Epipactis greuteri neu für die Steiermark

= Blütenpflanzen
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Norbert Griebl
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Epipactis greuteri neu für die Steiermark

Beitragvon Norbert Griebl » Mittwoch 11. August 2021, 16:49

Liebe Alle,

am 4. August d. J. konnte Wolfgang Kundigraber Epipactis greuteri in der Festlau im Hochschwab-Gebiet neu für die Steiermark finden. Die Art zeigt eine deutliche Vorliebe für luftfeuchte Standorte, meist wächst sie sogar in der Nähe von Bächen. Am Standort waren die Pflanzen typische E. greuteri, die sich vor allem auszeichnet durch oft hängende, dunkelgrüne Laubblätter, die erst weit oben über dem Boden beginnen und den Pflanzen ein hochbeiniges Aussehen verleihen, lange, stark hängende Tragblätter, lange Blütenstiele mit hängenden Blüten, weiß-grüne Blüten ohne Rottöne und ein stark reduziertes bis fehlendes Klinandrium, sodass die Pollinien mehr oder weniger direkt auf die Narbe gesetzt werden.
Epipactis greuteri wurde im Jahre 1981 aus dem griechischen Pindos-Gebirge erstbeschrieben. Sie war aber bereits vorher aus Tschechien bekannt, wie Pflanzenzeichnungen zeigen, die zwar mit E. leptochila bezeichnet sind, jedoch E. greuteri darstellen (Mrkvicka 1992). In den folgenden Jahren wurden weitere Vorkommen bekannt und 1991 konnte die Art im Krummbachgraben bei Kaiserbrunn in Niederösterreeich erstmals für Österreich nachgewiesen werden (Mrkvicka 1992). Es folgten Funde aus Mähren (Bartousek 1993), Italien (Savelli & Alessandrini 1994, sub. E. flaminia), an der Güns bei Redlschlag im Burgenland (Timpe 1995), Thüringen (Feldmann & al. 1996), der Slowakei (Mereda 2000) und 2001 ein Fund einer eigenen Unterart subsp. preinensis von Prein an der Rax in Niederösterreich (Seiser 2001).

Quellen:
Bartousek P. (1993): Epipactis greuteri Baumann & Künkele in der Tschechischen Republik.- Mitt. Arbeitskreis Heim. Orch. Baden-Württemberg 25: 141-145.
Feldmann R., Wucherpfennig W. & Zaiss H. W. (1996): Epipactis distans und Epipactis greuteri - zwei für Deutschland neue Orchideenarten. - J. Eur. Orch. 28: 108-118.
Mereda P. (2000): Epipactis greuteri (Orchidaceae) - a new species of the Slovak flora. - Biologia (Bratislava) 55: 49-55.
Mrkvicka A. C. (1992): Erstnachweis von Epipactis greuteri Baumann & Künkele in Österreich. - Mitt. Arbeitskreis Heim. Orch. Baden-Württemberg 24: 450-456.
Savelli P. R. & Alessandrini A. (1994): Epipactis flaminia Savelli & Alessandrini, sp. nov.,(Orchidaceae) nell’ Appeninoromagno lo . - Webbia 49: 25-30.
Seiser K. (2001): Eine neue Subspezies der Epipactis greuteri (Orchidaceae) am Fuß der Rax (Niederösterreich) - Neilreichia 1: 137-148
Timpe W. (1995): Epipactis muelleri und Epipactis greuteri - zwei für das Burgenland neue Stendelwurzarten. - Burgenländ. Heimatbl. 57: 187-191.
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Gerd4126
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Re: Epipactis greuteri neu für die Steiermark

Beitragvon Gerd4126 » Dienstag 14. Dezember 2021, 19:52

Servus Norbert,

Dieser Beitrag mit deiner Beschreibung der E. greuteri erinnert mich an was - und jetzt habe ich es auch ausgegraben:

Ich war 2019 im Bereich des Preiner Gscheid auf der Suche nach der Epipactis greuteri ssp. preinensis. War aber nicht vom Glück verfolgt- konnte zwar 3 Pflanzen finden, eine war aber verbissen, eine ist im Knospenstadium verdorrt und eine war ohne Knospenansatz.
Das ganze in einem - na nennen wir es so "sportlichen Graben", dass ich mir geschworen habe nie mehr wieder da hinzugehen.
Seither sind die E. greuteri ins hinterste Gedankeneck verräumt worden, aber dein Beitrag ändert das wiederum !

