Equisetum arvense ssp. alpestre im Kalser Dorfertal

= Farnartige Pflanzen, Farnverwandte
Oliver Stöhr
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Equisetum arvense ssp. alpestre im Kalser Dorfertal

Beitragvon Oliver Stöhr » Donnerstag 13. Juli 2017, 21:04

Liebe alle!

Ihr alle kennt sicherlich Equisetum arvense von sehr unterschiedlichen Standorten und auch als morphologisch vielgestaltige Art. In der EFÖLS 2008 ist dazu - basierend auf der Arbeit von Schönswetter et al. (2001) in der Neilreichia 1 (siehe: https://www.zobodat.at/pdf/NEIL_1_0149-0164.pdf) - neben der Nominatunterart auch die gut charakterisierte ssp. alpestre verschlüsselt.

Diese ist ein arktisch-alpines Florenelement und wurde bislang nur von wenigen Stellen in den Alpen bekannt (vgl. den obigen Link); die Exkursionsflora führt sie nur für Nordtirol, Vorarlberg und Südtirol an. Sie ist als Hochlagensippe auf Quellfluren, Alluvionen von Gletscherbächen und Schneeböden beschränkt und unterscheidet sich von der Typusunterart wie folgt:
- Pflanze klein (bis max. 15 cm hoch)
- Stängel niederliegend bis aufsteigend
- oberer unverzweigter Stängelteil mehr als 25% der Stängellänge einnehmend
- Äste schmal (max. 1,1 mm im Durchmesser) und mit 3(4) Rippen

Pflanzen dieser Merkmalskombination habe heute lokal nicht selten auf feinsandigen Alluvionen des Kalserbaches im Kalser Dorfertal auf 1620 msm angetroffen, sodass an der Determination als ssp. alpestre für mich kein Zweifel besteht. Ich habe diese Sippe schon einmal gesehen und zwar in Nordtirol im Bereich Ladermoos-Bödertal (Samnaungruppe), wo sie auch Handel-Mazzetti 1929 schon gesammelt hatte.

Zu dem heutigen Nachweis muss noch angemerkt werden, dass das Kalser Dorfertal an sich lange und gut erforscht ist. Im Jahr 2007 fand dort u.a. auch der "Tag der Artenvielfalt" im Nationalpark Hohe Tauern statt, wo viele Botaniker (darunter auch ich ;-)) dieses Tal "abgrasten". In der Artenliste des Endberichtes scheint aber nur Equisetum arvense als Art auf (vgl. http://www.hohetauern.at/images/dateien ... ericht.pdf) - offenbar hat niemand bis dato diese Sippe dort gesichtet bzw. als eigenständige Pflanze erkannt.

Anbei einige Bilder dazu.

Viele Grüße
Oliver

P.S.: Wem inzwischen der Farnvirus gepackt hat oder wer mehr über unsere heimischen Farnpflanzen wissen möchte, dem darf ich nochmals den von mir angebotenen Farnbestimmungskurs in Osttirol nahelegen (Achtung: Anmeldeschluss: 31.7.2017); vgl. viewtopic.php?f=7&t=196
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Equisetum arvense ssp. alpestre, Habitus; Lizenz: CC BY-NC-SA 4.0
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Equisetum arvense ssp. alpestre, Habitus; Lizenz: CC BY-NC-SA 4.0
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Equisetum arvense ssp. alpestre, Habitus; Lizenz: CC BY-NC-SA 4.0
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Alluvionen des Kalserbaches im Kalser Dorfertal als Standort für Equisetum arvense ssp. alpestre; Lizenz: CC BY-NC-SA 4.0
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Equisetum arvense ssp. alpestre, angefertgter Herbarbeleg; Lizenz: CC BY-NC-SA 4.0
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Re: Equisetum arvense ssp. alpestre im Kalser Dorfertal

Beitragvon Norbert Griebl » Montag 28. August 2017, 16:52

Liebe Alle!

