Aphanes arvensis vs. Aphanes australis
- Stefan Lefnaer
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Aphanes arvensis vs. Aphanes australis
Liebes Forum,
heuer im Sommer konnte ich im Waldviertel die beiden heimischen Arten des Ohmkrauts, auch Ackerfrauenmantel genannt, studieren. Die Merkmale sind in der Exkursionsflora für Österreich, Liechtenstein und Südtirol bzw. im Rothmaler detailliert beschrieben. Da es jedoch hilfreich sein kann Vergleichsfotos zur Verfügung zu haben, möchte ich diese hier zeigen. Wahrscheinlich hat auch noch nicht jeder beide Arten aus der Familie der Rosaceen gesehen. Während die fakulativ apomiktische Art Aphanes arvensis teilweise häufig auftritt, ist die sexuelle Art Aphanes australis eine ausgesprochene Rarität und nur punktuell im Burgenland und in der Steiermark und eben im nordwestlichen Waldviertel zu finden. Dort erstrecken sich die Vorkommen auf den Rand bzw. die Umgebung des Wittingauer Beckens (Třeboňská pánev), da die Art ein ozeanisches bis subozeanisches Florenelement ist und nur dort ein (gerade noch) geeignetes Klima vorfindet. Beide Arten sind kalkmeidend, Aphanes australis noch stärker. Ich fand meine Individuuen ausschließlich in bodensauren, sandigen Äckern, und zwar Aphanes australis zwischen Phyrabruck und Reinpolz sowie ein einzelnes Individuum in der Blockheide bei Gmünd. Die Exkursionsflora nennt aber noch weitere mögliche Habitate. Aphanes arvensis ist gebietsweise gefährdet, Aphanes australis stark gefährdet, was bei Acker-"Unkräutern" leider nur zu oft der Fall ist. Nun zu den Fotos:
Beide Arten sind unscheinbar und klein und erst unter der Lupe bzw. dem Bino sieht man die Merkmale wie Nebenblätter und Blütenachsenbecher. Aphanes arvensis ist etwas größer (Chromosomenzahl 2n=32,48) und meist graugrün:
Aphanes australis ist allgemein etwas kleiner (Chromosomenzahl 2n=16) und eher grasgrün:
Sieht man sich die Pflanze genauer an, erkennt man, dass am Grund der Laubblätter -- wie bei den meisten Rosaceen -- Nebenblätter sitzen. Diese sind gelappt, wobei bei Aphanes arvensis die Einschnitte nicht so tief sind (25-40%). Zwischen Stängel und Nebenblättern befinden sich die Blüten- bzw. Fruchtstände. Die unscheinbaren Blütenstände ragen bei Aphanes arvensis oft hinter den Nebenblättern hervor:
Bei Aphanes australis sind die Nebenblätter tiefer gespalten (30-70%) und die Blütenstände hinter den Nebenblättern verborgen (wenn man von der Seite draufsieht):
Bei Aphanes arvensis sind die Blütenachsenbecher deutlich länger. Zudem weisen sie deutlich hervortretende Nerven auf und sind unterhalb der etwas spreizenden Kelchblätter eingeschnürt:
Die Blütenachsenbecher von Aphanes australis sind kleiner, ohne deutliche Nerven und unterhalb der zusammenneigenden Kelchblätter nicht eingeschnürt. Dafür weisen sie am Grund eine schwammige Verdickung auf (diese ist aber nicht immer zu erkennen).
Die in den Blütenachsenbechern befindlichen Früchte sind bei Aphanes arvensis größer und bräunlich:
Die Früchte von Aphanes australis sind hingegen deutlich kleiner und gelb:
Wie man sieht sind die Merkmale diffizil aber wenn man genau genug hinsieht kann man die beiden Arten eindeutig und meist problemlos bestimmen (zumindest wenn sie fruchten). So soll dieser Beitrag auch dazu beitragen die Liebe zu diesen unscheinbaren aber doch so reizvollen "Unkräutern" bei anderen Botanikern zu wecken.
Siehe zum Thema auch diesen Artikel.
