Ackerumbruch in den Zitzmannsdorfer Wiesen

Wie das Kostbare erhalten? Gefährdungen, Schutzmaßnahmen und Interviews
Renate Trnek
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Ackerumbruch in den Zitzmannsdorfer Wiesen

Beitragvon Renate Trnek » Sonntag 21. Mai 2023, 15:30

Liebe Forumsgemeinschaft,
gestern habe ich die Zitzmannsdorfer Wiesen von Nord - also Weiden am See - nach Süd - Podersdorf - auf dem sog. "Mittelweg" durchquert (teilw. "durchschwommen") und habe dabei eine Entdeckung gemacht, die mich wirklich schockiert hat: Möglicherweise ist die Sache in Eurem Kreis längst bekannt, aber für den Fall dass nicht darf ich die Angelegenheit doch hier vorstellen: Im nördlichen ersten Drittel der Zitzmannsdorfer Wiesen zwischen dem hin zum Radweg in ost-west-Richtung durchlaufenden Graben und jenem Bachlauf weiter südlich, den man als Furt auf dem Weg durchqueren muss, wurde ein riesiges Areal der Wiesen in Richtung zum See zu einem Acker umgebrochen. Meinem Eundruck nach schon 2 ha. Fläche mitten im Nationalpark Seewinkel. Es hat damit Feuchtwiesen erwischt, die ich noch voll mit Anacamptis palustris gesehen habe und die vereinzelt in meinen Bildern auch zu erkennen sind. Wie kann so etwas in einem Nationalpark zugelassen werden, in dem ich, wenn ich zwei Schritte vom Weg zum Fotografieren abzweige, von den Patrouille fahrenden Rangern zusammengestaucht werde? Mich würde interessieren, was da dahintersteckt. Alle Fotos sind vom 20.05.2023.
Liebe Grüße
Renate
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Hermann Falkner
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Re: Ackerumbruch in den Zitzmannsdorfer Wiesen

Beitragvon Hermann Falkner » Sonntag 21. Mai 2023, 20:46

Liebe Renate,
am besten an den Naturschutzbund und den Nationalpark melden. Keine Ahnung, ob das bekannt ist oder wirklich Absicht bzw. bewilligt war (wär nebenbei ja wohl auch für die bodenbrütenden Vögel katastrophal). Ich hab davon jedenfalls nix gehört, war aber auch schon seit Jahren nicht mehr in den Zitzmannsdorfer Wiesen.
LG
Hermann

Renate Trnek
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Re: Ackerumbruch in den Zitzmannsdorfer Wiesen

Beitragvon Renate Trnek » Dienstag 23. Mai 2023, 11:42

Lieber Hermann, liebe Forumsgemeinschaft,
ich bin Deinem Rat gefolgt und habe mich heute bei diversen zuständigen/interessierten Stellen gemeldet und möchte kurz Bericht erstatten - viel gibt's zu dem Fall noch nicht zu erzählen:
Ich habe ein mail an Dr. Harald Grabenhof vom Zentrum Nationalpark Neusiedler See Seewinkel geschrieben, in dem ich ihm meinen Eindruck von der Angelegenheit wie hier im Forum geschildert habe, komplett mit Bebilderung.
Desgleichen habe ich Dr. Klaus Michalek vom Naturschutzbund Burgenland angerufen und mich länger mit ihm unterhalten: Er wusste von der Angelegenheit, und zwar, wie er sagte, von Kurt, wie er sagte, und hat die Info wohl auch der Nationalpark-Verwaltung weitergegeben. Über Hintergünde hat Michalek nichts gewusst oder gesagt. Also warten wir, ob und was da herauskommt.
LG Renate

Renate Trnek
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Re: Ackerumbruch in den Zitzmannsdorfer Wiesen

Beitragvon Renate Trnek » Mittwoch 31. Mai 2023, 12:22

Liebe Forumsgemeinschaft,
nach rezenter Nachfrage bei der Nationalpark-Verwaltung Illmitz und deren Rückmeldung kann ich hier zu der Ackerumbruch-Sache in den Zitzmannsdorfer Wiesen kurz Folgendes zusammenfassen:
Die von mir Euch, dem Nationalpark und dem NaBu Bgld gemeldete zu Ackerland umgebrochene Fläche in den Zitzmannsdorfer Wiesen liegt nicht im eigentlichen Bereich des Nationalparks, sondern ist ausgewiesen für landwirtschtschaftliche Nutzungsmöglichkeiten im Sinne der "umweltgerechten Landwirtschaft". Hierfür kann Ökoförderung beantragt werden, was jetzt auch mit Beginn einer neuen Förderperiode getan worden ist. Die Nationalparkverwaltung hat hier keine Eingriffsmöglichkeiten.
Es wäre allerdings notwendig und geboten, die Zweckmäßigkeit dieses Fördersystems einer "umweltgerechten" Landwirtschaft in Frage zu stellen. Und hier ist der Ansprechpartner der amtliche Naturschutz auf Landesebene.
Mehr kann ich zu der Sache nicht berichten. Ausdruck weiteren Protestes müssten nun offiziell vom Verein als Körperschaft kommen.
Liebe Grüße Renate
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Acker-Umbruch im NP Zitzmannsdorfer Wiesen vom Mittelweg aus zw.Graben und Radlerweg im Westen (Anfragen FO, NaBu und NP) C5X2 (7).jpg
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kurt nadler
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Re: Ackerumbruch in den Zitzmannsdorfer Wiesen

