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Inneralpine Trockenflora bei Matrei in Osttirol
Verfasst: Dienstag 5. Juni 2018, 21:22
von Oliver Stöhr
Liebes Forum!
Derzeit ist bei uns ein guter Zeitpunkt, einige Besonderheiten der inneralpinen Trockenflora blühend anzutreffen. Ein hierfür ergiebiger und leicht zugänglicher Bereich sind die südexponierten Trockenböschungen an der Straße von Matrei nach Zedlach. Dort sind derzeit schöne Bestände von
Ononis rotundifolia und
Oxytropis pilosa in voller Anthese anzutreffen. Aber auch die in Österreich subendemische
Onobrychis arenaria ssp.
taurerica und der seltene
Astragalus leontinus sind hier zu bewundern.
Von der im Forum bereits von dort gezeigten
Viola pinnata (siehe:
viewtopic.php?f=10&t=792&p=3030&hilit=pinnata#p3030) sind jetzt die Früchte auszumachen und als eine der wenigen Ochideen an diesen Xerotherm-Standorten ist
Epipactis helleborine ssp.
orbicularis (
E. distans) anzutreffen, welche aber erst in 1-2 Wochen blühen wird.
Anbei ein paar Bilder von diesem Bereich, die am Wochenende aufgenommen wurden.
Viele Grüße
Oliver
Re: Inneralpine Trockenflora bei Matrei in Osttirol
Verfasst: Dienstag 5. Juni 2018, 21:47
von Stefan Lefnaer
Wie kann man
Onobrychis arenaria subsp. taurerica von
Onobrychis viciifolia, die ja oft kultiviert wird, abgrenzen? Die Deckblätter scheinen ja recht lang zu sein. Auf unserer letzten Vereinsexkursion hatten wir diverse - laut Prof. Gutermann zwischen
Onobrychis arenaria subsp. arenaria und
Onobrychis viciifolia "intermediäre" - Individuen und sind daran verzweifelt. Jedenfalls habe ich schon (reine?)
Onobrychis arenaria subsp. arenaria mit deutlich kürzeren Deckblättern gesehen:

Re: Inneralpine Trockenflora bei Matrei in Osttirol
Verfasst: Dienstag 5. Juni 2018, 22:29
von Oliver Stöhr
Lieber Stefan!
Ich habe auch schon gelesen, dass es intermediäre bzw nicht klar ansprechbare Formen geben soll. Ich habe in Osttirol auch schon danach Ausschau gehalten, wurde aber bislang nicht fündig. An den Stellen, wo bei uns beide Arten nebeneinanderwachsen, kann man sie in der Regel gut wie folgt unterscheiden:
Wuchsform: bei arenaria niederliegend bis aufsteigende Stängel, bei viciifolia Stängel aufrecht
Traube vor dem Aufblühen: bei arenaria schlank und spitz, bei viciifolia dicklich und Spitze abgerundet
Traube zur Blüte: bei arenaria weniger breit als bei viciifolia (Blüten kürzer)
Blütenfarbe: bei arenaria mehr fleischfarben bis hellrosa, bei viciifolia deutlicher rosa
Auf das Deckblattmerkmal habe ich bislang nicht geachtet (war auch nicht nötig) bzw ist dieses in EFÖLS ja auch mit einem ? versehen ...
Viele Grüße
Oliver
Re: Inneralpine Trockenflora bei Matrei in Osttirol
Verfasst: Mittwoch 6. Juni 2018, 07:09
von Stefan Lefnaer
Lieber Oliver,
danke für die Rückmeldung! Das Deckblatt schien mir neben der Kronenlänge bisher das beste Merkmal zu sein. Die anderen sind entweder unscharf (stumpf vs. spitz, aufsteigend vs. aufrecht, Farbe) oder sie scheinen falsch zu sein. Ich fand jedenfalls noch nie ein Individuum von Onobrychis arenaria subsp. arenaria mit einer nur 1,5 cm breiten Traube. Auch Onobrychis viciifolia hat Trauben, die oft 3 cm breit oder noch breiter sind. Das scheint ein Fehler im Schlüssel zu sein und passt auch nicht mit der angegebenen Kronenlänge zusammen. Die Breite der Traube müsste ja mindestens die doppelte Kronenlänge (2x Krone + 2x BlüStiel + Breite Blütenstandsachse) sein.
Schöne Grüße
Stefan
Re: Inneralpine Trockenflora bei Matrei in Osttirol
Verfasst: Mittwoch 6. Juni 2018, 20:31
von Oliver Stöhr
Lieber Stefan,
du hast Recht - ich habe auch schon festgestellt, dass es hier eine Unschärfe in den Schlüsseln (auch im Rothmaler IV) betreffend Traubenbreite während der Blüte in Relation den Dimensionsangaben der Einzelblüte gibt.
Dennoch kann ich - zumindest für die Pflanzen, die ich in Österreich gesehen habe - keine Unschärfen bei den angeführten übrigen Merkmalen erkennen. Gerade z.B. den Wuchsform-Unterschied finde ich gut. In Kombination mit den übrigen Merkmalen kommt man mE klar zu einem plausiblen Ergebnis.
Viele Grüße
Olver