Teich nördlich von Michelstetten
Verfasst: Montag 16. Oktober 2017, 07:58
Liebes Forum,
am Wochenende habe ich mir den Teich nördlich von Michelstetten (Bezirk Mistelbach) angesehen. Teiche sind im Weinviertel heute ja nicht allzu häufig. Früher war das anders und die Teichwirtschaft bedeutender als im Waldviertel. Laut der Webseite des Ortes "besaß Michelstetten aufgrund der zahlreichen umgebenden Teiche eine bekannte Tradition in der Anfertigung von Decken, Matten, Körben usw. aus Schilf". In meiner ÖK50 sowie in allen drei Landesaufnahmen ist der Teich jedoch nicht eingezeichnet sondern nur Dämme und muss also vor der Josephinischen Landesaufnahme abgelassen und kürzlich neu angelegt worden sein. Möglicherweise war er zwischen den Landesaufnahmen zeitweise wieder in Betrieb. Gestern traf ich beim Teich einen Einheimischen der mir erzählte, dass der Teich erst 2016 als Ausgleichsfläche für Windräder angelegt wurde und dem Schwarzstorch als Lebensraum (zur Brut?) dienen soll. Vorher wurde die Fläche als Acker genützt. Es wurden umfangreiche Erdbewegungen durchgeführt, fremdes Erdreich soll aber nicht eingebracht worden sein. Der Teich ist nicht sehr tief, liegt aber umgeben von einer Böschung in einer Senke. Auf den offenen Flächen wurde großflächig Kornrade-Samen ausgespritzt, sonst sollen jedoch keine Diasporen ausgebracht worden sein. Ich fand jedenfalls einige bemerkenswerte Arten die ich im folgenden vorstellen will.
Zuerst die ausgebrachte Agrostemma githago, die sogar im Schlamm wächst:
V.a. auf den höhergelegenen Flächen findet sich recht viel Erucastrum gallicum, einem bei uns nicht sehr häufigen Kreuzblütler mit auffälligen, fiederschnittigen Deckblättern unter den Blüten/Früchten. Bekanntlich haben die meisten Kreuzblütler keine Deckblätter. Ich habe diese Art schon anderswo im Weinviertel gefunden.
Dianthus superbus subsp. superbus ist im trockenen Weinviertel ebenfalls selten, im Rohrwald aber z.B. vorhanden:
Sehr oft fand ich Atriplex prostrata, eine salztolerante Art, die z.B. auch bei Zwingendorf vorkommt:
Direkt im Uferbereich wächst viel Ranunculus sceleratus, eine häufigere Art feuchter Standorte:
Weiters fand ich Veronica maritima, eine typische Art der Sümpfe, Feuchtwiesen, feuchten Gebüsche, Auwälder und -wiesen. Die Art tritt laut Exkursionsflora im Pannonikum zerstreut auf.
Lythrum virgatum fruchtete bereits:
Die nächste Art ist wirklich ganz was Rares: an mehreren Stellen fand ich Mentha pulegium, die Polei-Minze. Jurasky nennt die Art nicht und auch Janchen nicht direkt für das Weinviertel.
Zudem fand ich an einigen Stellen noch Campanula rotundifolia und an Rand des umgrenzendes Weges auch Dianthus deltoides. Diese säureliebenden Arten sind z.B. im westlichen Waldviertel häufig aber nicht im Weinviertel. Zudem fand ich eine bisher unbestimmte Art, siehe hier.
Hier noch ein paar Übersichtsbilder vom Teich. Es sind übrigens Tafeln angebracht, nach denen das Befahren und Betreten verboten ist. Da der Schwarzstoch jedoch schon abgeflogen sein dürfte, hielt ich es für vertretbar das Gebiet rücksichtsvoll zu untersuchen. Schwäne und Reiher ließen sich jedenfalls von mir nicht stören.
Es ist natürlich fraglich welche der o.g. Arten dort natürlich vorkommen und entweder die ganze Zeit dort überlebt haben - da ein Bach durchfließt dürfte das Gebiet zumindest stellenweise immer feucht gewesen sein, aus vorhandenen Samen im Boden gekeimt sind oder direkt oder mir Erdreich ausgebracht wurden. Auffällig ist jedenfalls, dass im Uferbereich Muschelschalen herumliegen und wohl seit 2016 keine so großen Muscheln im Teich herangewachsen kein konnten. Ich werde versuchen da mehr herauszufinden. Falls jemand bescheid weiß, bitte dies hier mitzuteilen!