Beitragvon kurt nadler » Mittwoch 31. Mai 2023, 13:16

Jede person kann namentlich oder anonym einen mutmaßlichen verstoß gegen das naturschutzgesetz (oder gegen andere rechtsmaterien wie wasserrecht, forstrecht etc.) bei der der zuständigen bh anzeigen. die schickt im optimalfall sachverständige raus, die - zusammen mit dem grundbesitzer (nicht mit dem anzeiger) - den mutmaßlichen verstoß vor ort ansehen.
konsequenzen, falls überhaupt verfahrensaktivität einsetzt, gibt es in österreich eher selten. kann aber doch zu strafen und "wiederherstellungspflichten" führen. ich kenne derartige fälle, wo ich beteiligt war.
wenn du anonym anzeigst, hast du keine direkte chance, was über den weiteren behördenweg zu erfahren.
der naturschutzbund nennt sich gern "anwalt der natur". an den solltest du dich nochmals wenden. ich halte es für notwendig, auch persönlich aktiv zu werden, da die vereine vielfach nicht die freiheit haben, alles zu tun, was notwendig wäre.
beweise für das, was vor dem umbruch an schutzgütern da war, sollten sicherheitshalber einer anzeige bereits beiliegen. es muss davon ausgegangen werden, dass angesichts des geringen gesellschaftlichen stellenwerts des naturschutzes und einer ständigen personalnot dem fall sonst gar nicht oder unzureichend nachgegangen wird.
beweise können auch in form von biotopkartierungen vorliegen. leider weiß ich nicht, ob hier ein derartiges inventar vorliegt. in geoland.at (z.b. https://www.geoland.at/webgisviewer/geo ... er/Geoland) kann man schutzgebietsgrenzen (und luftbilder) einblenden und schaun, ob sich der tatort in einem natura 2000-gebiet befindet oder gar in einem naturschutzgebiet. da wär dies jedenfalls ein eklatanter verstoß gegen die erhaltungspflichten. gewisse lebensraumtypen sind aber auch abseits jeglicher schutzgebiete direkt von den landesnaturschutzgesetzen geschützt, so etwa feuchtlebensräume im burgenländischen: etwa § 7 in https://www.ris.bka.gv.at/GeltendeFassu ... r=10000254.
vielleicht kann ich dir noch irgendwie weiterhelfen. professionell zuständig wären aber die naturschutz-ngos deines vertrauens.
aus meiner sicht kann man den eingriff nicht ungestraft durchgehen lassen, er scheint von ungewöhnlich großer tragweite zu sein!
vielleicht kannst du die lokalität kartografisch detailliert ins forum stellen, damit auch ggf. andere dort nachschauen können.
achtung noch: der spieß könnte vom grundbesitzer dahingehend umgedreht werden, dass er dich wegen betretens der flächen anzeigen könnte - falls du beweise lieferst, dass du weiter als von nächsten weg aus in der fläche dokumentationen vorgenommen hast. ich glaub, das ist das kulturflächenschutzgesetz. es gibt in östereich für zivilisten kein betretungsrecht von kulturflächen!

Renate Trnek
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Re: Ackerumbruch in den Zitzmannsdorfer Wiesen

Beitragvon Renate Trnek » Mittwoch 31. Mai 2023, 15:32

Lieber Kurt,
danke für Deinen Leitfaden durch das Labyrinth möglicher rechtlicher Aktionen meinerseits als beobachtende und meldende Person! Ich möchte diesbezüglich nur erwähnen, dass es mir um das rechtliche Aufrollen der Angelegenheit nie gegangen ist. Was ich erreichen wollte, war, dass ich aus Eigeninteresse den Hintergrund für diese Aktion erfahren und dafür sorgen wollte, dass die Aktion bei den zuständigen und verantwortlichen Stellen bekannt ist/wird. Außerdem krankt es bei mir an Kleinigkeiten wie am grafischem IT-Geschick, hier aussagekräftige Unterlagen zu erstellen, auch wenn ich das Gebiet z.B. auf Google Earth genau kennzeichnen kann.
Ich halte Professor Fischers Schreiben an den zuständigen Landesbeamten im Bgld für wesentlich zielführender als jegliche weitere action von mir. Und im Übrigen: Alle Fotos sind vom Standort Mittelweg aus gemacht, im einen oder anderen Bildeck sieht man ihn noch.
Nochmals Dank und liebe Grüße
Renate


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