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größtes Hummel-Ragwurz-Vorkommen Österreichs

Verfasst: Samstag 26. Mai 2018, 17:46
von Norbert Griebl
Liebe alle!

In der Stotzinger Heide im Nord-Burgenland wurde das größte Vorkommen der Hummel-Ragwurz in Österreich gefunden, zumindest kenne ich keine größeren Populationen. Das Gebiet steht seit 2006 unter Naturschutz, ist 29 Hektar groß und wurde in erster Linie zum Schutze der Zieseln eingerichtet. Diese haben wir hier noch nie gesehen, dafür aber eine artenreiche Flora.
Heuer haben Wiener Orchideenspezialisten, allen voran Helmut Modl, die großen Bestände der Hummel-Ragwurz gefunden. Nach heutigen Zählungen und Schätzungen sind es rund 1000 Ophrys holoserica. An Orchideen kommen hier weiters vor:
Ophrys insectifera (ca. 200 Stk.)
Ophrys sphegodes (sehr selten, verblüht)
Orchis militaris (zerstreut, verblüht)
Orchis purpurea (sehr selten, verblüht)
Neotinea ustulata (ca. 400 Stk.)
Neottia ovata (1 Stk.)
Himantoglossum adriaticum (2 Stk.)
Anacamptis morio (sehr selten, verblüht)
im anschließenden Wald: Cephalanthera damasonium und Cephalanthera longifolia.
Weiters:
Achillea collina, Agrimonia eupatoria, Agropyron intermedium, Agrostis tenuis, Allium sphaerocephalon, Althaea officinalis, Anacamptis morio (slt.), Anthericum ramosum, Anthoxanthum odoratum, Anthyllis vulneraria, Arrhenatherum elatius, Artemisia campestris, Asperula cynanchica, Astragalus onobrychis DD, Astragalus austriacus DD, Avenochloa pubescens, Bothriochloa ischaemum, Brachypodium pinnatum, Bromus erectus, Bupleurum falcatum, Calamagrostis epigejos, Campanula persicifolia, Campanula sibirica DD, Carduus nutans, Carex humilis, Carlina acaulis, Carlina vulgaris, Centaurea scabiosa, Centaurea stoebe, Cephalanthera damasonium (in anschließenden Wald, nicht mehr im NSG), Cephalanthera longifolia (in anschließenden Wald, nicht mehr im NSG), Cerastium pumilum, Cerinthe minor DD, Cirsium eriophorum, Cirsium pannonicum DD, Cuscuta epithymum, Dianthus pontederae, Dictamnus albus, Diplotaxis tenuifolia, Dorycnium germanicum DD, Dracocephalum ruyschiana?? (Angabe Österreichischer Trockenrasenkatalog), Echium vulgare, Erucastrum nasturtiifolium DD, Eryngium campestre, Erysimum odoratum, Euphorbia cyparissias, Euphorbia seguieriana, Euphrasia officinalis, Falcaria vulgaris, Festuca rupicola, Festuca valesiaca, Filipendula vulgaris DD, Fragaria viridis, Fumana procumbens, Galatella linosyris, Galium album, Galium verum, Genista pilosa, Globularia bisnagarica, Helianthemum nummularium subsp. ovatum, Himantoglossum adriaticum (2 Stk. DD), Hypericum perforatum, Inula salicina, Knautia arvensis, Koeleria macrantha, Leontodon hispidus, Ligustrum vulgare DD, Linaria genistifolia, Linum austriacum, Linum tenuifolium DD, Lotus corniculatus, Medicago falcata, Medicago lupulina, Melampyrum arvense DD, Melampyrum barbatum DD, Melica transsylvanica, Neotinea ustulata (rel. hfg, ca. 400 Stk.), Neottia ovata (nur 1 Stk.), Nonea pulla DD, Ononis spinosa, Ophrys holoserica (ca. 1000 Stk., verteilt über das ganze, 29 Hektar große Naturschutzgebiet DD), Ophrys insectifera (ca. 200 Stk., vor allem im südöstlichen Bereich der Heide), Ophrys sphegodes (s. slt. bei den Militär-Reliktobjekten), Orchis militaris, Orchis purpurea (selten), Origanum vulgare, Orobanche gracilis DD (auch knallgelb DD), Orobanche teucrii (auch knallgelb DD), Petrorhagia saxifraga, Phleum phleoides, Pilosella cymosa, Pilosella officinarum, Pimpinella saxifraga, Plantago media, Poa angustifolia, Poa badensis, Potentilla arenaria, Ranunculus bulbosus, Rhinanthus alectorolophus, Salvia nemorosa, Salvia pratensis, Sanguisorba minor, Saponaria officinalis, Scabiosa canescens, Scabiosa ochroleuca, Securigera varia, Sedum sexangulare, Senecio jacobaea, Seseli annuum, Seseli hippomarathrum, Silene otites, Stachys recta DD, Stipa capillata, Teucrium chamaedrys, Teucrium montanum DD, Thesium linophyllon Thymus pannonicus, Tragopogon dubius DD, Trifolium Trifolium arvense, Trifolium montanum, Turritis glabra, Verbascum lychnitis DD, Verbascum speciosum, Veronica spicata, Vincetoxicum hirundinaria, Viola collina.

