Plantago coronopus und weiteres aus dem Defereggental

= Blütenpflanzen
Oliver Stöhr
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Plantago coronopus und weiteres aus dem Defereggental

Beitragvon Oliver Stöhr » Freitag 29. Juni 2018, 18:05

Liebe alle,

wie schon erwähnt, war ich gestern im Deferegental und erfreut, dort auf Straßenbanketten Plantago coronopus in einem großen Bestand anzutreffen. Es handelt sich um den ersten Nachweis dieser Art für Osttirol, sie wächst dort u.a. zusammen mit Centaurium pulchellum, Spergularia marina, Puccinellia distans und Potentilla anserina. An anderen Stellen fanden sich an den Straßenrändern Massenbestände von Matricaria chamomilla, die ich bislang noch nicht als Bankettenbewohner kannte.

Auch ansonsten gabs gestern einiges zusehen. Eindrucksvoll z.B. die Massenbestände verschiedenblütiger Lupinus polyphyllos in einer Futterwiese in St. Jakob oder auch - weitab von Siedlungen - an einem Bachrand die Vorkommen des neophytischen Mimulus guttatus.

Abseits der Neos gabs auch Bemerkenswertes so z.B. ein schönes Vorkommen von Orobanche alba (parasitierend auf Thymus praecox ssp. polytrichus) an einer Felsböschung bei Ladstatt oder ein kleiner Bestand von Galeopsis ladanum auf einer Steinmauer nahe Mariahilf. An der Auffahrt zum Staller Sattel an einer Stelle auch Cerastium arvense ssp. suffruticosum, gerade in Vollblüte.

In der EFÖLS nur bei der Art inkludiert, aber im Kritischen Rothmaler-Band noch als Unterart unterschieden ist Scorzoneroides autumnalis ssp. pratensis, die durch schwärzlich-zottige Hüllblattbehaarung von den bekannten typischen Formen abweicht; gefunden gestern am Straßenrand bei Erlsbach.

Und wer einmal in dieses Tal kommt, dem empfehle ich den Uferweg an der Schwarzach bei Lacken zu gehen: Dort kann man alte Tamarisken (Myricaria germanica) bewundern und als Stammgast sogar unter diesem botanischen Heiligtum sogar eine Sitzbank gewidmet bekommen ;-)

Viele Grüße
Oliver
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Plantago coronopus; Lizenz: CC BY-NC-SA 4.0
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Matricaria chamomilla; Lizenz: CC BY-NC-SA 4.0
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Lupinus polyphyllos; Lizenz: CC BY-NC-SA 4.0
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Mimulus guttatus; Lizenz: CC BY-NC-SA 4.0
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Orobanche alba; Lizenz: CC BY-NC-SA 4.0
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Galeopsis ladanum; Lizenz: CC BY-NC-SA 4.0
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Cerastium arvense ssp. suffruticosum; Lizenz: CC BY-NC-SA 4.0
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Scorzoneroides autumnalis ssp. pratensis; Lizenz: CC BY-NC-SA 4.0
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Myricaria germanica; Lizenz: CC BY-NC-SA 4.0
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Pablito
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Re: Plantago coronopus und weiteres aus dem Defereggental

Beitragvon Pablito » Freitag 29. Juni 2018, 20:03

Wo genau wächst Mimulus guttatus?

diese Pflanze kommt in den chilenischen Anden sehr häufig vor immer an Bachläufen und auch in den Farben orange und rot(heißt aber dann M. luteus bzw. M. cupreus.)
In der Steiermark, genauer bei Hinterwildalpen kenne ich ein Mini-Vorkommen von Mimilus guttatus - sind ausgewilderte Vorkommen aus Gärten.
Hier die endemischen "Mimulusse" aus Chile:
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LG Reini BR

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Re: Plantago coronopus und weiteres aus dem Defereggental

Beitragvon Stefan Lefnaer » Freitag 29. Juni 2018, 22:20

Im westlichen Waldviertel (um Arbesbach) ist Mimulus guttatus an vielen Bächen und Gräben zu finden, u.a. mitten im Höllfall auf Felsen.

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Oliver Stöhr
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Re: Plantago coronopus und weiteres aus dem Defereggental

Beitragvon Oliver Stöhr » Samstag 30. Juni 2018, 19:16

Mimulus guttatus wächst im Trojer Almtal - einem Seitental des Defereggentales - an einem kleinen, entlang eines Fahrweges verlaufenden Gebirgsbach auf rd. 1570 msm. Dort kommt die Art recht zahlreich auf einer Strecke von rd. 200 m vor und ist voll in die natürliche Vegetation integriert. Ich kenne dieses Vorkommen bereits seit 2005, die Art scheint dort lokal etabliert sein.
Ein zweites, noch größeres Vorkommen dieser Art gibt es an einem Bachlauf nahe der Fa. Loacker in Heinfels (Osttiroler Pustertal; Talboden, rd. 1070 msm), von dort ausgehend werden Samen der Art auch in die Drau eingeschwemmt und so fand ich bereits einzelne Individuen an der Drau bei Leisach, ca. 20 km östlich vom Vorkommen in Heinfels. Ansonsten kenne ich aber keine Vorkommen in Osttirol.

