Moehringia ciliata x muscosa in Osttirol

[Oliver Stöhr]

Hallo zusammen!

Letztes Wochenende habe ich im Laserzgebiet in der Lienzer Dolomiten am Wegrand eine Nabelmiere fotogafiert, die mir bereits im Gelände durch einen etwas aufgelockerten Wuchs und die Ausbildung sowohl vierzähliger, als auch fünfzähliger Blütenkronblätter aufgefallen ist. Nach erfolgter Literaturrecherche bin ich der Ansicht, dass es sich dabei um die Hybride zwischen Moehringia ciliata und M. muscosa (= M. x hybrida Kern.) handelt, die ich bisher im Feld noch nicht bewusst wahrgenommen habe. Zum Verständnis: M. ciliata weist ja bekanntermaßen fünfzählige, M. muscosa rein vierzählige Blüten auf, daher lag der Hybridverdacht nahe.

Dieser wurde aber nun auch durch die Originaldiagnose untermauert, die ebenso u.a. das Vorhandensein teils vier- und teils fünfzähliger Blüten bei dieser Hybride hervorstreicht. Die Erstbeschreibung ist in der Österr. Bot. Zeitung aus dem Jahr 1903 im Beitrag von Heinrich Handel-Mazzetii ("Beitrag zur Gefäßpflanzenflora von Tirol") auf der S. 362 zu finden. Da ev. nicht alle Zugang zu dieser Literatur haben, hänge ich einen Screenshot der Originaldiagnose an.

Übrigens besitzt auch die Hybride zwischen M. bavarica und muscosa (= M. x coronensis Behr.) teils vier- und teils fünfzählige Blüten; vgl. dazu die Erstbeschreibung unter: http://www.zobodat.at/pdf/Allg-bot-Zeit ... 5-0066.pdf

E. Janchen gibt in seinem Catalogus die Hybride zwischen Moehringia ciliata und M. muscosa wie folgt an: "Alp. von St, Sb, NTi". Nachweise aus Osttirol sind aber bereits in der neuen Tirol-Flora von A. Polatschek dokumentiert und zwar vom Winklertal S Kartitsch (Karnische Alpen; 1979, A. Polatschek) und von den Lienzer Dolomiten ("Kerschbaumeralm, unterhalb", wohl undatierter Beleg in W). Dennoch handelt es sich um einen interessanten Nachweis einer natürlichen Hybride, auf die in basisch getönten Gebieten der Ostalpen bei Zusammentreffen der Elternarten zu achten ist.

Viele Grüße
Oliver