Aphanes arvensis vs. Aphanes australis
Verfasst: Mittwoch 27. September 2017, 22:14
Liebes Forum,
heuer im Sommer konnte ich im Waldviertel die beiden heimischen Arten des Ohmkrauts, auch Ackerfrauenmantel genannt, studieren. Die Merkmale sind in der Exkursionsflora für Österreich, Liechtenstein und Südtirol bzw. im Rothmaler detailliert beschrieben. Da es jedoch hilfreich sein kann Vergleichsfotos zur Verfügung zu haben, möchte ich diese hier zeigen. Wahrscheinlich hat auch noch nicht jeder beide Arten aus der Familie der Rosaceen gesehen. Während die fakulativ apomiktische Art Aphanes arvensis teilweise häufig auftritt, ist die sexuelle Art Aphanes australis eine ausgesprochene Rarität und nur punktuell im Burgenland und in der Steiermark und eben im nordwestlichen Waldviertel zu finden. Dort erstrecken sich die Vorkommen auf den Rand bzw. die Umgebung des Wittingauer Beckens (Třeboňská pánev), da die Art ein ozeanisches bis subozeanisches Florenelement ist und nur dort ein (gerade noch) geeignetes Klima vorfindet. Beide Arten sind kalkmeidend, Aphanes australis noch stärker. Ich fand meine Individuuen ausschließlich in bodensauren, sandigen Äckern, und zwar Aphanes australis zwischen Phyrabruck und Reinpolz sowie ein einzelnes Individuum in der Blockheide bei Gmünd. Die Exkursionsflora nennt aber noch weitere mögliche Habitate. Aphanes arvensis ist gebietsweise gefährdet, Aphanes australis stark gefährdet, was bei Acker-"Unkräutern" leider nur zu oft der Fall ist. Nun zu den Fotos:
Beide Arten sind unscheinbar und klein und erst unter der Lupe bzw. dem Bino sieht man die Merkmale wie Nebenblätter und Blütenachsenbecher. Aphanes arvensis ist etwas größer (Chromosomenzahl 2n=32,48) und meist graugrün:
Aphanes australis ist allgemein etwas kleiner (Chromosomenzahl 2n=16) und eher grasgrün:
Sieht man sich die Pflanze genauer an, erkennt man, dass am Grund der Laubblätter -- wie bei den meisten Rosaceen -- Nebenblätter sitzen. Diese sind gelappt, wobei bei Aphanes arvensis die Einschnitte nicht so tief sind (25-40%). Zwischen Stängel und Nebenblättern befinden sich die Blüten- bzw. Fruchtstände. Die unscheinbaren Blütenstände ragen bei Aphanes arvensis oft hinter den Nebenblättern hervor:
Bei Aphanes australis sind die Nebenblätter tiefer gespalten (30-70%) und die Blütenstände hinter den Nebenblättern verborgen (wenn man von der Seite draufsieht):
Bei Aphanes arvensis sind die Blütenachsenbecher deutlich länger. Zudem weisen sie deutlich hervortretende Nerven auf und sind unterhalb der etwas spreizenden Kelchblätter eingeschnürt:
Die Blütenachsenbecher von Aphanes australis sind kleiner, ohne deutliche Nerven und unterhalb der zusammenneigenden Kelchblätter nicht eingeschnürt. Dafür weisen sie am Grund eine schwammige Verdickung auf (diese ist aber nicht immer zu erkennen).
Die in den Blütenachsenbechern befindlichen Früchte sind bei Aphanes arvensis größer und bräunlich:
Die Früchte von Aphanes australis sind hingegen deutlich kleiner und gelb:
Wie man sieht sind die Merkmale diffizil aber wenn man genau genug hinsieht kann man die beiden Arten eindeutig und meist problemlos bestimmen (zumindest wenn sie fruchten). So soll dieser Beitrag auch dazu beitragen die Liebe zu diesen unscheinbaren aber doch so reizvollen "Unkräutern" bei anderen Botanikern zu wecken.