Schöne Grüße
Stefan
heuer im Sommer konnte ich im Waldviertel die beiden heimischen Arten des Ohmkrauts, auch Ackerfrauenmantel genannt, studieren. Die Merkmale sind in der Exkursionsflora für Österreich, Liechtenstein und Südtirol bzw. im Rothmaler detailliert beschrieben. Da es jedoch hilfreich sein kann Vergleichsfotos zur Verfügung zu haben, möchte ich diese hier zeigen. Wahrscheinlich hat auch noch nicht jeder beide Arten aus der Familie der Rosaceen gesehen. Während die fakulativ apomiktische Art Aphanes arvensis teilweise häufig auftritt, ist die sexuelle Art Aphanes australis eine ausgesprochene Rarität und nur punktuell im Burgenland und in der Steiermark und eben im nordwestlichen Waldviertel zu finden. Dort erstrecken sich die Vorkommen auf den Rand bzw. die Umgebung des Wittingauer Beckens (Třeboňská pánev), da die Art ein ozeanisches bis subozeanisches Florenelement ist und nur dort ein (gerade noch) geeignetes Klima vorfindet. Beide Arten sind kalkmeidend, Aphanes australis noch stärker. Ich fand meine Individuuen ausschließlich in bodensauren, sandigen Äckern, und zwar Aphanes australis zwischen Phyrabruck und Reinpolz sowie ein einzelnes Individuum in der Blockheide bei Gmünd. Die Exkursionsflora nennt aber noch weitere mögliche Habitate. Aphanes arvensis ist gebietsweise gefährdet, Aphanes australis stark gefährdet, was bei Acker-"Unkräutern" leider nur zu oft der Fall ist. Nun zu den Fotos:
Beide Arten sind unscheinbar und klein und erst unter der Lupe bzw. dem Bino sieht man die Merkmale wie Nebenblätter und Blütenachsenbecher. Aphanes arvensis ist etwas größer (Chromosomenzahl 2n=32,48) und meist graugrün:
Aphanes australis ist allgemein etwas kleiner (Chromosomenzahl 2n=16) und eher grasgrün:
Sieht man sich die Pflanze genauer an, erkennt man, dass am Grund der Laubblätter -- wie bei den meisten Rosaceen -- Nebenblätter sitzen. Diese sind gelappt, wobei bei Aphanes arvensis die Einschnitte nicht so tief sind (25-40%). Zwischen Stängel und Nebenblättern befinden sich die Blüten- bzw. Fruchtstände. Die unscheinbaren Blütenstände ragen bei Aphanes arvensis oft hinter den Nebenblättern hervor:
Bei Aphanes australis sind die Nebenblätter tiefer gespalten (30-70%) und die Blütenstände hinter den Nebenblättern verborgen (wenn man von der Seite draufsieht):
Bei Aphanes arvensis sind die Blütenachsenbecher deutlich länger. Zudem weisen sie deutlich hervortretende Nerven auf und sind unterhalb der etwas spreizenden Kelchblätter eingeschnürt:
Die Blütenachsenbecher von Aphanes australis sind kleiner, ohne deutliche Nerven und unterhalb der zusammenneigenden Kelchblätter nicht eingeschnürt. Dafür weisen sie am Grund eine schwammige Verdickung auf (diese ist aber nicht immer zu erkennen).
Die in den Blütenachsenbechern befindlichen Früchte sind bei Aphanes arvensis größer und bräunlich:
Die Früchte von Aphanes australis sind hingegen deutlich kleiner und gelb:
Wie man sieht sind die Merkmale diffizil aber wenn man genau genug hinsieht kann man die beiden Arten eindeutig und meist problemlos bestimmen (zumindest wenn sie fruchten). So soll dieser Beitrag auch dazu beitragen die Liebe zu diesen unscheinbaren aber doch so reizvollen "Unkräutern" bei anderen Botanikern zu wecken.
Siehe zum Thema auch diesen Artikel.
Schöne Grüße
Stefan
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Re: Aphanes arvensis vs. Aphanes australis
Sehr fein diese vergleichende Gegenüberstellung!
