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Anacamptis morio (Kleines Knabenkraut) Baustelle S31

Verfasst: Donnerstag 8. August 2019, 19:09
von Eva Reisacher
Liebe Leute,

am Rande der S31 gab es einen ansehnlichen Anacamptis morio Bestand. Nun wurde dieser Opfer der Baustelle im Zuge des Ausbaues der S31.
Ein Teil davon wird ausgegraben und übersiedelt. Details dazu im nachstehenden Kurier-Artikel.
Was sagt ihr dazu? Kann das gelingen - ein passender neuer Standort vorausgesetzt.

https://kurier.at/chronik/burgenland/s3 ... /400571783

Nachdem ich dort regelmäßig vorbeifahre, ist mir natürlich aufgefallen, dass es diesen Bestand dort gibt.
Leider wurde nur ein Bruchteilteil davon ausgegraben.

Gibt es Erfahrungen mit solchen Übersiedlungsaktionen?
Wie stehen die Chancen? Ich habe beim Naturschutzbund bereits nachgefragt, wo der neue Standort sein wird und bin gespannt, wohin die Pflanzen kommen.

LG
Eva

Re: Anacamptis morio (Kleines Knabenkraut) Baustelle S31

Verfasst: Donnerstag 8. August 2019, 19:53
von Hermann Falkner
Liebe Eva,
es wird vermutlich nichts bringen; Orchideen verpflanzen funktioniert in der Regel nicht (bzw. überleben die Pflanzen nur kurze Zeit), weil sie auf ihren Pilzpartner angewiesen sind.
Vielleicht überleben die Pflanzen am neuen Standort lange genug, um zu blühen und zu fruchten, und vielleicht ist der neue Standort geeignet für Anacamptis morio - und es wächst dort eine neue Generation heran.
LG
Hermann

Re: Anacamptis morio (Kleines Knabenkraut) Baustelle S31

Verfasst: Donnerstag 8. August 2019, 20:18
von Eva Reisacher
Lieber Hermann,

vielen Dank für die Antwort, auch wenn Sie eher ernüchternd ausfällt.
Genau das habe ich befürchtet. Ewig schade um den Standort. Wobei ich ja positiv überrascht war, dass hier überhaupt etwas versucht wurde um die Pflanzen zu retten. Der Standort war perfekt, keine Dünung, passende Mähzeiten - jedes Jahr kamen mehr und mehr Blüten zum Vorschein. Aber nun ist es damit auch schon vorbei. Mir blutet das Herz...aber das nützt jetzt auch nichts.
Wäre schön, wenn es am neuen Standort zumindest zur Samenbildung käme. Zumindest eine geringe Chance.
Ich werde das beobachten, falls ich herausbekomme wo die Pflanzen hinkommen.
Besten Dank nochmals.

LG
Eva

Re: Anacamptis morio (Kleines Knabenkraut) Baustelle S31

Verfasst: Samstag 10. August 2019, 22:35
von kurt nadler
da ich mich in "naturschutzverfahren" laufend mit solchen themen herumschlagen muss, darf ich mir noch folgende verkürzte stellungnahme erlauben:
projektwerber beauftragen liebe kollegen von uns, bauprojekte bewilligungsfähig zu machen. die schlagen dann kreative kompensationsmaßnahmen vor, u.a. verpflanzen, und das projekt geht dann butterweich durch die behördliche bewilligung. die maßnahmen werden dann halbherzig gemacht und nicht mehr ausreichend auf ihren erfolg geprüft. oder es gibt überhaupt haarsträubende maßnahmenvorschläge, die jeglichen ökologischen wissens entbehren, die darf man dann - auf der naturschutzseite argumentierend - leider erfolglos bekämpfen.
was vielfach vergessen wird: am kompensations-zielort erfolgt dann der nächste naturschaden, weil keiner die wirkung der vorgeschlagenen maßnahme ihrerseits dort geprüft hat.
es ist zu befürchten, dass es sich im erwähnten fall eher um eine alibimaßnahme handelt.
(ich bin gespannt, ob mir hier im forum ein gegenwind von einem typischen projektbetreibergutachter entgegenwehen wird oder ob die hier nicht präsent sind.)

Re: Anacamptis morio (Kleines Knabenkraut) Baustelle S31

Verfasst: Sonntag 11. August 2019, 20:15
von Eva Reisacher
Danke für deine Einschätzung.
Für mich sieht es von Anfang an sehr nach einer Alibi-Aktion aus. "Wir haben ja eh alles getan und uns bemüht..."
Dazu passt auch, dass ich noch keine Antwort bzgl. des Verbleibens der Pflanzen erhalten habe.
Leider interessiert das Thema so gut wie niemanden...Das kommt halt auch noch dazu.
Dennoch Danke.
Ich schaue mal, ob ich hier noch etwas in Erfahrung bringe.
LG
Eva

Re: Anacamptis morio (Kleines Knabenkraut) Baustelle S31

Verfasst: Sonntag 11. August 2019, 22:12
von Jürgen Baldinger
Wären die in solchen Fällen angesprochenen kreativen Kompensationsmaßnahmen der lieben Kollegen von uns naturschutzfachlich in Ordnung oder sagt da die Wirtschaft schon danke, Kurt?

Re: Anacamptis morio (Kleines Knabenkraut) Baustelle S31

Verfasst: Montag 12. August 2019, 10:13
von kurt nadler
da in den allerseltensten verfahren sich projektgegner einbringen, läuft das alles in einer "parallelwelt" und wird nur bei großprojekten, wo bürgerinitiativen naturschutzfachkräfte beiziehen, offenkundig.
aus meiner sicht sind in solchen fällen die kompensationsmaßnahmen - vielfach völlig fälschlich, weil nur teilkompensatorisch angedacht (man lässt offen "resterheblichkeiten" zu), "ausgleichsmaßnahmen" genannt - durchwegs viel zu schwach oder wie gesagt haarsträubend falsch, sowohl aus zoologischer, als auch botanischer sicht.
da die kaste der gut verdienen wollenden projektökologen vom vertrauen ihrer auftraggeber, das ist nun einmal die privatwirtschaft, abhängig ist, muss das immer für den projektwerber den minimalstmöglichen aufwand und widerstand ergeben. wenns verfahren fertig ist, ist alles ad acta. gewisse großprojekte schreiben auch ein monitoring der maßnahmen vor, dies zahlt aber ebenfalls die projektbetreibende privatwirtschaft, das ist ein fachlich wenig tiefgehender formalakt, die behörden schaun, dass sie fristgerecht die berichte oder berichtchen kriegen, legen sie zum akt und damit hat sichs. inhaltlich ist da keiner kompetent, ob das auch passt. und nach ein paar jahren gibts ohnehin keinerlei verpflichtung mehr.
ich hoffe, die zuletzt geäußerte frage ist damit beantwortet, sonst bitte frage ergänzen.

Re: Anacamptis morio (Kleines Knabenkraut) Baustelle S31

Verfasst: Montag 12. August 2019, 10:36
von Jürgen Baldinger
Genau das war es, was mich interessiert hat, Kurt, danke.