Liebe Grüße
Norbert

Re: größtes Hummel-Ragwurz-Vorkommen Österreichs

Verfasst: Samstag 26. Mai 2018, 22:48
von Jürgen Baldinger
Beeindruckend, schöne Bilder, Norbert! Gut, dass es dieses Gebiet gibt. Von Cerinthe glabra und Dracocephalum ruyschiana gibt es auch Fotos?

Re: größtes Hummel-Ragwurz-Vorkommen Österreichs

Verfasst: Sonntag 27. Mai 2018, 16:44
von Norbert Griebl
Entschuldige, muss natürlich Cerinthe minor heißen.
Den Drachenkopf konnten wir hier noch nie finden. Die Angabe ist vom "Österreichischen Trockenrasenkatalog", muss aber hinterfragt werden, weil die Art ja sonst im subalpinen Bereich zu finden ist. Vielleicht ist sie damals mit Prunella grandiflora verwechselt worden?
LG Norbert

Re: größtes Hummel-Ragwurz-Vorkommen Österreichs

Verfasst: Sonntag 27. Mai 2018, 18:58
von 2045
Hallo Norbert!
Nachdem wir heute in der Gegend waren (Reisenberg und Stotzing Frohnwiese) haben wir auch die von Dir vorgestellte Wiese besucht.
Hummel-Ragwurz und Fliegen-Ragwurz wie von Dir beschrieben in großer Menge.
Brand-Knabenkräuter ebenfalls im nahezu verblühten Zustand zu finden.
Die restlichen von Dir angeführten Orchideen haben wir nicht gesehen.
Dafür haben wir ein Exemplar von einer Pyramidenorchis gefunden.
Mir war gar nicht bewusst, das es diese Art im Burgenland gibt.
War erst Blühbeginn.

LG Markus

Re: größtes Hummel-Ragwurz-Vorkommen Österreichs

Verfasst: Montag 28. Mai 2018, 07:30
von Hermann Falkner
Anacamptis pyramidalis fehlt in Norberts Artenliste >>> neu für diesen Standort???
Lg Hermann

Re: größtes Hummel-Ragwurz-Vorkommen Österreichs

Verfasst: Montag 28. Mai 2018, 12:59
von Norbert Griebl
Hallo Markus, hallo Hermann!