Beste Grüße
Oliver
Beste Grüße
Oliver
- Stefan Lefnaer
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Re: Aphanes arvensis vs. Aphanes australis
Wie in anderen Threads schon angedeutet, habe ich heuer im nordwestlichen Waldviertel die Segetalflora, insbesondere die dort vorkommenden und sonst seltenen Arten, genauer angesehen. Aphanes australis war dort laut der vorläufigen RL-Karte nur aus vier Quadranten direkt rund um Gmünd bekannt, zwei davon rezent, zwei von vor 1990. Ansonsten gibt es in Österreich nur einen rezenten Quadranten in der Steiermark, einen älteren im südlichen Waldviertel, eine älteren im Südburgenland und einen synanthropen im Innviertel. Meine Suche ergab nun neben den bekannten Quadranten um Gmünd fünf weitere westlich und südwestlich von Gmünd im Gratzener Ländchen (7254-2, 7254-4, 7255-1, 7255-3, 7255-4). Zudem konnte ich die Art in zwei Quadranten nordöstlich von Gmünd (7156-4, 7157-3) nachweisen, womit sich das bekannte Verbreitungsareal deutlich ausgedehnt hat. Im folgenden eine topographische und eine geologische Karte, in der dies eingezeichnet ist. Die 2021er-Funde sind jedoch noch nicht punktverortet. Jedenfalls lagen bisher alle Funde in sandigen, kalkfreien Äckern (und einmal auf einer offenen Grusfläche in einer Sandgrube) über dem Südböhmischen Pluton oder tertiären Sanden.
Hier noch Fotos von meinem letzten und östlichsten Fundort nächst Pfaffenschlag bei Waidhofen. In einem einzelnen Stoppelacker (im Bild links), der wohl anders bewirtschaftet wird als die anderen, konnte ich die Art sehr zahlreich nachweisen. In einem weiteren Stoppelacker fünf Parzellen weiter nur ganz wenig. In vielen weiteren Äckern suchte ich vergeblich.
Die Art (links) wuchs dort zusammen mit A. arvensis. Diese ist von jener gut durch die graugrüne Farbe und den kräftigeren Wuchs unterscheidbar.
Nächstes Jahr möchte ich weiter kartieren, v.a. nördlich anschließend im Litschauer Ländchen sowie im südlichen Gratzener Ländchen, um zu sehen wie weit die Art nach Süden vordringt.
Hier noch Fotos von meinem letzten und östlichsten Fundort nächst Pfaffenschlag bei Waidhofen. In einem einzelnen Stoppelacker (im Bild links), der wohl anders bewirtschaftet wird als die anderen, konnte ich die Art sehr zahlreich nachweisen. In einem weiteren Stoppelacker fünf Parzellen weiter nur ganz wenig. In vielen weiteren Äckern suchte ich vergeblich.
Die Art (links) wuchs dort zusammen mit A. arvensis. Diese ist von jener gut durch die graugrüne Farbe und den kräftigeren Wuchs unterscheidbar.
Nächstes Jahr möchte ich weiter kartieren, v.a. nördlich anschließend im Litschauer Ländchen sowie im südlichen Gratzener Ländchen, um zu sehen wie weit die Art nach Süden vordringt.
- Stefan Lefnaer
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Re: Aphanes arvensis vs. Aphanes australis
Nachdem ich die Belege nun im JACQ eingegeben habe, nun noch zwei Karten mit Punktverortungen. Am dichtesten liegen die Funde im Gratzener Ländchen, aber ein Fund gelang sogar östlich der Wasserscheide nächst Pfaffenschlag bei Waidhofen.
- Stefan Lefnaer
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Re: Aphanes arvensis vs. Aphanes australis
Heuer war ich wieder einige Male im elbischen Waldviertel sowie im angrenzenden Randstreifen des danubischen Waldviertels unterwegs um zu kartieren und habe dort zwischenzeitlich 6725 Records erfasst. Ich konnte nun Alchemilla australis (= Aphanes australis) in weiteren 9 Quadranten nachweisen. Insgesamt sind es nun 19 Quadranten. Die Art ist also deutlich weiter verbreitet als bisher bekannt: in der FKÖ-Karte sind dort bisher nur vier Quadranten eingezeichnet! Das elbische Waldviertel ist offensichtlich, wie andere Teile Österreichs, extrem schlecht erforscht und kartiert. Ich werde in den nächsten Jahren weiter daran arbeiten diesen Missstand zu lindern. An der Gefährungsstufe in der RLÖ22, EN , ändert sich aus meiner Sicht nichts, da fast alle Vorkommen sehr klein sind und die Art zudem selten ist. In einigen Quadranten konnte ich erst nach mehreren Tagen Suche an geeigneten Stellen einen Nachweis erbringen. Ich plane alle Funde in meinem übernächsten Artikel darzustellen und zu diskutieren. Hier aber schon einmal die aktualisierten Verbreitungskarten:
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