Vermüllung im öffentlichen Raum

Wie das Kostbare erhalten? Gefährdungen, Schutzmaßnahmen und Interviews
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Jürgen Baldinger
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Vermüllung im öffentlichen Raum

Beitragvon Jürgen Baldinger » Samstag 26. Februar 2022, 16:54

Mir kommt vor, dass es noch nie so schlimm war, was die Vermüllung (meist sind es Kunststoffabfälle) im öffentlichen Raum betrifft, sowohl innerstädtisch wie auch am Stadtrand. Teilt Ihr diesen Eindruck oder war es eh immer so oasch, nur ich werde zunehmend empfindlicher? Die Kunststoffplanen auf den siedlungsnahen Feldern mögen noch auf den Wind der letzten Zeit und nahe, mangelhaft gesicherte Baustellen zurückzuführen sein, aber gerade die Abfallmengen auf wenig genützten Flächen intra muros sind erschreckend. Die Bilder hier entstanden heute auf der Ostabdachung des Laaerbergs Richtung Simmering hin.
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"(...) gib ihnen noch zwei südlichere Tage (...)"

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Norbert Sauberer
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Re: Vermüllung im öffentlichen Raum

Beitragvon Norbert Sauberer » Samstag 26. Februar 2022, 22:34

Ich teile den Eindruck. Offensichtlich ist den Menschen mittlerweile alles egal. Bin unlängst eine kleine Runde gegangen und wenn der Pfand auf Dosen und Plastikflaschen 20 Cent betragen würde, dann hätte ich in küzester Zeit 15 Euro verdient.

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Hermann Falkner
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Re: Vermüllung im öffentlichen Raum

Beitragvon Hermann Falkner » Sonntag 27. Februar 2022, 09:59

Ja, das ist sehr übel und auch meiner Meinung nach zuletzt schlechter geworden, ich hab den Eindruck, verstärkt seit dem 1. Corona-Lockdown & der Zunahme von Freiland-Parties, ich sehe aber weiterhin kein Zurückgehen dieses "Trends".

Das Pfand dürfte vielen Leuten tatsächlich wurscht sein; unlängst hat irgendwer sogar unsern Glascontainer mit Bier-Pfandflaschen vollgefüllt - wenigstens also in den Container und nicht in die Natur.

kurt nadler
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Re: Vermüllung im öffentlichen Raum

Beitragvon kurt nadler » Sonntag 27. Februar 2022, 10:53

ein paar faktoren:

der erste ist politisch nicht korrekt, ich will ihn aber auch nicht verblümen: unsre generation in der mitteleuropäischen "denke" ist da ganz anders als der fernzuzug (insbesondere jung und männlich). hängt auch mit dem wirtschaftlichen zivilisationsgrad zusammen, der in "unsren" ländern "seit jeher" gut organisierte Müllabfuhren vorsieht. in sog. entwicklungsländern ist es hingegen normal, dass alles "fallengelassen" wird. schon vor jahrzehnten von mir in süditalien registriert, gab es so eine situation auch in europa. viell. gibt es sie immer noch. die slowakei übrigens ist mir zuletzt als ein besonders picobello sauberes land erschienen.

der zweite extrem landschaftsrelevantere faktor ist die bauindustrie. Es wird zwar bei baubewilligungen immer wieder ein verpackungsmaterialmanagement vorgeschrieben, doch kümmert das kaum wen. die gesellschaft schaut als ganze weg.
die paar freiwilligen flurreiniger packen das schon lang nicht mehr und aus meiner perspektive des verursacherprinzips hab ich schon in meiner jugend damit aufgehört, hierbei mitzuwirken. (grad vor einer stund hab ich übrigens wieder den wöchentlichen müllsammelgang im eigenen prellenkirchener hintaus absolvieren müssen.)
die umgangsform mit müll auf offenflächen ist heutzutage häckseln (und im landwirtschaftlichen bereich) einackern.

ein teilfaktor der bauindustrie betrifft nicht die baumaterialverpackungen, sondern das material selbst, insbesondere dämmstoffe. halbe ortschaften werden heutzutage styroporkugelvermüllt, wenn einer seine fassade isoliert.

ein nächster faktor ist die getränkedosenindustrie, die seit jahrzehnten unmittelbar verboten werden müsste, nix anreizsysteme oder förderungen. schon allein aus energiewirtschaftlichen überlegungen: wer von uns hat nicht schon in frühen schulstufen gelernt, wie stromaufwendig die aluindustrie ist. wir "ur-"-oberösterreicher mit ranshofen jedenfalls vielleicht schon in der volksschule.
nun, das mülldillmma an getränkedosen ist insbesondere ihre nicht-wiederverschließbarkeit. zusammen mit dem klebrigen inhalt gibt es ganz einfach keine praktikable lösung, dieses für mobile zwischendurchstärkung genutzte gebinde anders zu entsorgen als an den straßenrand oder in ein gewässer. da halte ich die mentalität für einen eher untergeordneten faktor. (wiewohl die bevölkerungsschicht, die solche sachen nuckelt, nicht zu den umweltsensibelsten gehört).

besonders schlimm, wenn auch nicht in landschaftsprägender weise, sind die hundswurstsackerln, gefüllt oder ungefüllt. sie liegen zwischenzeitlich überall, der lobau-nationalpark in wien ist voll davon, und sogar auf dem mond hab ich schon welche gesehen...

ein deutlicher unterschied in der vermüllung besteht zwischen windruhigen gebieten und jene besonders windigen wie östlich bis südöstlich von wien oder das nordburgenland. selbst mir hats jüngst vom fensterbrett als arbeitstellennächstem naturkühlschrank ein halbvolles tetrapackl dermaßen verweht, dass ich es ganz einfach nicht mehr auffinden konnte.

was tun:
im schulunterricht thematisieren (umweltunterricht)
getränkedosen verbieten
"sofort" verpackungsplastik durch zersetzbare stoffe aus pflanzenmaterial ersetzen
verstärkte baustellenkontrollen (arbeitsplätze hierfür schaffen)

die gscheite politik muss aber zuvor noch "das klima retten" mit einem plastiktragtaschenverbot.

