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Prunus serotina - neu für Osttirol

Verfasst: Sonntag 13. August 2017, 20:29
von Oliver Stöhr
Hallo zusammen,

heute habe ich anlässlich eines familiären Spazierganges in Ainet (Iseltal, Osttirol) ca. 20 generative ältere Pflanzen von Prunus serotina (Herbst-Traubenkirsche) sowie spontanen Jungwuchs in einem trockenen Fichtenwald (inkl. Schlagflur und Waldrand) angetroffen. Bis dato waren aus Osttirol noch keine Angaben zu dieser ursprünglich nordamerikanischen Art bekannt; aus Nordtirol liegen schon einzelne Angaben vor. Ob die Art hier in Ainet tw. als Forstgehölz angepflanzt worden ist, entzieht sich meiner Kenntnis.

Es handelt sich um eine gut kenntliche, kalkmeidende Art, die als Baum eine Wuchshöhe von etwa 15 m erreicht. Die Blätter, die einen laurophyllen Eindruck vermitteln, sind wechselständiig, glänzen stark und sind am Rand gekerbt bis gesägt. Der Blütenstand ist eine Traube, die Früchte zunächst rot, dann schwarz gefärbt.

In Teilen Europas ist die Art hochinvasiv, so etwa in Deutschland oder in Holland. Bei uns in Österreich wird die Art noch nicht als ernstes Problem einstuft, es gibt wohl noch keine größeren Vorkommen - oder ist euch da was bekannt?

Viele Grüße
Oliver

Re: Prunus serotina - neu für Osttirol

Verfasst: Montag 14. August 2017, 08:12
von Peter Pilsl
Liebe Kolleginnen und Kollegen!
In Salzburg ist die Situation ähnlich wie von Oliver beschrieben. Die Art wird (zum Glück) nur selten kultiviert, aber auch in der Umgebung fruchtender Bäume ist Jungwuchs kaum zu finden. Das hängt vermutlich auch mit der Geologie zusammen, da bei uns fast überall ein wenig Kalk im Boden ist.
Die Funde von Jungpflanzen halten sich somit in Grenzen, sind vielfach nur kurzlebig und aus meiner Sicht ist die Art in Salzburg kein Problem.

Liebe Grüße
Peter

Re: Prunus serotina - neu für Osttirol

Verfasst: Mittwoch 16. August 2017, 20:46
von Oliver Stöhr
Danke Peter für die Beschreibung der Salzburger Verhältnisse. Wie schaut`s in anderen Landesteilen aus? Spannend wären z.B. die silikatisch geprägten Gegenden wie Böhmische Masse etc. ...

Da fällt mir noch ein, dass ich die Art früher einmal im Innviertel nahe Pfaffstätt im Bereich des Siedelberges über sauren Schotterböden an einem Waldrand gesichtet habe (ob kultiviert oder verwildert?).

Viele Grüße
Oliver

Re: Prunus serotina - neu für Osttirol

Verfasst: Donnerstag 17. August 2017, 10:13
von Norbert Griebl
Liebe Alle!

Danke für diesen interessanten Bericht. Bisher hat man in der Literatur von Prunus serotina aus Salzburg und Osttirol nichts finden können und so sind solche Informationen höchst hilfreich.
Ich habe mir erlaubt diese Informationen ins geplante Buch der "Invasiven Gartenpflanzen" zu integrieren und das sieht dann in etwa so aus:
Die Herbst-Traubenkirsche erreichte Paris und damit Europa im Jahr 1623. In Deutschland ist sie seit dem Jahr 1685 bekannt. Bis ins 19. Jahrhundert wurde die Pflanze als Zierbaum in vielen europäischen Gärten und Parks kultiviert (KOWARIK, 2010: 209). In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts begannen planmäßige forstliche Versuchsanbauten. Seit etwa 1920 wurde sie in Belgien und den Niederlanden und nach 1950 in Norddeutschland zur Festlegung binnenländischer Dünen gepflanzt. Allerdings stellten sich die erhofften Erfolge nicht oder nur teilweise ein. Schon bald geriet der ausbreitungsfreudige Baum außer Kontrolle und in den Niederlanden wurde die Herbst-Traubenkirsche ab dem Jahr 1963 als „Waldpest“ bekämpft (WEBER, 2013: 92).
Die Vermehrung der Pflanze findet sowohl generativ durch Verdauungsausbreitung von Wildtieren als auch vegetativ durch Wurzelbrut und Stockausschlag statt (PETERSEN, 2015).
DEUTSCHLAND:
Erste Verwilderungen sind seit 1825 von Berlin bekannt (KOWARIK, 1992). Besonders im norddeutschen Tiefland und in anderen Sandgebieten Europas gilt die Art als besonders ausbreitungsfreudig und problematisch. In den niedersächsischen Landesforsten ist die Verwendung des Baumes durch einen ministeriellen Erlass seit 1989 verboten (KOWARIK, 2010: 209). Die Bekämpfung des Neophyten ist eine teure Angelegenheit. So wurden alleine in Berlin jährlich rund 500.000 € für Maßnahmen gegen Prunus serotina aufgebracht (LÜTT & al., 2004).
ÖSTERREICH:
Verwilderungen sind aus dem Burgenland, aus Kärtnten, Niederösterreich, Oberösterreich, Salzburg, Tirol, der Steiermark und Wien bekannt, aus Salzburg und Osttirol erst seit dem Jahr 2017 (PILSL, 2017; STÖHR, 2017).
SCHWEIZ:
Außer im südlichen Tessin in der Schweiz noch wenig verbreitet (Infoflora, 2017). Die Art steht in der Schweiz auf der Schwarzen Liste der Freisetzungsverordnung.

Danke für die Infos, liebe Grüße
Norbert

Re: Prunus serotina - neu für Osttirol

Verfasst: Donnerstag 17. August 2017, 20:46
von Hermann Falkner
Liebe alle,
Im Mühlviertel (oder auch Waldviertel) ist mir die Art noch nicht aufgefallen, ich bin aber nur mehr sporadisch in diesen Gebieten und inzwischen könnts dort schon auch Vorkommen geben, entzieht sich meiner Kenntnis, aber ich denke - eher nicht.

Re: Prunus serotina - neu für Osttirol

Verfasst: Samstag 21. Oktober 2017, 20:40
von Oliver Stöhr
Ich war heute in Ainet und habe nochmals Fotos zu P. serotina gemacht, die sich gerade wunderbar verfärbt - die Art ist ja trotz der etwas ledrigen, fast laurophyllen Blätter sommergrün. Früchte waren keine mehr vorhanden - die dürften sich schon die Vögel geholt haben, welche als Ausbreitungsvektoren fungieren ...

Viele Grüße
Oliver