Gefäßpflanzen des Jahres

Wie das Kostbare erhalten? Gefährdungen, Schutzmaßnahmen und Interviews
kurt nadler
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Re: Gefäßpflanzen des Jahres

Beitragvon kurt nadler » Donnerstag 14. Dezember 2023, 18:12

Also das mit dem Alien des Jahres versteh ich gaaaar nicht: Sagt mir doch seit geraumer Zeit jeder, dass das, was ich universitär vor langer Zeit als Reynoutria japonica gelernt hatte, heutzutage als Fallopia x bohemica zu benamsen ist. Und jetzt soll japonica, von dem ich gar keinen Fundort rezent kenne, Art des Jahres sein?
Ich glaub, da existiert eine Inkonsistenz zwischen den Wahlberechtigten und der Fachexpertise (?).
Oder ist nun doch das Zeug, dass in Mitteleuropa genau überall steht, japonica? Dann würde aber der Blumeninschwaben-Schlüssel mit der Stamm-Rotfleckigkeit bei japonica nicht stimmen.

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Stefan Lefnaer
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Re: Gefäßpflanzen des Jahres

Beitragvon Stefan Lefnaer » Donnerstag 14. Dezember 2023, 20:24

Sowohl Fallopia japonica als auch Fallopia ×bohemica sind im Wein- und Waldviertel nicht so selten. Als Unterscheidungsmerkmal dient mir die Länge der Spreite sowie der Spreitengrund. Eine sichere Unterscheidung ist nicht immer möglich, aber meistens schon. Das was man auf den Fotos des "Alien des Jahres" sieht, dürfte tatsächlich Fallopia japonica sein (die Art ist allerdings ausdauernd, nicht mehrjährig, wie der Naturschutzbund schreibt; "mehrjährige Staude" ist überhaupt ein Widerspruch, da Stauden per Definition ausdauernd sind).

Fallopia sachalinensis ist aus meiner Sicht selten. Ich sah die Art erst einmal, heuer bei Reitzenschlag (der Beleg ist noch nicht gescannt, da ich ihn erst heute ins Herbar gebracht habe).

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Re: Gefäßpflanzen des Jahres

Beitragvon 2045 » Freitag 15. Dezember 2023, 07:23

Gibt es irgendeinen plausiblen Grund warum das auf der Seite des Naturschutzbundes "Blume" des Jahres heißt?
Blumen gibts im Blumengeschäft.

Das muss doch zumindest als Pflanze laufen (bzw. sogar als Gefäßpflanze).
Man braucht sich dann nicht wundern, wenn dann Medien solche Ausdrücke einfach weiterverwenden.

Der Pilz des Jahres heißt dort auch Pilz und nicht Schwammerl.

In Deutschland, auf der NABU Seite gibt es auch eine Zusammenstellung über die Arten des Jahres 2024 in Deutschland, dort existiert auch die "Blume", die Wasserblume und Stadtblume gibt es aber nicht, dann sind es plötzlich Pflanzen.
https://www.nabu.de/tiere-und-pflanzen/ ... /2024.html

Baum des Jahres
Blume des Jahres
Orchidee des Jahres
Wasserpflanze des Jahres
Stadtpflanze des Jahres

LG Markus

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Re: Gefäßpflanzen des Jahres

Beitragvon Stefan Lefnaer » Freitag 15. Dezember 2023, 07:50

Über das haben wir auch diskutiert. "Blume des Jahres" heißt es wohl schon länger, auch wenn das nicht ganz glücklich ist und z.B. Gräser, die ja für die Vegetation sehr relevant sind, ausschließt. Letztlich ist dann der NSB dabei geblieben und wir nennen es in unserem Folder "Gefäßpflanze des Jahres". Einmal hat übrigens jemand Luise Ehrendorfer angerufen und sich beschwert, dass man sich auf der Uni mit Topfpflanzen, also Zimmerpflanzen beschäftigt. Der Jenige hat immerhin gewusst, dass ein Topf ein Gefäß ist...

kurt nadler
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Re: Gefäßpflanzen des Jahres

Beitragvon kurt nadler » Freitag 15. Dezember 2023, 11:01

Genau, Topfpflanze des Jahres wär was für mich, einen Ober-Topfpflanzen-"Cultiveur".

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Re: Gefäßpflanzen des Jahres

Beitragvon Stefan Lefnaer » Freitag 15. Dezember 2023, 16:36

Beim Standard wird aus dem Schwarzkümmel Nigella der Kümmel Carum gemacht. Andere Gattung, andere Familie, auch äußerlich keine Ähnlichkeit.

https://www.derstandard.at/story/3000000199704/hamster-ammer-kreuzotter-und-kuemmel-vor-den-vorhang-geholt

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Re: Gefäßpflanzen des Jahres

Beitragvon Patrick Hacker » Mittwoch 20. Dezember 2023, 00:39

Zum Alien des Jahres: Beide Fotos, sowohl auf der Naturschutzbund-Seite als auch im ORF-Artikel, zeigen Reynoutria × bohemica, zu erkennen unter anderem an den relativ großen Blättern mit "weicher" Textur und gewelltem Blattrand. Dazu kommt, dass auf dem Naturschutzbund-Foto eine funktional männliche Pflanze mit aufrechten Teilblütenständen zu sehen ist und soweit ich weiß immer noch die Annahme besteht, dass es sich bei allen Beständen von R. japonica in (Mittel-)Europa um einen weiblichen Klon handelt. Das Merkmal des Blattgrundes ist nur bei den unteren, großen Stängelblättern verlässlich, die kleineren Blätter der Seitenäste haben auch bei der Hybride meistens einen gestutzten Grund. Auch die roten Flecken am Stängel sind zur Unterscheidung nur bedingt geeignet, die Dichte ist bei der Hybride variabel und dazu verblassen sie im Lauf der Zeit...

Meiner Erfahrung nach ist R. japonica in Österreich und besonders in Ostösterreich vergleichsweise selten, bei den meisten Beständen handelt es sich um R. × bohemica.

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Re: Gefäßpflanzen des Jahres

Beitragvon 2045 » Freitag 29. Dezember 2023, 12:19

Heute, 29.12.2023 in der Kronen Zeitung 2 ganze Seiten - Gewinner und Verlierer - unsere Arten des kommenden Jahres.
Natürlich auch mit dem Acker-Schwarzkümmel inkl. Foto von Stefan (mit Namensnennung).
Der ganze Bericht überwiegend Bilder und relativ wenig Text.

Ein paar Seiten später dann ein halbseitiger Bericht - Einsätze für unsere Natur. Über die Pflegeeinsätze des Landschaftspflegevereines entlang der Thermenlinie inkl. den ersten Terminen im Jänner 2024.

LG Markus


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