pages-grasses/g-65.html
Im Bromus-Schlüssel von Scholz wird das Indument der Deckspelzen nicht erwähnt: http://flora-deutschlands.de/Kochia/Ban ... Bromus.pdf

Ich finde dass die Merkmale der Pflanzen aus Rust (und wohl auch deiner aus Kagran) schon auf diese Sippe passen, lasse mich aber auch gerne überzeugen, da Bromus ja bekanntlich keine ganz einfache Gattung ist.

Noch eine andere Frage bei der Gelegenheit: wofür würdest du die Chenopodium-Pflanze im obigen Bild der Matricaria halten?

Viele Grüße
Oliver

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Re: Bromus hordeaceus ssp. thominei in Rust

Beitragvon Stefan Lefnaer » Donnerstag 3. Juni 2021, 06:23

Das sieht mir nach Ch. opulifolium aus, aber nicht ganz typisch.

Oliver Stöhr
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Re: Bromus hordeaceus ssp. thominei in Rust

Beitragvon Oliver Stöhr » Donnerstag 3. Juni 2021, 07:20

Danke für deine Rückmeldung - Chenopodium opulifolium habe ich in Westösterreich noch nicht gesehen, daher ist mir diese Art nicht geläufig.

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Re: Bromus hordeaceus ssp. thominei in Rust

Beitragvon Jürgen Baldinger » Donnerstag 3. Juni 2021, 17:05

In der Flora Gallica verweist man auch auf Bestimmungsschwierigkeiten um Bromus hordeaceus. Von diesem wird dort im Schlüssel zunächst B. pseudothominei als eigene Art abgetrennt.

Bei B. hordeaceus werden dann vier Unterarten geführt 1), wobei sich subsp. hordeaceus auszeichne durch (bei gut entwickelten Rispen) mindestens einen Ast länger als 15 mm (Ährchen normalerweise behaart) und subsp. thominei 2) durch (bei gut entwickelten Rispen) alle Äste kürzer als 15 mm (Ährchen behaart oder kahl).

Allerdings sei die Rispenzweiglänge bei subsp. hordeaceus bei Populationen auf schwierigeren Standorten kein verlässliches Merkmal, wenn sich oft keine Rispe gut entwickle, sondern kurz und gedrängt bleibe, in Kultur aber "normal" wachse, so zum Beispiel auf N-atlantischen luftsalzigen Rasen (subsp. feronii scheine auch ein solcher Ökotyp zu sein).

Subsp. thominei sei beschrieben worden nach littoralen Zwergpflanzen, ebenfalls Ökotypen von geringem Wert; Ähnliches finde man in korsischen Bergen. Im Unterschied zu Scholz (Wildernowia 38: 411 - 422, 2008) halten die Autoren die Basis der Grannen für sehr variabel in dieser Sippe, einmal eng und isodiametrisch (~0,1 mm), einmal breit (~0,2 mm) und deutlich abgeflacht wie bei subsp. hordeaceus und subsp. molliformis, mit allen Übergängen. Die Sippe scheine mediterranen und S-atlantischen Ursprungs, außerhalb dieses Gebiets besiedle sie rasch nährstoffreiche, warme Brachen, wo sie sich deutlich durch weitgehende Kahlheit (zumindest bei einigen Exemplaren), geringe Größe, kurze, gedrängte Rispen und frühere Blüte von subsp. hordeaceus unterscheide. Hybride seien häufig, würden aber die Elternbestände nicht überschwemmen.

1) die anderen beiden sind subsp. longipedicellatus und subsp. molliformis
2) einschließlich subsp. mediterraneus und var. leptostachys
"(...) gib ihnen noch zwei südlichere Tage (...)"

Oliver Stöhr
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Re: Bromus hordeaceus ssp. thominei in Rust

Beitragvon Oliver Stöhr » Donnerstag 3. Juni 2021, 17:08

Danke Jürgen für deine Ergänzung!

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Stefan Lefnaer
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Re: Bromus hordeaceus ssp. thominei in Rust

Beitragvon Stefan Lefnaer » Donnerstag 3. Juni 2021, 19:03

Danke ebenfalls! Wie schon Qualtinger sang: "es passt nix wos passt".

Ich werde versuchen jemanden zu finden der meinen Beleg revidiert.

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Re: Bromus hordeaceus ssp. thominei in Rust

Beitragvon Jürgen Baldinger » Donnerstag 3. Juni 2021, 20:52

"Mir passt nix, wos passt - i setz' auf Ruin'..."
"(...) gib ihnen noch zwei südlichere Tage (...)"

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Re: Bromus hordeaceus ssp. thominei in Rust

Beitragvon Stefan Lefnaer » Donnerstag 10. Juni 2021, 07:55

Auch im Donaupark gibt es solche Individuen: dichte, kurze Rispen, kurze Ährchen, kurze Deckspelzen, rosettiger Wuchs usw. Kümmerexemplare mit nur einem oder wenigen Ährchen sind das nicht. Aber was ist es wirklich?

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