Equisetum pratense x sylvaticum

= Farnartige Pflanzen, Farnverwandte
Oliver Stöhr
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Equisetum pratense x sylvaticum

Beitragvon Oliver Stöhr » Samstag 26. Januar 2019, 21:16

Liebe alle,

letzten Sommer habe ich bei Schloss Bruck (Lienz), ganz in der Nähe größerer Bestände von Equisetum pratense und E. sylvaticum, einen Schachtelhalm gesammelt, der mir bereits im Gelände aufgrund seiner Astverzweigung auffiel. Ich habe mir den Beleg nun genauer angeschaut und bin der Meinung, dass es sich um die Hybride der oben genannten Arten, Equisetum x mildeanum, handelt. Es dürfte dies meines Wissens nach der erste Nachweis dieser Hybride für Österreich sein, zumal eine frühere Aufsammlung, die Janet Ware nahe Maria Alm (Salzburg) getätigt hat, sich nach dem deutschen Equisetum-Spezialisten Marcus Lubienski (schriftl. Mitt.) als zumindest sehr zweifelhaft herausgestellt hat. Die Hybride ist u.a. aus Deutschland, Großbritannien und Skandinavien bereits mehrfach bekannt.

Der aufgesammelte Beleg aus Schloss Bruck steht intermediär zwischen den Elternarten. Die Pflanze ist ca. 25 cm hoch und fällt durch rel. lange, tw. schlaffe Äste 1. und 2. Ordnung auf. Durch die Äste 2. Ordnung unterscheidet sie sich auch von E. pratense, das gewöhnlich nur Äste 1. Ordnung besitzt. Die Verzeigungen der Äste sind aber nicht so regelmäßig wie bei E. sylvaticum. Die Stängelinternodien sind bleich, gerippt, weisen wie E. pratense "Spikes" auf und sind damit rau. Ein Merkmal, das von E. sylvaticum kommt, sind die tw. zusammengewachsenen Blattscheidenzähne, die am Beleg v.a. an den unteren Blattscheiden deutlich zu sehen sind (dort sind bis zu 3 Scheidenzähne zusammengewachsen). Das unterste Internodium der Äste 1. Ordnung ist deutlich länger als die Blattscheide am Stängel - ebenfalls ähnlich E. sylvaticum (E. pratense hätte kürzere unterste Astinternodien 1. Ordnung im Vergleich zur Blattscheide). Auch die untersten Internodien der Äste 2. Ordnung sind deutlich länger als die Scheide der Äste 1. Ordnung. Die Astscheidezähne spreizen im Gegensatz zu jenen von E. pratense und sind auch länger. Die Ochreole ist ca. 2 mm lang und hellbraun; E. sylvaticum hätte eine sehr dunkelbraune (fast schwärzliche) Ochreole. Der gesammelte Trieb war rein vegetativ, sodass über Strobili und Sporen hier nichts gesagt werden kann.

Dennoch geht die hier beschriebene und unten illustrierte Merkmalskombination mit den Angaben des "Plant Crib" (vgl. https://www.ebps.org.uk/wp-content/uplo ... isetum.pdf) und des sehr empfehlenswerten Equisetum-Schlüssels von Lubienski (2010; https://www.botanik-bochum.de/publ/OVBB ... isetum.pdf) überein.

Da die Elternarten bei uns in den Alpen immer wieder einmal zusammen vorkommen, ist es wahrscheinlich, dass weitere Nachweise dieser Hybride bei genauer Suche (und guter Kenntnis der Elternarten) folgen.

Viele Grüße
Oliver
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Equisetum x mildeanum von Schloss Bruck/Lienz, Habitus; Lizenz: CC BY-NC-SA 4.0
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Equisetum x mildeanum von Schloss Bruck/Lienz, Astverzweigungen; Lizenz: CC BY-NC-SA 4.0
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Equisetum x mildeanum von Schloss Bruck/Lienz, Blattscheide und unterste Astinternodien 1. Ordnung; Lizenz: CC BY-NC-SA 4.0
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Equisetum x mildeanum von Schloss Bruck/Lienz, Stängelinternodium; Lizenz: CC BY-NC-SA 4.0
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Equisetum x mildeanum von Schloss Bruck/Lienz, Astverzeigungen; Lizenz: CC BY-NC-SA 4.0
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