Schöne Grüße
Stefan
am Wochenende habe ich mir den Teich nördlich von Michelstetten (Bezirk Mistelbach) angesehen. Teiche sind im Weinviertel heute ja nicht allzu häufig. Früher war das anders und die Teichwirtschaft bedeutender als im Waldviertel. Laut der Webseite des Ortes "besaß Michelstetten aufgrund der zahlreichen umgebenden Teiche eine bekannte Tradition in der Anfertigung von Decken, Matten, Körben usw. aus Schilf". In meiner ÖK50 sowie in allen drei Landesaufnahmen ist der Teich jedoch nicht eingezeichnet sondern nur Dämme und muss also vor der Josephinischen Landesaufnahme abgelassen und kürzlich neu angelegt worden sein. Möglicherweise war er zwischen den Landesaufnahmen zeitweise wieder in Betrieb. Gestern traf ich beim Teich einen Einheimischen der mir erzählte, dass der Teich erst 2016 als Ausgleichsfläche für Windräder angelegt wurde und dem Schwarzstorch als Lebensraum (zur Brut?) dienen soll. Vorher wurde die Fläche als Acker genützt. Es wurden umfangreiche Erdbewegungen durchgeführt, fremdes Erdreich soll aber nicht eingebracht worden sein. Der Teich ist nicht sehr tief, liegt aber umgeben von einer Böschung in einer Senke. Auf den offenen Flächen wurde großflächig Kornrade-Samen ausgespritzt, sonst sollen jedoch keine Diasporen ausgebracht worden sein. Ich fand jedenfalls einige bemerkenswerte Arten die ich im folgenden vorstellen will.
Zuerst die ausgebrachte Agrostemma githago, die sogar im Schlamm wächst:
V.a. auf den höhergelegenen Flächen findet sich recht viel Erucastrum gallicum, einem bei uns nicht sehr häufigen Kreuzblütler mit auffälligen, fiederschnittigen Deckblättern unter den Blüten/Früchten. Bekanntlich haben die meisten Kreuzblütler keine Deckblätter. Ich habe diese Art schon anderswo im Weinviertel gefunden.
Dianthus superbus subsp. superbus ist im trockenen Weinviertel ebenfalls selten, im Rohrwald aber z.B. vorhanden:
Sehr oft fand ich Atriplex prostrata, eine salztolerante Art, die z.B. auch bei Zwingendorf vorkommt:
Direkt im Uferbereich wächst viel Ranunculus sceleratus, eine häufigere Art feuchter Standorte:
Weiters fand ich Veronica maritima, eine typische Art der Sümpfe, Feuchtwiesen, feuchten Gebüsche, Auwälder und -wiesen. Die Art tritt laut Exkursionsflora im Pannonikum zerstreut auf.
Lythrum virgatum fruchtete bereits:
Die nächste Art ist wirklich ganz was Rares: an mehreren Stellen fand ich Mentha pulegium, die Polei-Minze. Jurasky nennt die Art nicht und auch Janchen nicht direkt für das Weinviertel.
Zudem fand ich an einigen Stellen noch Campanula rotundifolia und an Rand des umgrenzendes Weges auch Dianthus deltoides. Diese säureliebenden Arten sind z.B. im westlichen Waldviertel häufig aber nicht im Weinviertel. Zudem fand ich eine bisher unbestimmte Art, siehe hier.
Hier noch ein paar Übersichtsbilder vom Teich. Es sind übrigens Tafeln angebracht, nach denen das Befahren und Betreten verboten ist. Da der Schwarzstoch jedoch schon abgeflogen sein dürfte, hielt ich es für vertretbar das Gebiet rücksichtsvoll zu untersuchen. Schwäne und Reiher ließen sich jedenfalls von mir nicht stören.
Es ist natürlich fraglich welche der o.g. Arten dort natürlich vorkommen und entweder die ganze Zeit dort überlebt haben - da ein Bach durchfließt dürfte das Gebiet zumindest stellenweise immer feucht gewesen sein, aus vorhandenen Samen im Boden gekeimt sind oder direkt oder mir Erdreich ausgebracht wurden. Auffällig ist jedenfalls, dass im Uferbereich Muschelschalen herumliegen und wohl seit 2016 keine so großen Muscheln im Teich herangewachsen kein konnten. Ich werde versuchen da mehr herauszufinden. Falls jemand bescheid weiß, bitte dies hier mitzuteilen!
Schöne Grüße
Stefan