Bei einer botanischen Wanderung auf den Hafner dieses Wochenende haben wir in Alluvionen nahe des Kölnbreinspeichers auf ca. 1900m Seehöhe auf Kärntner Seite ebenfalls Equisetum arvense subsp. alpestre in reicher Zahl gefunden. Die EFÖLS gibt die Sippe für Kärnten nicht an. In der Neilreichia 1 steht allerdings ein Vermerk von Heiligenblut, allerdings ohne Sammler und Datum (Schneeweiß & al, 2001: 159).
Liebe Grüße
Norbert
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Equisetum.arvense.ssp.alpestre.K-Kölnbreinspeicher.27.Aug.17.JPG
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Je größer ein Mensch ist, desto mehr neigt er dazu, sich vor einer Blume niederzuknien

Oliver Stöhr
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Re: Equisetum arvense ssp. alpestre im Kalser Dorfertal

Beitragvon Oliver Stöhr » Mittwoch 6. September 2017, 20:22

Hallo Norbert!
Bitte entschuldige meine Nachfrage, aber bist du dir bei der Bestimmung der Unterart sicher? Die abgebildeten Pflanzen wirken relativ kräftig und der astlose Endabschnitt des Stängels eher kurz - aber vielleicht täuscht auch das Foto ein wenig. Der Standort wäre sich an sich für diese Sippe gut passend. Allerdings gibt es auch niederliegende und hochsteigende Formen der ssp. arvense. Equisetum arvense ist ja sehr formenreich, was seinerzeit u.a. Milde dazu bewogen hat, etliche Formen/Varietäten zu beschreiben ...
Viele Grüße
Oliver

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Re: Equisetum arvense ssp. alpestre im Kalser Dorfertal

Beitragvon Stefan Lefnaer » Sonntag 17. September 2017, 17:23

Am Ufer des "Landschaftsteichs" bei Hatzenbach (Bezirk Korneuburg, 200 m ü. A.) fand ich heute diesen Acker-Schachtelhalm. Die Pflanzen waren klein, niederliegend, der unverzweigte Abschnitt fast so lang wie der restliche Stängel. Die Äste waren sehr schmal, nur hatten sie meist 4 Rippen, selten 3 oder 5. Es dürfte sich um den gewöhnlichen Equisetum arvense subsp. arvense handeln. Ähnliche Individuen sehe ich öfters in Äckern. Die Abgrenzungsmerkmalen scheinen mir nicht so besonders aussagekräftig zu sein.

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Schöne Grüße
Stefan

Oliver Stöhr
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Re: Equisetum arvense ssp. alpestre im Kalser Dorfertal

Beitragvon Oliver Stöhr » Sonntag 17. September 2017, 21:32

Lieber Stefan,

du hast durchaus Recht - auch in den Tieflagen gibt es Formen von E. arvense, die den Merkmalen nach der ssp. alpestre, die auf die Hochlagen beschränkt ist, ähneln. Die Pflanzen auf deinem Bild schauen aber größer als 15 cm aus, aber ev. täuscht mich das. Auch die Äste scheinen länger als bei den von mir im Dorfertal gesichteten Pflanzen zu sein.

Ich muss gestehen, dass zunächst durchaus skeptisch war, was den Wert der ssp. alpestre betrifft, bis ich dann die Pflanzen in Nord- und Osttirol gesehen habe. Aber der Differenzialmerkmalskomplex ist sicher etwas kritisch ...

Viele Grüße
Oliver

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Re: Equisetum arvense ssp. alpestre im Kalser Dorfertal

Beitragvon Norbert Griebl » Montag 2. Oktober 2017, 16:50

Lieber Oliver!

Nein, ich bin mir nicht sicher (beim Fund vom Kölnbreinspeicher). Ich habe die Sippe noch nie zuvor gefunden und die Abgrenzung zur Nominatform ist ja nicht gerade eindeutig.
LG Norbert
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Re: Equisetum arvense ssp. alpestre im Kalser Dorfertal

Beitragvon Stefan Lefnaer » Sonntag 10. November 2019, 19:35

Hier noch Equisetum arvense cf. subsp. arvense mit Polygonum aviculare-Wuchs, wohl nicht einmal 1cm hoch, aus einer Hollabrunner Schottergrube:

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