Buntblütige Bestände (Mimulus cf. cupreus), wie es das Foto von Reini zeigt, gibt es aber im nahen Südtirol an einem Bachlauf ...

Viele Grüße
Oliver

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Norbert Griebl
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Re: Plantago coronopus und weiteres aus dem Defereggental

Beitragvon Norbert Griebl » Montag 16. Juli 2018, 16:42

Liebes Forum!
Die Gelbe Gauklerblume wird als Zierpflanze für Teichränder und Sumpfbeete genutzt. Sie bildet an solchen feuchten Standorten rasch dichte Teppiche. Weil sie schnell ihre Blüten abwirft, ist die Art heute nur mehr vereinzelt im Gartenhandel üblich.
Ausbreitung:
Am 20. Juli 1741 stieß der in russischen Diensten stehende deutsche Naturforscher Georg Wilhelm Steller (1709–1746) als Teilnehmer der 2. Kamtschatka-Expedition unter Vitus Bering auf der Insel Kayak vor der Küste von Alaska auf die Gelbe Gauklerblume. Die von ihm gesammelten Samen erreichten Europa nie, weil Steller auf der Rückreise in Sibirien starb und seine Aufzeichnungen im Archiv der Russischen Akademie St. Petersburg verschwanden. Erst 65 Jahre später entdeckten Meriwether Lexis und William Clarke die Art wieder. 1812 wurde sie erstmals in Europa kultiviert und bereits zwölf Jahre später waren die ersten Verwilderungen aus England und Norddeutschland bekannt, aus Schottland schon im Jahr 1815 (HEGI, 1975b: 248).
Die Verbreitung der Samen geschieht durch den Wind oder das Wasser. Auch über Ausläufer verbreitet sich die Art. Trotzdem verhält sich die Gelbe Gauklerblume nicht invasiv, sondern integriert sich in die heimische Flora und stellt in so manchem artenarmen Silikatgebiet eine Bereicherung dar.
ÖSTERREICH:
In allen Bundesländern außer dem Burgenland bekannt. Sie besiedelt hier vor allem Bachränder, Forststraßengräben, Sumpfstellen in Weiden und Quellen. Mancherorts tritt sie häufig auf, wie etwa in den Salzburger Schladminger Tauern um Forsthof.
Weitere Arten:
Die ähnliche Moschus-Gauklerblume, Mimulus moschatus, ist ebenfalls im westlichen Nordamerika beheimatet und ähnelt der Gelben Gauklerblume. Sie wurde 1827 durch David Douglas in Europa eingeführt und fortan als Zierpflanze kultiviert. Verwilderungen sind seit mindestens 1872 bekannt. Für Niedersachsen etwa liegen sieben Nachweise vor. In drei Fällen konnte eine Einbürgerung nachgewiesen werden, so bei Vechta. Damit hat die Art in Niedersachsen den Status eines „eingebürgerten Neophyten" (GARVE & WEBER, 1987). Sonst im Hunsrück, Vogtland, Elbhügelland und in der Lausitz (Hartl & Wagenitz 1975), bei Bad Aledandersbad und zwischen Tegernheim und Donaustauf in Bayern (Hetzel 2006, Lippert & Meierott 2014),…... In Österreich wurde M. moschatus in mehreren Bundesländern als unbeständig verwildert beobachtet, so in Neudorf bei Parndorf im Burgenland (Melzer & Barta 2001), im oberösterreichischen Kobernaußerwald entlang des Lichtmoos-Baches, am Fahrweg zwischen Freistadt und St. Peter auch eingebürgert (Hohla 2014), in Wien früher im Volksgarten (Adler & Mrkvicka 2003), auch sonst in mehreren Bundesländern (Fischer & al. 2008). In der Schweiz vorübergehend im Kanton Schwyz und in Meggen im Kanton Luzern (Thellung 1915). Die aus dem östlichen Nordamerika stammende Blaue Gauklerblume, Mimulus ringens, wird als Zierpflanze vor allem für Gartenteiche und Sumpfbeete genutzt und tritt vereinzelt verwildert auf, so in Kirchdorf am Inn in Oberösterreich (Hohla 2009), im Fichtelgebirge (Lippert & Meierott 2014) und in den Winzer Letten in Bayern (Zahlheimer 2004), in Bochum-Wiemelhausen in einer staunassen Brachfläche (BBV 2009). Im südlichen Chile ist die Kupferrote Gauklerblume, Mimulus cupreus, beheimatet, die als Zierpflanze kultiviert wird und sehr selten daraus verwildert, so in Kärnten (Staber 1934) und im Penser Tal an der Talfer beim Koatlacker in Südtirol (Wilhalm 2011).

Gruß
Norbert
Je größer ein Mensch ist, desto mehr neigt er dazu, sich vor einer Blume niederzuknien

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Re: Plantago coronopus und weiteres aus dem Defereggental

Beitragvon Jürgen Baldinger » Montag 16. Juli 2018, 17:33

Danke an dieser Stelle einmal für Deine bereichernden Hintergrundinformationen und für Deine Literaturzusammenfassungen, Norbert!
"(...) gib ihnen noch zwei südlichere Tage (...)"


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