Südabfall der Lechtaleralpen (Stanzertal)

= Blütenpflanzen
Oliver Stöhr
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Südabfall der Lechtaleralpen (Stanzertal)

Beitragvon Oliver Stöhr » Freitag 15. Juni 2018, 16:34

Hallo,

gestern war ich im Stanzertal E St. Anton am Arlberg unterwegs und habe in einer Rieselflur auf rd. 1750 msm eine interessante Dactylorhiza in rd. 30 morphologisch einheitlichen Indvidiuen angetroffen, die ich noch als Hochlagenform von D. incarnata ansprechen würde. Auffallend waren die länglichen, beidseits ungefleckten Blätter, ein kurzer Blütenstand von nur 2-4 cm (!) Länge, kleine Blütendimensionen und generell die Zierlichkeit der Pflanzen, die kaum 15 cm Wuchshöhe erreichen. Allerdings stehen die unteren Blätter seitlich weg und sind nicht - wie sonst für D. incarnata typisch - steif aufrecht, daher besteht noch ein kleines cf in der Bestimmung. D. majalis, lapponica und traunsteineri schließe ich aber aus. Bin schon gespannt, was Norbert Griebl dazu sagt ;-)

Und dort wächs auch noch, mitten in der nassen basischen Rieselfur, eine noch nicht blühende Pedicularis, die ich derzeit noch nicht ansprechen kann - vielleicht hat jemand einen Tipp dazu?

Viele Grüße
Oliver
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thomas zimmermann
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Re: Südabfall der Lechtaleralpen (Stanzertal)

Beitragvon thomas zimmermann » Sonntag 17. Juni 2018, 13:24

hallo oliver, in einem caricetum davallianae sollte das pedicularis foliosa sein, meinst du nicht? halt noch mit jungen, nicht so üppigen blättern

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Norbert Griebl
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Re: Südabfall der Lechtaleralpen (Stanzertal)

Beitragvon Norbert Griebl » Montag 18. Juni 2018, 18:25

Servus Oliver!

Ich glaub, das ist eine waschechte Dactylorhiza incarnata subsp. serotina. Diese Sippe ist früher mit der subsp. pulchella synonymisiert worden, aber die beiden sind doch verschieden. Die subsp. pulchella kommt nur auf den Britischen Inseln und in einem Fundort in Nord-Frankreich vor, die subsp. serotina ist zumindest in den Alpen weit verbreitet. WUCHERPFENNIG (2000) stellte dann richtig, dass es sich bei diesen beiden um unterschiedliche Taxa handelt.
SCHULZE (1894) charakterisiert die Sippe mit: „Stängel dünn, Blüten hellpurpurn, Lippe dreilappig mit kleinerem, mehr oder minder vorgezogenem Mittellappen; Blütezeit etwa 14 Tage später als die Nominatform.“ Damit trifft er sehr gut das Aussehen dieser gut abgrenzbaren Unterart, die sich von der Nominatform unterscheidet durch:
• etwa 3 Wochen spätere Blütezeit,
• schlanker Habitus und insgesamt zierlichere Statur,
• schmale, steil aufwärts gerichtete Blätter (auch wenn das nicht bei allen so der Fall ist)
• kurzer, eiförmiger Blütenstand,
• kleinere Blüten.

Ich hab die Sippe schon vielfach in Österreich gefunden, immer in nur wenigen, relativ einheitlichen Stücken, vereinzelt auch Hybriden mit Dactylorhiza fuchsii und Dactylorhiza traunsteineri.
Dass die Pflanzen heuer so früh blühen, liegt ws. an den subtropischen Wachstumsbedingungen - warm und feucht (zumindest bei uns in der Steiermark).

Liebe Grüße
Norbert
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Je größer ein Mensch ist, desto mehr neigt er dazu, sich vor einer Blume niederzuknien

Oliver Stöhr
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Re: Südabfall der Lechtaleralpen (Stanzertal)

Beitragvon Oliver Stöhr » Montag 18. Juni 2018, 22:20

Hallo Thomas, hallo Norbert!

Danke für eure Einschätzung!

@Norbert: Danke für die Bestätigung der D. incarnata und der Ansprache als ssp. serotina. Ich hatte diese Unterart schon vermutet und kenne sie von den Lienzer Dolomiten, wo sie aber doch in allen Pflanzenteilen deutlich größer ist.

@Thomas: Pedicularis foliosa würde ich ausschließen, die diese Art nur wenige Meter außerhalb dieser Rieselflur bereits in Blüte stand (s. Bild) und Blattform und Fiederung doch anders ausschauen (vgl. auch Rothmaler-Atlasband). Vielleicht wirds doch noch eine schmächtige P. palustris ...

Viele Grüße
Oliver
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