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Tümpel und Laichgewässerzerstörung

Verfasst: Dienstag 2. März 2021, 11:50
von 2045
Vor fast genau einem Jahr habe ich im Forum eine unbekannte Wasserpflanze eingestellt, welche in einem wunderschönen Tümpel im Bereich Gföhler, Gemeinde Wienerwald, NÖ vorkommt.
Nach längerem Warten wurde die Pflanze dann als R. lingua bestimmt und war im Sommer in wunderschöner Blüte.

http://forum.flora-austria.at/viewtopic.php?f=4&t=1984&hilit=Ranunculus#p9273

Der kleine Tümpel ist auch beliebter Laichplatz für zahlreiche Amphibien, und war selbst im vorigen recht trockenen Jahr ganzjährig mit kristallklarem Wasser gefüllt. Das Teichmolchbild ist vom Vorjahr.

Am 26.02.2021 wurde das Gebiet wieder begangen. In einem großen Bereich sind massive Waldarbeiten gerade im Gange bzw. in Teilbereichen schon beendet. Es dürfte ein Harvester im Einsatz sein.
Offenbar stört sich irgend jemand an dem kleinen Tümpel. An der Hangunterseite wurde ein Graben ausgehoben und der Tümpel rinnt aus (bzw. ist schon ausgeronnen). Es befindet sich nur mehr ein kärglicher Rest an Wasser darin.
R. lingua ist schon komplett aus dem Wasser heraussen bzw. teilweise auch (sinnlos) herausgerissen.

Aufgrund des dort befindlichen Laichgewässers (Teichmolch, Grasfrosch, Erdkröten, Gelbbauchunke) habe ich am Sonntag bei verschiedenen stellen (Naturschutzbund, Biosphärenpark Wienerwald Management,...) Alarm geschlagen.
Aktuell läuft gerade die Abklärung des Sachverhaltes, federführend unter dem BPW Management.
Vielleicht lässt sich noch etwas retten............

LG Markus

Re: Tümpel und Laichgewässerzerstörung

Verfasst: Donnerstag 4. März 2021, 09:18
von 2045
Ein Mitarbeiter des BPW hat sich dankenswerterweise mit dem Grundbesitzer sehr rasch in Verbindung gesetzt.
Die ganze Aktion war ein "Irrtum".
Auszugsweise die Begründung:
Ausgangspunkt für die Vorkommnisse war ein Subauftragnehmer, der in der Annahme Gutes zu leisten, das Biotop wie von Ihnen beschrieben „geöffnet“ hat. Die flächenverantwortlichen Personen waren vor Ort und haben den Auftragnehmer in einem persönlichen Gespräch über die Sinnhaftigkeit und den naturschutzfachlichen Wert der Tümpel informiert und dahingehend sensibilisiert. Die abgegrabene Erdmasse wurde wieder „wallartig“ aufgebracht, sodass sich das Biotop füllen sollte bzw. vor weiterer Entwässerung geschützt ist.

Ich werde in den nächsten tagen einen Besuch vor Ort unternehmen und den Zustand nun überprüfen und auch an den BPW berichten.

LG Markus

Re: Tümpel und Laichgewässerzerstörung

Verfasst: Donnerstag 4. März 2021, 09:42
von Jürgen Baldinger
Danke für Dein Engagement!

Re: Tümpel und Laichgewässerzerstörung

Verfasst: Sonntag 29. August 2021, 09:44
von 2045
Der Tümpel hat die Schlägerungsarbeiten mit relativ geringen Schäden gerade noch überstanden. Bin im Laufe des Jahres einige Male dort vorbei gegangen, um nachzusehen wie er sich weiter entwickelt.
Einzig im Ranunculus lingua Bestand klafft noch ein größeres Loch, dort hat die Baggerschaufel gründlich gearbeitet.....
Das wird noch einige Jahre dauern, bis das wieder zugewachsen ist.

Interessant aber eine in der Nähe befindliche Stelle. Dort war ein dichter (ungepflegter) Fichtenwald. Durch die Arbeiten im Februar/März 2021 bei nicht gefrorenen Boden mit großen Maschinen wurden dort zum Teile tiefe Fahrspuren erzeugt. Das die in der Zwischenzeit schon von Gelbbauchunken entdeckt wurden, ist nicht überraschend.