Danke für die Rückmeldungen. Anacamptis pyramidalis ist wirklich interessant - haben wir trotz intensiven Suchens nicht gefunden.
Interessant heuer auch die Frohnwiesen (Frauenwiesen) bei Loretto, wo heuer wieder Dactylorhiza x thellungiana (Dac. incarnata x D. traunsteineri) wie aus dem Bilderbuch zu finden sind - Foto habe ich angehängt.
Benannt ist die Hybride zu Ehren des Schweizer Botanikers Albert THELLUNG (1881-1928). THELLUNG war Professor an der Universität Zürich und Mitarbeiter der „Flora der Schweiz“. Für das monumentale Standartwerk Gustav HEGIs, die „Illustrierte Flora von Mitteleuropa“ bearbeitete THELLUNG mehrere schwierige Gattungen, außerdem ist er maßgeblich mitverantwortlich für die systematische Einteilung der Adventivflora Mitteleuropas. Die Süßgräsergattung Thellungia trägt neben der Dactylorhiza-Hybride seinen Namen.
Die Hybride wurde früher meist als Gattungshybride aus Anacamptis palustris x Dactylorhiza incarnata angesehen, bis man erkannte, dass hier auch Dactylorhiza traunsteineri vorkommt und dass es sich um die Hybride aus Dac. incarnata x D. traunsteineri handelt.
Heuer sind auf den Frohnwiesen (Frauenwiesen) auch wieder sehr schöne Anacamptis palustris zu sehen, die jetzt gerade in Vollblüte stehen. Der nördliche Teil der Wiesen wurde heuer leider zu früh gemäht, nämlich gerade, als die schönsten Orchideen blühten. In diesem Teilbereich kommt sonst auch immer Anacamptis palustris vor.
Liebe Grüße
Norbert

Re: größtes Hummel-Ragwurz-Vorkommen Österreichs

Verfasst: Freitag 20. Juli 2018, 14:00
von Norbert Griebl
Liebes Forum!

Nach Rücksprache mit mehreren Blumenfreunden, welche die Stotzinger Wiesen heuer zu unterschiedlichen Zeiten besuchten, muss ich die Orchideenartenliste und die Stückzahlen nach oben korrigieren.
In den Stotzinger Wiesen waren heuer zu finden:

Ophrys insectifera (ca. 200 Stk.)
Ophrys sphegodes (ca. 300 Stk. )
Ophrys holoserica (> 2000 Stk.)
Orchis militaris (zerstreut)
Orchis purpurea (sehr selten)
Neotinea ustulata (ca. 400 Stk.)
Neottia ovata (1 Stk.)
Himantoglossum adriaticum (2 Stk.)
Anacamptis morio (sehr selten)
Anacamptis pyramidalis (1 Stk., danke Markus Sabor)
Epipactis atrorubens (im Randbereich)
Cephalanthera damasonium (im angrenzenden Waldsaum)
Cephalanthera longifolia (am Wiesenrand)

Liebe Grüße
Norbert

Re: größtes Hummel-Ragwurz-Vorkommen Österreichs

Verfasst: Dienstag 28. April 2020, 15:29
von Norbert Griebl
Liebes Forum,
ich war gestern auf der Stotzinger Heide um zu sehen, was alles schon blüht.
Durch die Trockenheit ist alles ein bisschen kleiner und zerrupfter,
aber dennoch sind reichlich Ophrys sphegodes (Vollblüte bis knospig), Ophrys holosericea (vollknospig bis aufblühend), Ophrys insectifera (vollknospig bis Vollblüte) zu sehen. Totalausfall war bei Orchis militaris und Anacamptis morio zu verzeichnen, hingegen war Orchis purpurea mit 36 blühenden Pflanzen so stark wie in den beiden letzten Jahren nicht. Von Neotinea ustulata waren nur 2 blühende Pflanzen zu finden, was aber auch der frühen Jahreszeit geschuldet sein kann. Insgesamt ist es noch zu früh im Jahr, als aussagekräftige Stückzahlen nennen zu können. Anbei ein paar Bilder,
LG Norbert

Re: größtes Hummel-Ragwurz-Vorkommen Österreichs

Verfasst: Dienstag 28. April 2020, 18:11
von Josef
Hallo Norbert!
Tolle Funde! Eine Frage zu Ophrys sphegodes: haben dort alle so breite gelbe Ränder? Presser beschreibt eine "seltenere Form mit gelbem Rand im Oberrheintal"!
LG Josef

Re: größtes Hummel-Ragwurz-Vorkommen Österreichs

Verfasst: Dienstag 28. April 2020, 18:13
von Pablito
Hast du die 3 Albinos von N.ustulata gesehen?