Galium parisiense im Weinviertel

= Blütenpflanzen
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Jürgen Baldinger
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Galium parisiense im Weinviertel

Beitragvon Jürgen Baldinger » Mittwoch 25. April 2018, 09:44

Hallo Stefan, ist Dir im Weinviertel schon einmal Galium parisiense untergekommen? Würde es mir live gerne einmal ansehen. Oder kennt jemand anderer Fundpunkte in N oder B?

Danke,
J
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Stefan Lefnaer
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Re: Galium parisiense im Weinviertel

Beitragvon Stefan Lefnaer » Mittwoch 25. April 2018, 12:01

Würde ich auch gerne einmal finden. :-)

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Jürgen Baldinger
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Re: Galium parisiense im Weinviertel

Beitragvon Jürgen Baldinger » Mittwoch 25. April 2018, 15:56

Darf ich fragen, ob die Art auf der neuen Roten Liste stehen wird, Oliver? Kannst Du vielleicht auch sagen, aus wievielen Quadranten Fundmeldungen vorliegen?
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Oliver Stöhr
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Re: Galium parisiense im Weinviertel

Beitragvon Oliver Stöhr » Donnerstag 26. April 2018, 19:56

Lieber Jürgen, lieber Stefan!

Die vorläufige RL-Einstufung zu dieser Art liegt mir leider derzeit nicht vor, sie dürfte aber von Luise Schratt-Ehrendorfer gemacht worden sein - also ev. bei ihr nach dem aktuellen "Zwischenstand" fragen.

Wenn ich mir aber die inoffizielle Arbeitskarte anschaue, dann sollte sich wohl eine RL-Art ergeben: Es gibt laut dieser Karte nur zwei verifizierte Angaben (aus der FKÖ), allerdings aus dem Zeitraum 1950-1989. Einer davon liegt im Südburgenland, der andere in der SO-Steiermark.
Hinzu kommen noch 6 nicht-verifizierte Angaben aus anderen Quellen, die in OÖ, NÖ (Thermenlinie), Kärnten und Nordtirol liegen - die meisten (alle?) sind aber aus meiner Sicht als sehr fragwürdig bzw. irrig zu betrachten.

Ich habe diese Art übrigens auch noch nicht in Österreich gesehen ...

Viele Grüße
Oliver

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Jürgen Baldinger
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Re: Galium parisiense im Weinviertel

Beitragvon Jürgen Baldinger » Freitag 27. April 2018, 18:27

Ich danke Dir sehr, Oliver!
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Jürgen Baldinger
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Re: Galium parisiense im Weinviertel

Beitragvon Jürgen Baldinger » Freitag 27. April 2018, 23:13

Häufig dürfte es auch bei unseren Nachbarn nicht zu sein:

CZ: http://pladias.cz/en/taxon/distribution ... parisiense
D: http://www.floraweb.de/webkarten/karte.html?taxnr=2565
CH: https://www.infoflora.ch/de/flora/galiu ... e.html#map

Zum Mediterran hin tritt sie häufiger auf:
F: http://www.tela-botanica.org/bdtfx-nn-29144-repartition

Sind die sechs nichtverifizierten Angaben also nicht belastbar? Womit wäre parisiense zu verwechseln, mit uliginosum oder spurium?
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Gerhard
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Re: Galium parisiense im Weinviertel

Beitragvon Gerhard » Donnerstag 3. Mai 2018, 21:11

Galium uliginosum ist mehrjährig, parisiense einjährig. Die Standorte sind auch sehr verschieden: parisiense auf trockenen und uliginosum auf feuchten. Von daher ist eine Verwechslung wohl ausgeschlossen. Bei parisiense sind die Teilfrüchte 0,8 - 1,3 mm hoch (lang) (S. Neubearbeitung von Ehrendorfer im HEGI), bei spurium (1,5)2 - 2,5(3) mm; auch das sollte eine Verwechslung ausschließen ...

