Arctium pubens und Gentiana cruciata in der Tristacher Au (Osttirol)

= Blütenpflanzen
Oliver Stöhr
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Arctium pubens und Gentiana cruciata in der Tristacher Au (Osttirol)

Beitragvon Oliver Stöhr » Samstag 4. November 2017, 22:07

Liebe alle!

Neben den bereits eingestellten und inzwischen geklärten Neophyten aus der Tristacher Au, die ich letztes Wochenende besucht habe, konnte ich auch Arctium pubens (Flaum-Klette) in einigen Individuen dort subruderal abtreffen. Es handelt sich um eine taxonomisch kritische Sippe, die von manchen Autoren nur als Unterart geführt wird oder gar nicht als etwas "Eigenes" angesehen wird. Nach der EFÖLS 2008 ist sie hybridogen aus A. lappa oder A. nemorosum und A. minus entstanden. Ich möchte hier keine eigene Interpretation dieser Sippe anführen, da ich sie einfach noch zu wenig kenne.

Dennoch treffen die Merkmale der Pflanzen aus Tristach sehr gut auf die Schlüssel-Angaben in der Exkursionsflora zu: Die Blüten überragen die Hülle kaum und die Körbe sind größer als bei A. minus und erreichen Durchmesser bis 35 mm. Weiters sind die Korbstiele bis zu 4 cm lang und die Körbe daher nicht (fast) sitzend wie A. minus. Und zu guter letzt sind auch die Blattunterseiten dicht spinnwebig und dadurch fast weiß. Bilder dazu anbei ...

Da Verbreitung und Abundanz von Arctium pubens in Österreich lt. Exkursionsflora offenbar noch unklar sind, möchte ich auf diese Sippe hier hinweisen und diese zur künftigen Beachtung weiterempfehlen ;-)

Und noch eine Pflanze aus der Tristacher Au möchte ich kurz anführen und zwar weil ich sie dort nie erwartet hätte, aber man lernt ja bekanntlich nie aus: Und zwar handelt es sich um Gentiana cruciata (Kreuz-Enzian), den ich in einem Individuum mit vier Trieben (davon zwei fruchtend) an einem Wegrand unter Rotföhren angetroffen habe. Diese Art ist in Osttirol sehr selten, ich kannte bislang nur zwei Vorkommen in Kals und Virgen, zudem gibt es weitgehend historische Angaben auch aus den nahen Lienzer Dolomiten. Ev. handelt es sich aber um eine Verschleppung oder Verwilderung aus einem Garten - ich werde nächstes Jahr die Umgebung genauer danach absuchen ...

So, und jetzt soll bei uns der Winter kommen - schaun ma mal ...

Viele Grüße
Oliver
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Arctium pubens; Lizenz: CC BY-NC-SA 4.0
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Georg Pflugbeil
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Re: Arctium pubens und Gentiana cruciata in der Tristacher Au (Osttirol)

Beitragvon Georg Pflugbeil » Sonntag 5. November 2017, 11:24

Hallo Oliver,
das mit dem Arctium finde ich sehr spannend. Ich muss zugeben, dazu hätte ich wohl Arctium lappa gesagt. Arctium pubens hat ja auch die hohlen Grundblattstiele. Da muss ich in Zukunft öfters drauf achten. Gibt es sonst noch gute Unterscheidungsmerkmale zu lappa?
lg, Georg

Oliver Stöhr
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Re: Arctium pubens und Gentiana cruciata in der Tristacher Au (Osttirol)

Beitragvon Oliver Stöhr » Sonntag 5. November 2017, 20:06

Hallo Georg,

Arctium lappa ist für mich im Vergleich zu pubens die in der Regel höherwüchsigere und ausladendere Art, deren Köpfe sogar bis 5 cm Durchmesser erreichen können. Die Schirmrispen sind auch breiter.

Ansonsten gibt es neben dem erwähnten Stängelquerschnitt-Merkmal an den Grundblättern (hohl bei minus und pubens, markig/voll bei lappa) lt. Literatur noch differierende Hüllblattmerkmale und zwar sind diese bei lappa meist einheitlich grün, während sie bei pubens zumindest spitzenwärts purpurn bis strohfarben sind (das ist übrigens auch auf meinen Bildern zu sehen). Eine spinnwebartige Behaarung, wenn auch nicht so dicht wie bei tomentosum, kann bei pubens an den Hüllblättern auftreten (das habe ich bei einigen Ind. der Tristach-Population auch gesehen, kommt bei der abgebildeten Pfl aber nicht raus; daher hänge ich noch ein weiteres Bild an, wo man dies deutlich sehen kann), bei lappa sind die Hüllen hingegen kahl.

Und bei den Blätter gibt es auch noch Merkmale dahingehend, dass die bei pubens v.a. in der Jugend auftretende Weißfilzigkeit an der Unterseite bei lappa fehlt (deren US ist i.d.R. dünn graufilzig). Auch der Blattrand erscheint anders und zwar ist dieser bei lappa schwach und kurz gezähnelt und bei pubens etwas deutlicher gekerbt.

Viele Grüße
Oliver
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Arctium pubens mit spinnwebartig behaarten Hüllen; Lizenz: CC BY-NC-SA 4.0
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Georg Pflugbeil
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Re: Arctium pubens und Gentiana cruciata in der Tristacher Au (Osttirol)

Beitragvon Georg Pflugbeil » Sonntag 5. November 2017, 22:27

Hallo Oliver,
vielen Dank für deine ausführliche Antwort. Ich muss unbedingt auf diese "Art" achten :)
lg, Georg


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