Siehe zum Thema auch diesen Artikel.
Schöne Grüße
Stefan
heuer im Sommer konnte ich im Waldviertel die beiden heimischen Arten des Ohmkrauts, auch Ackerfrauenmantel genannt, studieren. Die Merkmale sind in der Exkursionsflora für Österreich, Liechtenstein und Südtirol bzw. im Rothmaler detailliert beschrieben. Da es jedoch hilfreich sein kann Vergleichsfotos zur Verfügung zu haben, möchte ich diese hier zeigen. Wahrscheinlich hat auch noch nicht jeder beide Arten aus der Familie der Rosaceen gesehen. Während die fakulativ apomiktische Art Aphanes arvensis teilweise häufig auftritt, ist die sexuelle Art Aphanes australis eine ausgesprochene Rarität und nur punktuell im Burgenland und in der Steiermark und eben im nordwestlichen Waldviertel zu finden. Dort erstrecken sich die Vorkommen auf den Rand bzw. die Umgebung des Wittingauer Beckens (Třeboňská pánev), da die Art ein ozeanisches bis subozeanisches Florenelement ist und nur dort ein (gerade noch) geeignetes Klima vorfindet. Beide Arten sind kalkmeidend, Aphanes australis noch stärker. Ich fand meine Individuuen ausschließlich in bodensauren, sandigen Äckern, und zwar Aphanes australis zwischen Phyrabruck und Reinpolz sowie ein einzelnes Individuum in der Blockheide bei Gmünd. Die Exkursionsflora nennt aber noch weitere mögliche Habitate. Aphanes arvensis ist gebietsweise gefährdet, Aphanes australis stark gefährdet, was bei Acker-"Unkräutern" leider nur zu oft der Fall ist. Nun zu den Fotos:
Beide Arten sind unscheinbar und klein und erst unter der Lupe bzw. dem Bino sieht man die Merkmale wie Nebenblätter und Blütenachsenbecher. Aphanes arvensis ist etwas größer (Chromosomenzahl 2n=32,48) und meist graugrün:
Aphanes australis ist allgemein etwas kleiner (Chromosomenzahl 2n=16) und eher grasgrün:
Sieht man sich die Pflanze genauer an, erkennt man, dass am Grund der Laubblätter -- wie bei den meisten Rosaceen -- Nebenblätter sitzen. Diese sind gelappt, wobei bei Aphanes arvensis die Einschnitte nicht so tief sind (25-40%). Zwischen Stängel und Nebenblättern befinden sich die Blüten- bzw. Fruchtstände. Die unscheinbaren Blütenstände ragen bei Aphanes arvensis oft hinter den Nebenblättern hervor:
Bei Aphanes australis sind die Nebenblätter tiefer gespalten (30-70%) und die Blütenstände hinter den Nebenblättern verborgen (wenn man von der Seite draufsieht):
Bei Aphanes arvensis sind die Blütenachsenbecher deutlich länger. Zudem weisen sie deutlich hervortretende Nerven auf und sind unterhalb der etwas spreizenden Kelchblätter eingeschnürt:
Die Blütenachsenbecher von Aphanes australis sind kleiner, ohne deutliche Nerven und unterhalb der zusammenneigenden Kelchblätter nicht eingeschnürt. Dafür weisen sie am Grund eine schwammige Verdickung auf (diese ist aber nicht immer zu erkennen).
Die in den Blütenachsenbechern befindlichen Früchte sind bei Aphanes arvensis größer und bräunlich:
Die Früchte von Aphanes australis sind hingegen deutlich kleiner und gelb:
Wie man sieht sind die Merkmale diffizil aber wenn man genau genug hinsieht kann man die beiden Arten eindeutig und meist problemlos bestimmen (zumindest wenn sie fruchten). So soll dieser Beitrag auch dazu beitragen die Liebe zu diesen unscheinbaren aber doch so reizvollen "Unkräutern" bei anderen Botanikern zu wecken.
Siehe zum Thema auch diesen Artikel.
Schöne Grüße
Stefan