Asplenium adiantum-nigrum im Raum Feldkirch - 100 Jahre nicht gefunden oder 100 Jahre nicht gesucht?

= Farnartige Pflanzen, Farnverwandte
Andreas Beiser
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Asplenium adiantum-nigrum im Raum Feldkirch - 100 Jahre nicht gefunden oder 100 Jahre nicht gesucht?

Beitragvon Andreas Beiser » Donnerstag 15. Februar 2024, 21:07

Grüß Euch zusammen,

Asplenium adiantum-nigrum ist in Vorarlberg aus zwei Regionen bekannt - dem Rheintal zwischen Bregenz und Feldkirch, mit Ausläufern auf der Sonnseite des Walgaus und dem Montafon, mit Schwerpunkt in den wärmegetönten, südexponierten Talflanken der Gemeinde Bartholomäberg.

Praktisch alle Fundangaben aus dem Rheintal (i.w.S.) entstammen der "Neuen Uebersicht über die Farn- und Blütenpflanzen von Vorarlberg und Liechtenstein" (Murr, J. 1923-1926) und datieren somit grosso modo in die ersten beiden Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts. Seither liegt für diesen zentralen Talraum nur mehr ein einziger Fund vor, nämlich aus dem mittleren Rheintal (Klaus, Sattelberg - 2008). Im Montafon dahingegen, konnten von den 1980er Jahren bis bis heute mit einer gewissen Regelmäßigkeit Nachweise erbracht werden.

Für den Raum Feldkirch selbst schreibt Murr: " ... nur noch in Spuren am Ardetzenberg ob Levis (Gradl), an einer Felspartie des Göfnerwaldes gegen Hofen (Ks und M), nächst der Tostner Ruine (AI), an allen Stellen der Feldkircher Gegend auf dem dunkeln, xerothermisch wirksamen Gault.". Und ganz generell lautet die Feststellung für die Rheintaler Vorkommen: "gleichwohl bei uns als Relikt öfters gerade an jetzt sehr beschatteten Plätzen."

Es kann also davon ausgegangen werden , dass A. adiantum-nigrum sicherlich einen Bestandesrückgang erlebt hat und so mancher Fundort erloschen ist (alleine schon aufgrund eines Wandels in der Bewirtschaftung der Wälder). Gleichzeitig ist aber auch die Vermutung nicht ganz unberechtigt, dass die fehlenden Nachweise schlichtwegs damit in Verbindung zu bringen sind, dass sich kaum jemals wer auf die Suche nach der sprichwörtlichen "Nadel im Heuhaufen" macht, vor allem in Gebieten in denen eine prinzipiell seltene Art wirklich nur punktuell zu finden ist.

Diesen Schluss ziehe ich daraus, dass mir an einem der bei Murr genannten Fundorte - nämlich jenem am Ardetzenberg ob Levis (erster und mutmasslich letzter dokumentierter Nachweis von Franz Gradl, Lehrer & Kunstmaler, ab 1902 wohnhaft in Feldkirch) - ganz aktuell ein Wiedernachweis gelungen ist, den ich jetzt doch ganz gerne mit Euch teilen möchte.

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... ja wen haben wir denn da ...

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schöne Grüße aus dem Westen!
Andreas
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Oliver Stöhr
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Re: Asplenium adiantum-nigrum im Raum Feldkirch - 100 Jahre nicht gefunden oder 100 Jahre nicht gesucht?

Beitragvon Oliver Stöhr » Samstag 24. Februar 2024, 11:44

Hallo Andreas,

Gratulation zu dieser Wiederentdeckung! Du hast übrigens gute (Farn-)Augen angesichts des "Suchbildes", ob sich die Art dort im Efeu lange halten wird?

Bei Asplenium adianthum-nigrum handelt es sich bei uns in jedem Fall um eine i.d.R. seltene, lokal auftretende Art, die gesucht & gefunden werden will. Auch bei uns in Osttirol habe ich lange Zeit keine Funde machen können bzw. war die Art hier auch nicht bekannt. Erst im Februar 2019 konnten wir die Art - zufälligerweise - finden (siehe: viewtopic.php?f=18&t=1318&p=5392&hilit=Asplenium+adianthum#p5392); inzwischen sind hier drei Wuchsorte bekannt. Auch bei uns sind es in der Regel Einzelstöcke bis höchstens kleine Bestände, die am besten im Winterhalbjahr zu suchen sind, da die Art ja immergrün ist.

In Nordtirol ist die Situation ähnlich, hier hat Konrad Pagitz et al. im Rahmen der Nachsuche für die RL Tirol die Art in Ötz zuletzt lange suchen müssen (sie wurde dort im Jahr 2007 erstmals im Rahmen des Geo-Tages entdeckt), um sie für den Fundort zu bestätigen. In Nordtirol ist zudem nur eine weitere kl. Population bei Lans bekannt.

Viele Grüße
Oliver

Andreas Beiser
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Re: Asplenium adiantum-nigrum im Raum Feldkirch - 100 Jahre nicht gefunden oder 100 Jahre nicht gesucht?

Beitragvon Andreas Beiser » Mittwoch 28. Februar 2024, 23:14

Der Fund hat mich auf alle Fälle sehr gefreut, wobei der Ardetzenberg macht es einem leicht, da sich die potentiellen Wuchsorte über die Geologie & das Gelände relativ einfach & kleinflächig abgrenzen lassen und die historische Fundortangabe eigentlich sehr exakt ist. Schon am Tag darauf habe ich dann übrigens mehr als einen halben Kilometer entfernt - am nördlichen Ende der lokalen Gault-Aufschlusses ein zweites Exemplar gefunden.

liebe Grüße
Andreas

PS: Um das vom Efeu umrankte Exemplar werde ich mich schon kümmern, mit dem Fahrad bin ich in 5 Minuten dort ;)


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