Veronica scardica im Rohrwald

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Stefan Lefnaer
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Veronica scardica im Rohrwald

Beitragvon Stefan Lefnaer » Donnerstag 2. November 2017, 20:18

Liebes Forum,

zu Allerheiligen habe ich mir den Teich im Rohrwald beim Goldenen Bründl (Bezirk Korneuburg) angesehen. Bis vor einigen Jahren war dort kein Teich, dieser wurde erst vor kurzem wieder eingelassen. Die drei Landesaufnahmen zeigen nämlich an dieser Stelle einen Teich, hier z.B. auf der Josephinischen Landesaufnahme:

Rohrwaldteich.jpg
Lizenz: gemeinfrei
Rohrwaldteich.jpg (364.13 KiB) 1992 mal betrachtet

Zur Zeit führt der Teich sehr wenig Wasser und große Bereiche bestehen aus einem offenen Schlammboden. Hier ein paar Bilder dazu:

20171101_110934.jpg
Lizenz: CC BY-NC-SA 4.0
20171101_110934.jpg (1.09 MiB) 1992 mal betrachtet
20171101_113138.jpg
Lizenz: CC BY-NC-SA 4.0
20171101_113138.jpg (905.78 KiB) 1992 mal betrachtet

An einer Stelle fand ich ein schönes Vorkommen von Veronica scardica. Diese Ehrenpreisart hat ihr Hauptverbreitungsgebiet in Westanatolien und auf der Balkanhalbinsel und ist in Österreich nicht gerade häufig. Es gibt Vorkommen im Burgenland sowie in Niederösterreich und hier besonders im Weinviertel. Die Habitatangabe in der Exkursionsflora ist etwas rätselhaft: es ist vom "offenen Saum lichter Bächlein über Serpentin" die Rede, sowie von mehr oder weniger salzreichen Stellen. Im Weinviertel sind "lichte Bächlein" Mangelware und Sepentin ist mir auch nicht bekannt. Salzreich dürfte der Teich eher nicht sein. Anscheinend besiedelt die Art auch derartige Schlammböden. In der Literatur fand ich jedenfalls entsprechende Fundmeldungen, einen von Th. Barta aus der unmittelbaren Umgebung. Veronica scardica gehört zum Aggregat um V. anagallis-aquatica und ist nicht ganz leicht von den anderen Arten des Aggregats zu unterscheiden. Daher bringe ich hier entsprechende Fotos mit Merkmalen. Zuerst der Habitus: der Stängel kriecht und steigt erst am Ende auf. Die Pflanzen liegen mehr oder weniger dem Boden an und bilden teilweise einen dichten Rasen.

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Im Gegensatz zu den anderen Arten des Aggregats sind alle Laubblätter höchstens doppelt so lang wie breit und v.a. gestielt und die unteren in den Blattstiel verschmälert:

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Die Kronblätter sind blasspurpurn:

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Die Kelchblätter sind verkehrteiförmig und oft am Rand mit Zipfeln versehen.

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Am Rand sind die Kelchblätter meist papillös:

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Die Früchte sind lang gestielt, der Stiel ist meist mehr als doppelt so lang wie sein Deckblatt:

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Die Früchte sind meist etwas länger als breit, der Griffel höchstens 1,6 mm lang (am rechten Bild habe ich die vorderen Kelchblätter entfernt):

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Also genau hinsehen, wenn man eine Art aus dem V. anagallis-aquatica agg. vor sich hat, vielleicht ist es ja eine seltenere Art! (V. catenata scheint dort auch zu wachsen, das muss ich aber erst anhand des Belegs bestätigen lassen.)

Schöne Grüße
Stefan

Oliver Stöhr
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Re: Veronica scardica im Rohrwald

Beitragvon Oliver Stöhr » Freitag 3. November 2017, 21:26

Wieder ein feiner Beitrag zu einer weniger bekannten Art. Finde es super, wenn hier im Forum auf Doppelgänger-Arten hingewiesen wird!
Viele Grüße
Oliver


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