Douglasien am Vormarsch

Wie das Kostbare erhalten? Gefährdungen, Schutzmaßnahmen und Interviews
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Hermann Falkner
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Douglasien am Vormarsch

Beitragvon Hermann Falkner » Sonntag 21. April 2024, 20:48

Leider auch in tieferen Lagen schon - im Weinviertler Hochleithenwald bei Wolkersdorf, den die Traun'sche Forstverwaltung bewirtschaftet und der von Natur aus ein thermophiler Eichenwald sein dürfte (Qercus cerris & pubescens häufig, Fraxinus excelsior an besseren Standorten ursprünglich ebenso, aber stark durch das Eschensterben beeinträchtigt, teils auch grössere Anteile von Carpinus betulus), ist Pseudotsuga menziesii im Vormarsch: es gibt auch schon einige Parzellen mit älteren Beständen, vermehrt wird aber nach Kahlschlägen auch neu die Douglasie gepflanzt und ein sehr wertvoller Laubwaldstandort wird dadurch virtuell vernichtet:
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Clematis recta, die hier stellenweise recht zahlreich wächst, kann problemlos verkraften, wenn sie von Traktoren und LKWs umgefahren oder wie hier "geköpft" wird (viele solche Individuen direkt neben dieser Parzelle):
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Aber viel schwerer wird's für sie werden, im Douglasienwald zu überleben.

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Hermann Falkner
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Re: Douglasien am Vormarsch

Beitragvon Hermann Falkner » Samstag 11. Mai 2024, 22:49

Nachdem mit NÖ-Card der Naturpark Sparbach 1x gratis ist (und mit Schneeberg-Rax-Ticket ist die schon fast abgezahlt), komm ich da 1x im Jahr hin - und eigentlich find ich dort immer wieder was besonderes (so auch heuer).
Heuer hab ich nicht schlecht gestaunt, als eine Kahlschlagfläche scheinbar nur mit Lärche und Douglasie aufgeforstet worden ist.
Noch mehr gestaunt habe ich dann aber über eine Schautafel, die ich dann noch gefunden habe:

Da wird einem also tatsächlich erklärt, dass der 160jährige Buchenbestand "aus Sicherheitsgründen zu nutzen" war (?? - welche Gründe ausser monetäre sollten das sein?) - ok, soll sein, die Liechtensteinsche Gutsverwaltung soll nicht strenger beurteilt werden als andere Forstwirte, die auch ihr Holz nutzen wollen.
Aber dass man dann auch noch das Mulchen des Waldbodens als "notwendig" bezeichnet, geht dann schon auf keine Kuhhaut mehr.
Beigemischte Traubeneichen und Elsbeeren werden dann noch als "Feigenblatt" gennannt, um Douglasie und Lärche schönzureden - und dass hier ein "klimafitter Wald" entsteht - ein Wald für die Zukunft - kriegt jeder Besucher zu lesen und vermutlich hat man das auch den Schülern der Evangelischen Volksschule Leopoldstadt so erzählt, die beim Aufforsten geholfen haben.

Da glaubt man echt, man ist im falschen Film. Ticken unsere Forstwirte wirklich so???
Wenn ja, dann sollte man ihnen diesen Diskurs um den klimafitten Wald nicht einfach so überlassen ...
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Andreas Beiser
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Re: Douglasien am Vormarsch

Beitragvon Andreas Beiser » Donnerstag 23. Mai 2024, 00:16

Hallo Hermann,

Du hast Dir Deine Frage an sich eh schon selbst beantwortet ... die ticken leider wirklich so, auch wenn es aus einer anderen Perspektive kaum nachvolllziehbar erscheint. Das sage ich jetzt aus leidvoller Erfahrung im ehemals beruflichen Umgang mit Waldbesitzern (Kleinwald, Agrargemeinschaften), Interessensvertretern (Kammer, Waldvereine), Forstwissenschaftlern, Behörden & Verwaltung (Bezirkshauptmannschaften, Landesforstverwaltung) sowie der Politik (auf Landesebene).

Das Dagegenarbeiten ist ein Kampf gegen Windmühlen (und gut gefüllte Propagandakassen & Lobbyistennetzwerke)

schöne Grüße
Andreas
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Re: Douglasien am Vormarsch

Beitragvon Alexander » Donnerstag 23. Mai 2024, 07:50

Hallo,

wäre nicht eine Initiative eine tolle Sache, in der man quadratmeterweise (es darf gern auch ein bisserl mehr sein) Wald kaufen kann, den man dann ungenutzt sich entwickeln lässt, ähnlich dem "Regenwald der Österreicher" in Costa Rica?

Jetzt nur mal so vor sich hin gedacht ...

Grüße
Alexander
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Re: Douglasien am Vormarsch

Beitragvon Hermann Falkner » Donnerstag 23. Mai 2024, 16:44

Danke für den Input, Alexander!
Ich fürchte, ich bin kein guter "Windmühlenkämpfer" ... das wäre also die befürchtete, sehr frustrierende Sisyphus-Aufgabe, da was zu ändern.

Waldfreikauf war, ist natürlich eine super Idee und wird ja auch in kleinem Rahmen von Naturschutzorg. gemacht, aber man müsste halt schon das System ändern, NaBu, wwf etc konzentrieren sich notgedrungen nur auf wenige Flächen, das ist nur ein Tropfen am heissen Stein.

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Hermann Falkner
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Re: Douglasien am Vormarsch

Beitragvon Hermann Falkner » Montag 3. Juni 2024, 21:11

Und schon wieder ein gemulchter Wald - diesmal in den Leiser Bergen, Buschberg-Nordseite unweit Pyhra, ein wohl ein paar Hektar grosse Parzelle. Hier das Kleinod - hinter einem hohen Wildzaun versperrt:
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Gepflanzt worden ist, soweit erkennbar - einzig positiv zu vermerken ist: eine Spur "diverser" als so manch andre Anpflanzung, die Schwarznuss (so es eine ist) gefällt mir aber mindestens ebenso wenig wie die Douglasie, in den Donau-Auen sieht man schon, dass auch die Schwarznuss eine Ausbreitungstendenz hat:

Quercus rubra
Pseudotsuga mentziesii (ziemlich sicher; hab aber keine aus der Nähe betrachten können; sicher nicht Picea abies), das beste Bild mit meinem grössten Tele:
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Juglans nigra (vermutlich; sicher nicht Juglans regia, ich kann aber nicht ausschliessen, dass es nicht doch ein anderer "Exot" mit Blättern ähnlich Juglans nigra ist) - die waren recht prominent vertreten und da bin ich auch recht nahe rangekommen:
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Quercus cf. robur (nach Blattform = eher spatelförmig; könnte aber auch petraea sein - nur aus grosser Distanz gesehen und Jungbäume sind da aus der Ferne nicht so leicht sicher anzusprechen) - die einzige heimische Art, die ich unter den gepflanzten feststellen habe können! (und sicher gefplanzt, da zumindest 3 Bäumchen streng "in Reihe" stehen und gleich grosse Stämmchen)

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Re: Douglasien am Vormarsch

Beitragvon Stefan Lefnaer » Montag 3. Juni 2024, 21:59

Das am zweiten Foto könnte eine Lärche sein.

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Hermann Falkner
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Re: Douglasien am Vormarsch

Beitragvon Hermann Falkner » Dienstag 4. Juni 2024, 05:38

Kann sein, ich hab zwar nirgends die typischen Lärchenbündel entdeckt, ich war aber einfach zu weit weg.


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