Burgstall bei Haslach

Wie das Kostbare erhalten? Gefährdungen, Schutzmaßnahmen und Interviews
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Stefan Lefnaer
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Burgstall bei Haslach

Beitragvon Stefan Lefnaer » Samstag 27. März 2021, 20:50

Der Naturschutzbund NÖ konnte um den Jahreswechsel mit Hilfe einer großzügigen Spende von Reini einen ostexponierten, bereits stark verbuschten Halbtrockenrasen am Burgstall bei Haslach (Bez. Hollabrunn) erwerben. Heute waren wir mit einer kleinen Gruppe dort um unaufschiebbare ehrenamtliche Tätigkeiten zu verrichten, sprich das früher durch Beweidung erzeugte Störungsregime so gut wie möglich wiederherzustellen. Viele Büsche wurden abgestockt und die verfilzte Grasschicht mit Motorsensen gemäht:

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Auf der Fläche beginnt u.a. Hierochloe australis, eine Art trocken-warmer Laubwälder und Säume, zu blühen:

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Bis auf der für längere Zeit ungestörten Fläche wieder mehr lichtliebende Arten blühen, wird es aber sicher noch einiger Jahre periodischer Störungen bedürfen. Daher hier noch Fotos vom Gipfelbereich des "Bergs", der aufgrund seiner Exponiertheit und Trockenheit langsamer verbuscht. Adonis vernalis:

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Pulsatilla pratensis (subsp. nigricans):

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Viola ambigua:

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Stefan Lefnaer
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Re: Burgstall bei Haslach

Beitragvon Stefan Lefnaer » Samstag 27. März 2021, 21:34

Hier noch ein Vergleich zwischen der Landnutzung am Burgstall vor 200 Jahren (Franziszeischer Kataster, 1822) und heute. Die Naturschutzbund-Fläche ist gelb markiert. Wie man erkennt, waren damals nur ganz wenige Bereiche bewaldet (dunkelgrün), der Rest war Weideland (hellgrün, v.a. im Nordosten) und Weingärten (rot, im Süden und Westen). Der Gipfelbereich war Ödland (weiß), vielleicht aber auch teilweise als Hutweide genützt. Ein Teil der Weingärten wurde in Ackerland umgewandet, Weingärten gibt es am Südhang noch wenige. Weiden gibt es gar keine mehr. Zahlreiche Flächen sind zwischenzeitlich verbuscht bzw. verwaldet.

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Re: Burgstall bei Haslach

Beitragvon Pablito » Samstag 27. März 2021, 23:31

Danke Stefan, für den netten Bericht!
Am Ankauf der Flächen haben sich neben mir auch meine Freundin Verena und mehrere ihrer Freundinnen großzügig beteiligt :-)
LG Reini BR

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Re: Burgstall bei Haslach

Beitragvon Hermann Falkner » Sonntag 28. März 2021, 10:34

Super, Reini, tolle Aktion! :-)

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Stefan Lefnaer
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Re: Burgstall bei Haslach

Beitragvon Stefan Lefnaer » Freitag 28. Mai 2021, 22:10

Heute habe ich mir die Naturschutzbund-Fläche am Burgstall angesehen. Unsere Störung hat sich offensichtlich positiv ausgewirkt, der Halbtrockenrasen sieht nun schon sehr schön aus:

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An attraktiven Arten gab es u.a. zahlreich Cypripedium calceolus und

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Orchis militaris sowie

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Euphorbia polychroma

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Polygala major

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und Thesium linophyllon zu sehen:

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Am Südhang des Burgstalls wächst in einer Brache im Übergang zum Halbtrockenrasen kurioserweise zahlreich Lotus maritimus (var. siliquosus). Diese Art fand ich auch schon einmal in einem anderen Halbtrockenrasen in diesem Quadranten, obwohl das eigentlich ein untypisches Habitat darstellt.

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Re: Burgstall bei Haslach

Beitragvon Stefan Lefnaer » Freitag 28. Mai 2021, 22:16

Hier noch Fotos von einem bezaubernden Waldsaum am Hügel südlich des Burgstalls.

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Hier blüht gerade Dictamnus albus:

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Und auch hier zahlreich Lotus maritimus (var. siliquosus)!

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Re: Burgstall bei Haslach

Beitragvon Jürgen Baldinger » Samstag 29. Mai 2021, 07:44

Prächtig!
"(...) gib ihnen noch zwei südlichere Tage (...)"

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Re: Burgstall bei Haslach

Beitragvon Stefan Lefnaer » Samstag 5. Juni 2021, 22:18

Heute habe ich mir die Äcker um den Burgstall angesehen. Auch hier sind seltene und gefährdete Arten anzutreffen, die im Gegensatz zu den Arten auf den Halbtrockenrasen jedoch meist von den Naturschützern ignoriert werden und daher nur in einigen Resthabitaten wie in Ackerrändern und auf Grenzertragsflächen überleben können - falls überhaupt. Warum das so ist und vielfach z.B. Halbtrockenrasen als "Natur" angesehen werden und Äcker nicht (in Wirklichkeit sind natürlich beide Habitate anthropogen und deren Biodiversität schützenswert!), kann ich nicht erklären. Hier wäre es dringend nötig tätig zu werden, was natürlich keinesfalls heißt, dass man "Blühstreifen" künstlich ansalben soll. Es kommt ja auch niemand auf die Idee auf Halbtrockenrasen Orichideen und Kuhschellen auszupflanzen, hoffentlich zumindest. Hier die "besseren" Funde:

Geranium dissectum im Pann  VU  (neu für Qu. 7363-3):

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Bifora radians hatte ich hier bereits 2019 kartiert:

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Caucalis platycarpos subsp. platycarpos  VU :

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Auf offenen Bodenstellen einer Brache eine gutes halbes Dutzend winziger Ranunculus arvensis-Pflänzchen, im Pann  EN  (neu für Qu. 7363-3):

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Schön ist auch Lathyrus aphaca, eine Wiederbestätigung einer Angabe von vor 1990 in Qu. 7363-3. Diese Art ist im provisorischen Verbreitungsatlas rezent nur für 8 Quadranten als indigen angeben (+ 2 Qu. synanthrop).

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Re: Burgstall bei Haslach

Beitragvon Jürgen Baldinger » Sonntag 6. Juni 2021, 08:09

Vom Feinsten!
"(...) gib ihnen noch zwei südlichere Tage (...)"

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Re: Burgstall bei Haslach

Beitragvon Stefan Lefnaer » Sonntag 6. Juni 2021, 22:54

Vom "Gipfelbereich" des Burgstalls gibt es einige Ergänzungen. Es gibt dort schöne trocken-warme Saumgesellschaften mit u.a. viel Stipa pennata ss. orig.

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Geranium sanguineum und Iris variegata  VU ...

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Scorzonera hispanica  VU  wurde bereits von Jurasky (1980) für hier angegeben

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Erysimum odoratum  VU 

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wohl eindeutiges Thymus kosteleckyanus  EN  (neu für Qu. 7363-3)

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sowie ein neuer Fundort von Orobanche elatior s. orig.  EN . Vgl. Gilli (2020). Ich muss mir allerdings meine Bestimmung noch absichern lassen.

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