Seite 1 von 1

Ophioglossum vulgatum wiederentdeckt in Osttirol

Verfasst: Samstag 30. April 2022, 14:07
von Oliver Stöhr
Heute habe ich die Natternzunge nahe Lienz in einem Feuchtwald gefunden - es ist dies die Wiederbestätigung der Art in Osttirol nach weit über 100 Jahren!
Zu sehen waren rd 20 vegetative Sprosse (Trophophylle) in einem Gebiet, das ich schon mehrfach begangen habe. Die Art ist aber wirklich unauffällig und geht später im Jahr in der Begleitvegetation visuell „unter“ …
Lg
Oliver

Re: Ophioglossum vulgatum wiederentdeckt in Osttirol

Verfasst: Sonntag 1. Mai 2022, 20:16
von Oliver Stöhr
Noch eine Konkretisierung dazu: Die erste und auch einzige Angabe aus Osttirol geht auf die folgende Arbeit zurück:
Rauschenfels, C. (1808): Beytrag zu einer Tirolischen Flora und einem Tirolisch-botanischem Idiotikon. In: "Der Sammler für Geschichte und Statistik von Tirol. 3. Band, zweytes Stück, Innsbruck.
Darin wird ein Fund von Markus Mayr von der "Peggetz bei der Stampferhütte" angeführt - die Peggetz ist heute ein Gewerbegebiet ...

Re: Ophioglossum vulgatum wiederentdeckt in Osttirol

Verfasst: Sonntag 1. Mai 2022, 22:06
von Norbert Sauberer
Super! Im NP Donauauen trocknen die Feuchtwiesen aus und Ophioglossum verschwindet. Osttirol is the winner!

Re: Ophioglossum vulgatum wiederentdeckt in Osttirol

Verfasst: Sonntag 1. Mai 2022, 23:51
von Andreas Beiser
Ich benutze jetzt diesen Beitrag um Euch beiden, Oliver & Norbert, hallo zu sagen. Lange habe ich mitgelesen, nun hab ich mich doch im Forum angemeldet.

Gratuliere Dir Oliver! Ist gerade die perfekte Zeit sich auf die Suche nach Ophioglossum zu begeben. Wobei sich da immer die Frage stellt, wie groß bei Arten wie diesen die Zufallskomponente ist um über ein neues Vorkommen zu stolpern. Ist mir gerade heute passiert. Kleiner Familienausflug. Mit den Kinderleins Grillen aus den Löchern kitzeln. Leicht ruderales Mesobrometum (letzter verbliebener Bestand im Gemeindegebiet von Feldkirch) und was erblicke ich da? Natternzüglein ... neuer, bisher nicht bekannter Fundort in Vorarlberg. Vor ein paar Tagen gezielte Nachschau im Frastanzer Ried (Niedermoor), Ophioglossum zu Hunderten.

Interessant finde ich immer wieder die große Bandbreite ihres Auftretens. In waldiger Einbettung hätte ich sie jetzt allerdings nicht vermutet.

viele Grüße! Andreas

Re: Ophioglossum vulgatum wiederentdeckt in Osttirol

Verfasst: Montag 2. Mai 2022, 20:05
von Oliver Stöhr
Danke für eure Anmerkungen! Es freut mich dass du (Andreas) den Weg ins Forum gefunden hast! Inputs aus dem Ländle sind hochwillkommen!

Zur Einnischung der Natterzunge: Die Art hat eine sehr breite ökologische Amplitude, die von Offenlandlebensräumen zu verschiedenen Waldhabitaten reicht. An Biotoptypen kenne ich u.a. Magerwiesen, Streu- und Niedermoorwiesen, Hochstaudenfluren (Filipendulion), Schilfbrachen (Phragmition), Uferrasen von Seen, Bruchwälder, Quellwälder und sogar Buchenwälder!

Viele Grüße
Oliver

Re: Ophioglossum vulgatum wiederentdeckt in Osttirol

Verfasst: Samstag 7. Mai 2022, 20:05
von Hermann Falkner
Norbert Sauberer hat geschrieben:Super! Im NP Donauauen trocknen die Feuchtwiesen aus und Ophioglossum verschwindet. Osttirol is the winner!

Passt jetzt nicht direkt zum Osttiroler Fund, aber ich hab das zum Anlass genommen, mal wieder in der Oberen Lobau nach dem Rechten zu sehen ;-)

Ja, selbst die Nachsuche an bekannten Standorten gestaltet sich teilweise sehr schwierig - leider auch heuer sind viele "eigentliche" Feuchtwiesen staubtrocken, auch der Regen der letzten Wochen hat hier nicht sehr viel dran geändert (lediglich die neue, höhere Dotierung übers Mühlwasser funktioniert jetzt endlich wirklich, davon profitieren aber vorerst nur der Grossenzersdorfer Arm und dessen unmittelbare Umgebung).

Bin aber am Fuchshäufl dann doch fündig geworden - ein einziges Blatt! - und wenn ich nicht gewusst hätte, wo ich suchen soll, hätt ich auch das wohl nicht gefunden.

In der Unteren Lobau hat's zumindest voriges Jahr noch etwas besser ausgeschaut, aber auch dort weiterhin Dürre, die Au dürstet nach einem ordentlichen Hochwasser - und endlich auch nach einer vernünftigen, ordentlichen Dotierung von Donauwasser.

Re: Ophioglossum vulgatum wiederentdeckt in Osttirol

Verfasst: Samstag 14. Mai 2022, 06:17
von kurt nadler
mein einziger artfund (fertile pflanzen) stammt aus einer sonnseits gelegenen fichtenstangenholzlichtung mit etwas buche und eberesche auf knapp 1000 m im NÖ-freiwald aus mitte der 1990er jahre. begleitpflanzen waren nardus stricta und galium saxatile. dürfte dem isolierten punkt im atlasentwurf entsprechen.

Re: Ophioglossum vulgatum wiederentdeckt in Osttirol

Verfasst: Donnerstag 18. April 2024, 19:13
von Oliver Stöhr
Heute habe ich Ophioglossum vulgatum überraschenderweise an einem weiteren Wuchsort in Osttirol finden können: Im Bereich der Trasse der TAL (Transalpine Ölleitung) schattseitig in Nikolsdorf - wechselfeuchter, magere Rasen im Waldbereich - wächst die Art lokal nicht selten. Noch sind Pflanzen sehr klein (derzeit ca 3-4 cm hoch) und großteils vegetativ. Hier muss man also fast schon Adleraugen haben, um sie in der Vegetation auszumachen ;-)
Lg
Oliver

Re: Ophioglossum vulgatum wiederentdeckt in Osttirol

Verfasst: Donnerstag 18. April 2024, 20:50
von Andreas Beiser
Adleraugen oder den richtigen Riecher ... ich vermute fast Du nennst beides Dein Eigen ;) ... die kleinen, grünen, unscheinbaren und unerwarteten Funde sind einfach immer etwas Schönes!

liebe Grüße
Andreas