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Stefan Lefnaer
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Re: Galium parisiense im Weinviertel

Beitragvon Stefan Lefnaer » Montag 16. Juli 2018, 16:58


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Norbert Sauberer
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Re: Galium parisiense im Weinviertel

Beitragvon Norbert Sauberer » Montag 16. Juli 2018, 19:47

Wertes Forum!
Stefan hat völlig recht. Lest mehr BCBEA! Walter Till hat diese Art zweimal in Traiskirchen gefunden. Zumindest ein Beleg wurde von Prof. Friedrich Ehrendorfer eingesehen und als Galium parisiense bestimmt. Siehe im Virtual Herbaria:
Collection WU 0063501
Taxon Galium parisiense L.
Family Rubiaceae
Collector Till,W. 110750b
Date 2011-06-26
Location Austria / Niederösterreich — 48° / 16.29°
Label Niederösterreich, Thermenlinie, rechtsseitige Schwechatau am Südostrand von Wienersdorf bei Traiskirchen, wenig östlich vom Hörmbach
det./rev./conf./assigned F. Ehrendorfer
vhg, norbert
PS. Ich habe sie noch nie gesehen und würde sie wohl auch nicht erkennen.

Peter Pilsl
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Re: Galium parisiense im Weinviertel

Beitragvon Peter Pilsl » Mittwoch 18. Juli 2018, 08:44

Liebes Forum,
nachdem da so tröpferlweise Informationen einlangen habe ich meine floristische Text-Datenbank zu Österreich befragt:

Kleesadl 2009: 49-112
BM: Gramastetten, S-expon. Wegböschung und Ackerränder ESE vom Amesberger, häufig, 400 m, 7651/1, 22.10.2008 und 26.8.2009, LI, Fotobeleg (Abb. 2, S.68). - AV: Ottensheim, auf Schlackengrus im Zwischenstreifen der Gleise beim Bahnhof, selten, 8.6.2006, LI, conf. F. Krendl 2007. - Dieser, dem Eintrag in FISCHER & al. (2008) zugrunde gelegener Neufund für Oberösterreich könnte bereits ein Indiz einer klimabedingten Arealerweiterung des Pariser Labkrautes darstellen. Die in Österreich sonst auf die östlichsten Bundesländer beschränkte und vom Aussterben bedrohte Art (FISCHER & al. l. c.) wird bei uns von HOHLA & al. (2009), ebenso wie im nördlichen Nachbarland Tschechien (PYŠEK & al. 2002), als Neophyt geführt. Ein invasives Auftreten wird allerdings nicht zu befürchten sein, da sie sich nach HOLZNER & GLAUNINGER (2005) im Bezug auf Konkurrenzkraft mit Abstand als schwächste (und eigentlich schützenswerte) Art unter den „Klettenlabkräutern“ (G. aparine, G. spurium, G. tricornutum) erweist.

Hohla & al. 2009: 1-324
- L: Fischer & al. (2008) – zugrunde liegende Funde siehe Kleesadl (2009).

Kleesadl & Brandstätter 2013: 131-157
- Erstnachweis in OÖ: Ottensheim, 8.6.2006, G. Kleesadl (FISCHER et al. 2008, KLEESADL 2009).

Wilhalm & al. 2008: 613-626
Fund: Auer, Hügel von Castelfeder, nördlicher Teil, Umgebung des Wurmsees, 350 m (9633/4), Trockenrasen auf Porphyr, 16.06.2008, W. Tratter. - Bemerkungen: Der Hügel von Castelfeder war der bislang einzig bekannt gewordene Fundort von Galium parisiense in Südtirol (murr 1910, vgl. Wilhalm et al. 2006 a). Mit dem vorliegenden Fund gelang die Wiederbestätigung dieses Vorkommens nach 100 Jahren. Der Nachweis ist umso erstaunlicher, wenn man bedenkt, dass die Art in all den Jahrzehnten trotz intensiver floristischer Untersuchungen im Gebiet z.B. durch kiem (1990) unbemerkt blieb.