Etwas überraschend sind aber große Bestände von Alisma plantago- aquatica - Gewöhnlicher Froschlöffel in diesen Fahrspuren.
Seken entstanden Ende Feburar/Anfang März 2021, dann offenbar sehr schnelle Besiedlung durch die Art und inzwischen sind auch schon blühende Pflanzen anzutreffen.

Das Bild vom 27.März 2021 zeigt vermutlich die gleiche Stelle, allerdings ist inzwischen sehr viel liegendes Holz verschwunden.

LG Markus

Re: Tümpel und Laichgewässerzerstörung

Verfasst: Sonntag 29. August 2021, 10:32
von kurt nadler
dankschön für die fortgesetzte dokumentation, die für die naturschutzpraxis ja so wichtig ist.

Re: Tümpel und Laichgewässerzerstörung

Verfasst: Sonntag 29. August 2021, 22:18
von Stefan Lefnaer
Solche Fahrspuren sollten gründlich nach selteneren aber unscheinbaren Schlamm-Arten abgesucht werden, z.B. nach Callitriche sp. Das am vorletzten Foto rechts unten könnte Peplis portula sein. Sicher unterscheiden lässt sich sowas aber anhand eines Überblicksfotos nicht.

Re: Tümpel und Laichgewässerzerstörung

Verfasst: Montag 30. August 2021, 11:41
von Alexander
Hallo Markus,

vielen Dank für deinen Einsatz und dass du hier über die Angelegenheit berichtest! Dein Beispiel zeigt dass es durchaus Sinn macht solche Biotopzerstörungen nicht einfach als "Kollateralschäden" hinzunehmen.

Grüße
Alex

Re: Tümpel und Laichgewässerzerstörung

Verfasst: Montag 30. August 2021, 19:07
von 2045
Noch 3 Bilder vom geretteten Tümpel mit Stand 27.08.2021. Der ist fast wieder so wie vorher, das das so gut ausgeht hätte ich mir damals nicht gedacht. Einzig im Ranunculus lingua Bestand klafft ein großes Loch. Der wurde damals mit der Baggerschaufel herausgerissen und am Land deponiert. Bei meiner Entdeckung war da nicht mehr viel zu retten, da war es auch frostig und alles gefroren.

In dem Fall hat sich der Kampf und die investierte Arbeit wirklich ausgezahlt. Dieses wunderschöne Biotop wäre sonst völlig sinnlos total zerstört worden. Zum Glück hat es auch viele Niederschläge gegeben und der Tümpel hat sich wieder glasklar gefüllt. Der war ja bei meiner Entdeckung der Zerstörung fast leer.

Bild 1 zeigt das Loch im R. lingua Bestand am 27.08.2021
das 2. Bild noch vereinzelt blühende R. lingua am 27.08.2021
Ceratophyllum demersum - Raues Hornblatt (ursprünglich als Hippuris vulgaris - Tannenwedel angeschrieben) hat es auch gut überstanden und Lymnaea stagnalis - Spitzschlammschnecken fressen dort gemütlich daran, ebenfalls 27.08.2021

Danke auch an Kurt!, der mir bei einem anderen Fall früher schon einmal einen Kontakt zum NÖ Naturschutzbund hergestellt hat. Diese Dame war beim konkreten Fall auch sehr dahinter.
Federführend hat ein Mitarbeiter vom Biosphärenpark Wienerwald damals sofort die richtigen Schritte bei den richtigen Personen gesetzt.

Da war damals auch viel Glück dabei, wäre ich eine Woche später (oder 1 Woche früher) dort vorbei gegangen, wäre der Tümpel heute Geschichte.

@ Stefan: die von Dir genannte Art kenne ich leider nicht. Werde aber versuchen in der nächsten Zeit diese Fahrspur noch einmal zu besuchen. Vielleicht lässt sich die von Dir genannte Peplis portula dort dann entdecken, bzw. benötige ich dann sicher eine Expertise hier im Forum.

LG Markus

Re: Tümpel und Laichgewässerzerstörung

Verfasst: Montag 30. August 2021, 19:15
von Stefan Lefnaer
Das wo sich der Molch drinnen versteckt sieht nach etwas aus dem Potamogeton pusillus-Umfeld aus. Das wäre auch interessant. :-)

Re: Tümpel und Laichgewässerzerstörung

Verfasst: Dienstag 31. August 2021, 09:05
von Peter Pilsl
sorry, aber der "Hippuris" ist ein Ceratophyllum demersum