Pasterzenvorfeld, spätes Stadium
Verfasst: Donnerstag 29. Juni 2017, 21:03
Liebe alle,
heute habe ich für den Nationalpark Hohe Tauern eine botanische Exkursion ins Gletschervofeld der Pasterze (Gem. Heiligenblut, Kärnten) geführt. Trotz Schmuddelwetter (Regen, Nebel, ca. 10 Grad) konnten wir einige Highlights dieses sehr artenreichen, jedoch an sich gut durchforschten Gebietes erblicken. Mehrheitlich sind die nachfolgenden Arten von dort schon bekannt, aber weil es sich mitunter um echte Seltenheiten unserer heimischen Flora handelt, möchte ich sie hier kurz portraitieren.
Carex bicolor, Carex atrofusca und Kobresia simpliciuscula: Alle drei Sauergräser kennzeichnen den prioritären FFH-Lebensraumtyp 7240 "Alpine Pionierformation des Caricion bicoloris-atrofuscae" und sind im Pasterzenvorfeld anzutreffen. Die größte Seltenheit davon ist zweifelsfrei Carex atrofusca, von der wir heute eine neue Teilpopulation mit ca. 10 Individuen entdecken konnten. Zum Vergleich: Es gibt Schätzungen, die den österreichweiten Bestand dieser Art mit nur rd. 2000 Pflanzen beziffern - die Segge ist damit zweifelsfrei eine der seltensten in Österreich!
Oxytropis lapponica: Diese arktisch-alpine Art war in Kärnten lange Zeit verschollen, ehe Helmut Wittmann und ich unabhängig voneinander sie am Margaritzenspeicher im Pasterzenvorfeld vor einigen Jahren wieder finden konnten. Sie wächst auch heute noch dort und ich meine, dass die Bestände inzwischen größer geworden sind. Es handelt sich wie gesagt um den aktuell einzigen Fundort in Kärnten (in Osttirol wird sie dann häufiger).
Einige Orchideen: Unter anderem konnten wir auf Kalkglimmerschiefer Pseudorchis albida ssp. triscuspis (weniger als 30 Blüten) antreffen. Auch Nigritella bicolor war in einem Individuum zu sehen (ich kannte die Art dort schon von früher). Und auch Hybriden aus Gymnadenia conopsea und Nigritella rhellicani gab es zu bestaunen ...
Gern in Rieselfluren des FFH-Lebensraumtyps 7240 wächst hier auch die zierliche Tofieldia pusilla mit ihren weißlichen Blüten. Und dann hänge ich noch ein Bild von Hedysarum hedysaroides an, nicht weil diese Art bei uns eine Rarität darstellt; aber ich meine, dass die Angabe der Anzahl der Blattfiedern in der EFÖLS für die ssp. hedysaroides (9-13 Fiedern) nicht wirklich auf abgebildete Pflanze passt - ich zähle 19 Fiedern bzw. 9 Fiederpaare. Aber die in den Südalpen auftretende ssp. exaltatum kann`s wohl auch nicht sein, da die anderen Merkmale nicht passen!?
Viele Grüße
Oliver
heute habe ich für den Nationalpark Hohe Tauern eine botanische Exkursion ins Gletschervofeld der Pasterze (Gem. Heiligenblut, Kärnten) geführt. Trotz Schmuddelwetter (Regen, Nebel, ca. 10 Grad) konnten wir einige Highlights dieses sehr artenreichen, jedoch an sich gut durchforschten Gebietes erblicken. Mehrheitlich sind die nachfolgenden Arten von dort schon bekannt, aber weil es sich mitunter um echte Seltenheiten unserer heimischen Flora handelt, möchte ich sie hier kurz portraitieren.
Carex bicolor, Carex atrofusca und Kobresia simpliciuscula: Alle drei Sauergräser kennzeichnen den prioritären FFH-Lebensraumtyp 7240 "Alpine Pionierformation des Caricion bicoloris-atrofuscae" und sind im Pasterzenvorfeld anzutreffen. Die größte Seltenheit davon ist zweifelsfrei Carex atrofusca, von der wir heute eine neue Teilpopulation mit ca. 10 Individuen entdecken konnten. Zum Vergleich: Es gibt Schätzungen, die den österreichweiten Bestand dieser Art mit nur rd. 2000 Pflanzen beziffern - die Segge ist damit zweifelsfrei eine der seltensten in Österreich!
Oxytropis lapponica: Diese arktisch-alpine Art war in Kärnten lange Zeit verschollen, ehe Helmut Wittmann und ich unabhängig voneinander sie am Margaritzenspeicher im Pasterzenvorfeld vor einigen Jahren wieder finden konnten. Sie wächst auch heute noch dort und ich meine, dass die Bestände inzwischen größer geworden sind. Es handelt sich wie gesagt um den aktuell einzigen Fundort in Kärnten (in Osttirol wird sie dann häufiger).
Einige Orchideen: Unter anderem konnten wir auf Kalkglimmerschiefer Pseudorchis albida ssp. triscuspis (weniger als 30 Blüten) antreffen. Auch Nigritella bicolor war in einem Individuum zu sehen (ich kannte die Art dort schon von früher). Und auch Hybriden aus Gymnadenia conopsea und Nigritella rhellicani gab es zu bestaunen ...
Gern in Rieselfluren des FFH-Lebensraumtyps 7240 wächst hier auch die zierliche Tofieldia pusilla mit ihren weißlichen Blüten. Und dann hänge ich noch ein Bild von Hedysarum hedysaroides an, nicht weil diese Art bei uns eine Rarität darstellt; aber ich meine, dass die Angabe der Anzahl der Blattfiedern in der EFÖLS für die ssp. hedysaroides (9-13 Fiedern) nicht wirklich auf abgebildete Pflanze passt - ich zähle 19 Fiedern bzw. 9 Fiederpaare. Aber die in den Südalpen auftretende ssp. exaltatum kann`s wohl auch nicht sein, da die anderen Merkmale nicht passen!?
Viele Grüße
Oliver