Fichten in Wien

[Jürgen Baldinger]

Wie sind eigentlich Fundpunkte von Picea abies in Wien zu bewerten? Aufforstungen mit ihr gibt es im Bundesland ja nur in minimalem Ausmaß, und in der Wien-Flora heißt es, dass sie im Wienerwald wohl nur im Südwestteil ursprünglich sei, also auf niederösterreichischem Boden, "oft aufgeforstet und auf feuchteren Standorten +/- eingebürgert." Neilreich meint für Wien: "gewöhnlich einzeln und an den meisten Orten wahrscheinlich gepflanzt". U. a. führt er den Gallitzin an. Janchen nennt 1977 in seiner Flora von "Wien, Niederösterreich und Nordburgenland" gar keine Wiener Fundpunkte. Vom Gallitzinberg in bodensaurem Eichenmischwald stammen diese Aufnahmen von zwei Exemplaren heute:

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Begleigtarten in der Krautschicht waren Calluna vulgaris (moderat vital) und Luzula luzuloides var. luzuloides. Gepflanzte Fichtenbestände habe ich nirgends gesehen. Es sind viele Hundeleute unterwegs, die das Rehwild fernhalten dürften. Kann es sich um natürlichen Bestand an der Verbreitungsgrenze handeln?

Koordinaten: 48 13 00, 16 16 25 (350 msm)

[Oliver Stöhr]

Zur Situation dieser Art in Wien kann ich aus meinem eigenen (nicht vorhandenen Wiener) Beobachtungsschatz nichts beitragen, allerdings kann ich zwei Quadrantennachweise aus den inoffiziellen Karten zur neuen RL Österreich angeben, die nicht aus der Florenkartierung stammen (= nicht validierte Daten) und deren Status als "indigen" angeführt wird, die Quelle ist mir jeweils unbekannt. Es sind dies Angaben für 7763/1 und 7863/3 - beides Grenzquadranten zu NÖ.
Allerdings finden sich in dieser Karte auch zwei Angaben aus dem Seewinkel, die als indigen geführt werden - und in diesem Gebiet würde ich ein Indigenat der Fichte dann doch ausschließen.

Deine Funde von Jungfichten dürften wohl auf Samenanflug beruhen, oder?

Übrigens merkt man, dass jetzt offenbar die botanisch "Saure-Gurken-Zeit" begonnen hat, wenn wir uns über eine doch so gemeine und triviale Art unterhalten ... ;-)

Viele Grüße aus Osttirol
Oliver

[Jürgen Baldinger]

Fichten im Seewinkel ist aber schon eine verwegene Sache, das gefällt mir.

Ich würde auch eher Samenanflug annehmen. Oder eingetragen über Schuhe? - Saure-Gurken-Zeit stimmt schon, aber Du weißt es ja selbst: Für Wien sind Arten wie Picea abies (so natürlich vorkommend) oder - in geringerem Ausmaß - Chrysosplenium alternifolium halt schon was Besseres. ;-)

[Jürgen Baldinger]

Die von Dir genannten Quadranten grenzen übrigens an ihren Ecken an meinen Gallitzinberg-Quadranten 7763/4.

[Hermann Falkner]

Hallo Jürgen, ich würd mich trauen auszuschliessen, dass die Fichte in Wien indigen ist; im Wienerwald in höheren Lagen auf sauren Böden (Schöpfl zB) könnt sie indogen sein, aber auch da nur als Beimischung im FiTaBu und sicher nicht aspektbildend. Im Wienerwald wird sie aber stellenweise forstlich gepflanzt. Heimisch ist dagegen sicher die Tanne, die ist stellenweise sogar gar nicht so selten, kommt am Gallitzinberg auch vor. Die kurioseste Fichtenpflanzung, die ich kenne, liegt übrigens direkt an der Fischa, auf einer ehem. Feuchtwiese, und man sieht den Fichten dort an, dass sie sich nicht wohlfühlen...

[Jürgen Baldinger]

Okay. Allerdings habe ich am Gallitzinberg keinen Fichtenforst entdecken können.

[Hermann Falkner]

Nein, am Gallitzin gibts keinen Fichtenforst, innerhalb der Wiener Stadtgrenze kenn ich keinen einzigen, ausserhalb aber sehr wohl - aber auch eher wenige, aufgeforstet worden ist früher eher die Schwarzföhre, neuerdings auch Lärche und inzwischen sogar Douglasie.
Es gibt aber genug Fichten in Gärten und Parks, sodass sie relativ leicht verwildern kann.