Alcea biennis in Ladendorf

[Stefan Lefnaer]

Liebes Forum,

in Ladendorf im Bezirk Mistelbach fand ich am Samstag auf einer Böschung im Ort ein Vorkommen von Alcea biennis. Dass so etwas mitten in einer Ortschaft auftritt ist schon etwas suspekt, aber aus meiner Sicht sind die Merkmale (schmale, tief ausgerandete Kronblätter, Farbe der Kronblätter, nicht "stockförmiger" Habitus) eindeutig. A. biennis soll ja die Stammsippe von A. rosea, der häufig kultivierten Stockmalve ("Stockrose") sein, daher sind sind beide Sippen recht ähnlich. Können die gärtnerisch gebildeten Teilnehmer hier im Forum ausschließen, dass es kultivierte Stockmalven gibt, die so aussehen? Hier Fotos dazu:

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Vor einigen Jahren fand ich ein weiteres Vorkommen von A. biennis am Leeberg bei Niederhollabrunn im Bezirk Korneuburg. Diese Population ist heuer anscheinend aufgrund der Trockenheit etwas kümmerlich. Erfreulicherweise hat sich aber eine einzelne, stattliche Pflanze in einem Zuckerrübenacker unweit des Leebergs ausgebreitet:



Schöne Grüße,
Stefan

[Peter Pilsl]

Hallo,
hab gerade erst den Beitrag gelesen. In Salzburg hab ich die Art auch mal im Siedlungsgebiet gefunden, damals aber vermerkt, dass sie vielleicht mit einer "Blumenwiese" angesalbt wurde. Ist auch seither wieder verschwunden.
Grüße
Peter

[Stefan Lefnaer]

Lieber Peter,

danke für die Rückmeldung. Ich wusste bisher nicht, dass die Art auch in Blumenmischungen enthalten ist.

Ich habe mir zwischenzeitlich einige Gartenstockrosen (Alcea rosea) angesehen: da gibt es natürlich solche mit gelben, dunkelpurpurnen usw. Kronblättern, die man leicht von A. biennis unterscheiden kann. Es gibt aber auch solche mit blassrosa Kronblättern, die auch recht schmal und tiefer ausgerandet sein können. Bei den Gartenstockrosen scheint jedoch die Blütenstandsachse kahl oder nur sporadisch behaart zu sein, während sie bei A. biennis dicht mit Sternhaaren besetzt ist. Deshalb bin ich mir jetzt auch ziemlich sicher, dass es sich bei der Population in Ladendorf um eine autochthone A. biennis handelt und keine Gartenstockrose. Die Art ist zwar für Österreich (bzw. nur Niederösterreich) als sehr selten angegeben, aber auch als "meist nur unbeständig" und als Standorte werden u.a. "Ruderalfluren" angegeben. In florabase.cz werden für das benachbarte Südmähren immerhin 20 Fundquadranten angeführt. Das passt also gut zu meinem Fundort.

Schöne Grüße,
Stefan

[Stefan Lefnaer]

Heute fuhr ich die Laaerstraße entlang, als ich am Ortsausgang von Wetzleinsdorf (Bez. Korneuburg, Qu. 7564-1) direkt am Straßenrand ein wunderschönes Vorkommen von Alcea biennis fand:

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Meine Verbreitungskarte in Weinviertel sieht nun wie folgt aus (vgl. meine Artikel in Neilreichia 9 und 10):

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Man kann nur hoffen, dass die Straßenverwaltung die Böschung erst in mehreren Wochen mäht, nachdem die Pflanzen bereits fruchten konnten! Es wäre schade um dieses schöne Vorkommen.

[kurt nadler]

ein sehr prominentes vorkommen von alcea biennis gibts oder gabs in meiner "aktiven zeit", den späten 90ern und frühen 2000ern im nordwestlichsten weinviertel im dreieck pulkautal - manhartsberg - kleinhaugsdorferstraße an böschungsrainen des tertiärhügellands.
ausschließlich in rosa ähnlich lavatera.

in den gärten und von dort verwildert gibts jedenfalls bunte und durchaus verschiedenblättrige formenschwärme, deren feinmerkmale ich nicht kenne.

in den mir bekannten überland-vorkommen von alcea biennis kenn ich keine verwilderungen von gartenformen.

interessant, dass sie offensichtlich weiter verbreitet ist.

[Norbert Sauberer]

Im nordwestlichen Weinviertel hat vor ein paar Jahren Gabriele Bassler die Vorkommen von Alcea biennis genauer erfasst!

[Stefan Lefnaer]

Ist das publiziert worden?

[Norbert Sauberer]

Ich glaube leider nicht. Werde mal bei Gabi nachfragen.

[Stefan Lefnaer]

Zuerst die schlechte Nachricht von heute: das Vorkommen von Alcea biennis bei Wetzleinsdorf wurde dem Erdboden gleichgemacht. Trotz meiner Intervention über den Naturschutzbund NÖ an die Straßenmeisterei. Aber wen interessieren schon Biodiversität oder gar vom Aussterben bedrohte Pflanzenarten. Der schüttere Bewuchs der Böschung kann wohl keine Gefahr für den Straßenverkehr dargestellt haben. Im Unterschied zum Handytelefonieren ohne Freisprecheinrichtung, aber dagegen wird defacto überhaupt nichts unternommen.

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