Melzer 2005: 153-188
Grazer Feld: Graz, auf dem St. Leonhard-Friedhof auf einem ungepflegten Weg zwischen den Gräbern, (8958/2) – 1983, rev. F. Krendl (Wien), 1999 (LI). - Der Beleg wurde vom Verfasser für G. palustre gehalten (mit einem wegen des ungewöhnlichen Standortes etwas abnormen Habitus). In Österreich ist G. parisiense nach Fischer 1994 nur von den vier östlichen Bundesländern bekannt und als vom Aussterben bedroht eingestuft. Nach Hayek 1912 kennt man aus der Steiermark heutigen Umfanges nur alte Funde aus Graz/Eggenberg und von Söchau in der Oststeiermark. Dort wurde dieses Labkraut von submediterran-subatlantischer Verbreitung (Oberdorfer 2001) von W. Maurer & A. Neumann (GZU) in neuerer Zeit in einem Getreidefeld in Söchauberg gegen Hollerbach zu gefunden (Maurer 1998, dort auch weitere Angaben für das S-Burgenland; Karte in Zimmermann & al. 1989).

Sauberer & Till 2015: 3-63
Niederösterreich, Stadtgemeinde Traiskirchen - Das Pariser Labkraut ist ein sehr seltenes, zartes Ackerbeikraut. Es gilt in Österreich als vom Aussterben bedroht. Umso erstaunlicher die zwei Funde aus den Jahren 2011 und 2012: am Saum zwischen Acker und Schwechatau in der KG Wienersdorf und an einem Ackerrand in der KG Traiskirchen nahe dem Wiener Neustädter Kanal.

Adler & Mrkvicka 2003: 1-831
XIII: Schönbrunn [1] XXII: Schotter beim Uferhaus in der Lobau (1930) [1] - Neilreich: Auf Aeckern und Grasplätzen auf dem Gallicin (1860), doch habe ich sie dort in den folgenden Jahren vergeblich gesucht. ... Scheint nur zufällig und vorübergehend vorzukommen {D}. erloschen {E}.; ; Ausgestorben RLÖ: Vom Aussterben bedroht. In Wien ausgestorben oder verschollen.

Holzner 1971: 11-22
Acker bei Donnerskirchen, Burgenland. -

Melzer & Barta 1999: 465-486
B: Mittleres B, westlich von Unterfrauenhaid an einem Waldrand an einer durch Entnahme von Sand gestörten Stelle reichlich, 1997, Ba, Me & G. Zenner - 8464/2. - Von diesem submediterran-subatlantischen Element (OBERDORFER 1994: 770), das in Österreich als vom Aussterben bedroht eingestuft wird (ADLER & al. 1994: 674), nennen MELZER & BARTA (1996: 867, 1995: 239) neuere Fundorte.

Melzer & Barta 1995: 235-254
N: Wiener Becken: südöstlich von Himberg in einem Gerstenfeld unter Massen von Androsace maxima L., dem Acker- oder Großen Mannsschild, Me (7964/2). - Die einzige neuere Angabe aus Niederösterreich war eine aus dem Steinfeld vom Jahre 1965, Janchen 1975: 474. Nach Adler & al. 1974: 674, 655 (auf NlKLFELD & al. 1986: 38, 64, zurückgehend) sind beide Arten als "vom Aussterben bedroht" eingestuft. Vermerkt sei, daß dies für den Mannsschild sicher nicht zutrifft, da er z. B. vor allem auf den Schotterböden des Steinfeldes auch heute noch Massenbestände bildet, vor allem ist dies auf den Stoppelfeldern zusammen mit anderen pannonischen Unkräutern zu sehen.

Melzer & Barta 1996: 863-882
B: Mittleres B, westnordwestlich von Deutschkreutz in einem Getreidefeld westlich des Mönchwaldes zahlreich, 1995, Ba - 8365/4; südliches B, nordwestlich von Weiden bei Rechnitz an der Straße nach Rumpersdorf in einem grasigen Straßengraben in Mengen, 1987, Me & E. Bregant - 8664/3. - Nach NIKLFELD & al. 1987: 64 in der „Roten Liste", ebenso von ADLER & al. 1994: 674 wird diese in Österreich sehr seltene Art als vom „Aussterben bedroht" eingestuft. Von HOLZNER & al. 1994: 182 wird sie bereits als ausgestorben oder verschollen, allerdings mit Fragezeichen, gefuhrt. MELZER & BARTA 1995: 239 bringen einen Neufund aus dem Wiener Becken.

ps.: Sollte von euch mal jemand ähnliche Auswertungen zu einer Art benötigen, bitte gerne!

Beste Grüße
Peter Pilsl
SABOTAG


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