Habe noch folgendes Bild von der Aktion mit 2 vermutlichen E. greuteri - was meist dazu ?

liebe Grüße
Gerd
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Norbert Griebl
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Re: Epipactis greuteri neu für die Steiermark

Beitragvon Norbert Griebl » Mittwoch 15. Dezember 2021, 08:51

Lieber Gerd,

puh, Ständelwurze aus der helleborine-Gruppe anhand der Blätter zu bestimmen ist meiner Meinung nach unmöglich - ist es schon mit voll geöffneten Blüten schwer genug.
Übrigens muss ich bei meiner oben geäußerten Meinung von greuteri im Hochschwab-Gebiet wieder etwas zurück rudern. Ich habe die Bilder mehreren Epipactis-Spezialisten gezeigt wegen einer etwaigen Veröffentlichung des Fundes und die Ergebnisse waren unterschiedlich: Es kann sich entweder um eine nicht typische greuteri oder um eine nicht typische leptochila handeln, ein eindeutiges Ergebnis ist dabei nicht rausgekommen.

Ich habe es mir heuer auch zur Aufgabe gemacht, mir verschiedenen Epipactis-Populationen anzuschauen, um etwas mehr Klarheit zu bekommen.
So war ich bei der greuteri subsp. greuteri in Redlschlag im Burgenland und bei der greuteri subsp. preinensis an der Rax und kurz gesagt meine Meinung, die Unterart preinensis halte ich für entbehrlich.
Begründung: Die Argumentation für die Unterart, die preinensis wachse im Gegensatz zur greuteri büschelweise, stimmte bei meinem Vergleich nicht überein. Sowohl in Redlschlag als auch in Prein wuchsen die Pflanzen einzeln.
Die Argumentation für die Unterart, die Laubblätter seien bei der greuteri kürzer bis wenig länger als die Internodien und bei der preinensis deutlich länger als die Internodien stimmte nicht überein. Bei beiden Populationen waren die Blätter deutlich länger als die Internodien.
Die Argumentation für die Unterart, das Epichil ist bei greuteri fast höckerlos und bei preinensis deutlich mit Calli gehöckert, stimmte nicht überein. Das Epichil war bei beiden Populationen sehr ähnlich, was die Calli betrifft.
Die Argumentation für die Unterart, die Blüten bei greuteri seien wenig geöffnet und bei preinensis weit geöffnet stimmte nicht überein.
Wo es Unterschiede gab waren die von Seiser angesprochene Blütenstiellänge, die bei greuteri länger als bei preinensis ist. Hier aber nun gleich eine eigene Unterart zu machen, ist meiner Meinung nach nicht notwendig.

Beste Grüße
Norbert
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Gerd4126
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Re: Epipactis greuteri neu für die Steiermark

Beitragvon Gerd4126 » Mittwoch 15. Dezember 2021, 09:25

Lieber Norbert,

Vielen Dank für deine ausführliche Antwort - kurz gesagt ich muss wohl nächstes Jahr nochmals hin um die Blüte zu fotografieren um Klarheit in die Sache zu bringen. Werde es dann an dieser Stelle posten - vorausgesetzt ich erwische auch den Blütenstand.

viele Grüße
Gerd

Gerd4126
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Re: Epipactis greuteri neu für die Steiermark

Beitragvon Gerd4126 » Donnerstag 4. August 2022, 12:33

Servus Norbert,

wie angekündigt hier Bilder von Epipactis cf. greuteri vom Preiner Gscheid. Bilder vom 3. August - leider heuer früher dran oder ich bin um 10 Tage zu spät, dafür sind sie unscharf, pfhhhh....
liebe Grüße, Gerd
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Norbert Griebl
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Re: Epipactis greuteri neu für die Steiermark

Beitragvon Norbert Griebl » Montag 8. August 2022, 11:34

Lieber Gerd,
danke fürs Nachschauen.
Ich hab´s heuer nicht zur preinensis geschafft, war in den Insubrischen Alpen botanisieren.
Beste Grüße
Norbert
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