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Stefan Lefnaer
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Re: Vermüllung im öffentlichen Raum

Beitragvon Stefan Lefnaer » Sonntag 27. Februar 2022, 18:50

Es mag schon stimmen, dass in manchen Ländern diesbezüglich wenig Problembewusstsein herrscht und sich gerade junge Männer - besonders jene, die sich darüber definieren mit PS-starken, geleasten Autos herumzufahren - in solchen Fragen und im Allgemeinen wenig rücksichtsvoll zeigen. Ein Alleinstellungsmerkmal ist das aber sicher nicht: ich finde sehr oft weggeworfene Dosen etc. am Land, wo diese Gruppe als Verursacher nicht in Frage kommt, sondern nur hiesige. Ich glaube, dass dies viel mehr mit der persönlichen Sozialisierung zu tun hat. Mich wundert dies auch nicht, nachdem jahrzehntelang ganze Bevölkerungsschichten herangezogen wurden, die sich ausschließlich über ihren Konsum und die Zurschaustellung desselben definieren. Gefördert wurde dies von der Politik, für die grenzenloses Wirtschaftswachstum und die jährliche Steigerung der Unternehmensgewinne der heilige Gral zu sein scheint, dem sich alles andere unterordnen muss. So darf es auch nicht wundern, dass Dinge wie Naturgenuss und -erfahrung, die in den meisten Fällen kostenlos sind und an denen niemand etwas verdient, geschweige denn der gemeinnützige Einsatz für die Natur oder andere Sachen von gemeinschaftlichen Wert keinerlei Stellenwert besitzt, sondern nur Aktivitäten die "Umsätze" und "Einnahmen" bringen. Der Müll der nun überall herumliegt ist nur ein kleiner Teil dieses rücksichtslosen auf ständigen monetären Profit ausgelegten Systems.

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Re: Vermüllung im öffentlichen Raum

Beitragvon Stefan Lefnaer » Dienstag 1. März 2022, 17:57

Im Floridsdorfer Wasserpark sieht es übrigens ähnlich aus:

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Besonders schlimm sind die massenhaft weggeworfenen Tschicks, von denen jeder einzelne tausende Liter Grundwasser verschmutzen kann. Unter Rauchern sind, wie mir scheint, besonders viele Drecksäue vertreten. Wobei eigentlich der sprachliche Vergleich mit der Gattung Sus unfair ist, da es sich hierbei um sehr intelligente und reinliche Tiere handelt.

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Re: Vermüllung im öffentlichen Raum

Beitragvon Maria Zacherl » Dienstag 15. März 2022, 15:55

Hallo Miteinander,

das gibt es aber auch....gesehen in Kopfstetten bei Eckartsau.

VG Maria
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kurt nadler
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Re: Vermüllung im öffentlichen Raum

Beitragvon kurt nadler » Montag 21. März 2022, 23:36

in meiner jugend im mühlviertel warens ackergerätereste, viel kaputtes geschirrr, dazu kühlschränke und kochöfen. da hat mans jetzt leichter ...

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Re: Vermüllung im öffentlichen Raum

Beitragvon Rocko » Donnerstag 9. März 2023, 14:22

Mit Interesse bin ich auf dieses Thema gestoßen und würde es daher gerne wieder raufholen:
Ich bemerke eine Zunehmende Verschmutzung der Donauinsel, was mich sehr ärgert. Ich nehme zwar jedesmal einiges an Müll fremder mit, weil ich der Meinung bin man soll als Biologe natürlich mit gutem Beispiel voran gehen und habe diesbezüglich auch wenig Berührungsängste. Das Problem der generellen Verschmutzung ließe sich auch bis zu einem gewissen Grad schnell erledigen, wenn zumindest jeder zweite-, oder dritter Spaziergänger etwas an Müll anderer mitnehmen würde. Aber ich bin mir nicht sicher ob das das zentrale Problem der Verschmutzung der Donauinsel auf Dauer lösen würde: Mir ist nämlich aufgefallen, das der Müll speziell auf der Donauinsel in Betonbehältern gesammelt wird, der dann gelegentlich von der Müllabfuhr abgeholt wird, indem er vom Müllwagen eingesaugt wird, was auch gut funktionieren mag. Aber wenn ich an den ständigen Wind auf der Donauinsel und z.B. Krähen denke, wundert es mich nicht das sich der Müll wie von selbst immer wieder aus diesen Betonbehältern (die ja übrigens nach oben hin offen sind) immer wieder verstreut. Meine Frage wäre nun, ob das die beste Lösung ist, oder ob es nicht bessere Lösungen geben würde, welches Müllverfrachtung durch Wind und Tiere effizienter verhindern würde. Hat diesbezüglich wär Informationen oder bei der Müllabfuhr involviert?

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Re: Vermüllung im öffentlichen Raum

Beitragvon Stefan Lefnaer » Donnerstag 9. März 2023, 16:09

Anscheinend werden auf der Donauinsel gerade neue Mistkübel installiert. Zumindest Halterungen wurden schon aufgestellt. Vielleicht löst das ja das Problem.


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