Asplenium trichomanes subspec. pachyrhachis (?) in Vorarlberg

= Farnartige Pflanzen, Farnverwandte
Andreas Beiser
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Asplenium trichomanes subspec. pachyrhachis (?) in Vorarlberg

Beitragvon Andreas Beiser » Mittwoch 21. Februar 2024, 15:18

Hallo zusammen,

Ich möchte gerne folgenden Fund von einem der Rheintaler Inselberge zur Diskussion stellen. Meine Bestimmung des folgenden Exemplars von Asplenium trichomanes ergab die subspec. pachyrhachis. Sofern ihr auch in diese Richtung tendiert bzw. sogar bestätigen könnt, wäre dies der erste (dokumentierte) Nachweis in Vorarlberg.

Freue mich über den ein oder anderen Diskussionsbeitrag & kritische Anmerkungen.

schöne Grüße
Andreas

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Standort: senkrechte bis leicht überhängende, fallweise leicht überrieselte Felswand (Helvetikum, Kalk der Garschella-Formation). Südexponiert, aber in luftfeuchter Waldschlucht und durch umliegenden Buchenwald stark beschattet. Submontane Lage.
Grobansprache: im Gegensatz zur weit verbreiteten (auch an dieser Lokalität) ssp. quadrivalens Fiederblättchen eng dem Fels anliegend & klassisch seesternförmig, Blattspindeln stark brüchig, gebogen. Fiedern bis ca. 10 cm lang.

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Im Folgenden noch ein paar Detailaufnahmen, wobei ich mich vorab schon für die Qualität entschuldige (Smartphone & Binokel/Mikroskop hat halt so seine Grenzen).

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Fiedern bis 7mm lang, teils leicht überlappend, im unteren Bereich mit Öhrchen.

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Drüsenhaare auf Blattunterseite, durchscheinender Hautrand erkennbar.

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Papillen Blattspindel.

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Sporen hellbraun, durchscheinend, zwischen +/- 30-35 (40) µm lang (Abstand Teilstriche Okularskala 5 µm).
Zuletzt geändert von Andreas Beiser am Donnerstag 7. März 2024, 14:25, insgesamt 1-mal geändert.

Oliver Stöhr
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Re: Asplenium trichomanes subspec. pachyrhachis (?) in Vorarlberg

Beitragvon Oliver Stöhr » Sonntag 25. Februar 2024, 10:40

Lieber Andreas,

danke für Mitteilung dieser interessanten Beobachtung.

Aus meiner Sicht kann man hier ssp. inexpectans, ssp. trichomanes und ssp. quadrivalens aufgrund des Habitus, der Fiederchenform und der Sporangienform ausschließen.

Bleiben von den bei uns bekannten Sippen damit nur autotetraploiden Subspezies pachyrhachis und hastatum übrig. Die Zugehörigkeit deiner Pflanze zur ssp. pachyrhachis ist für mich nicht eindeutig, sprechen doch nicht alle Merkmale klar dafür, wie der hyaline Fiederchenrand, der - soweit ich diese Sippe aus OÖ. und Sbg. kenne - doch deutlich akzentuierter ausfallen müsste, oder die Überlappung der Fiederchen, die stärker gegeben sein müsste. Auch besitzt diese Sippe gewöhnlich eine blaugrüne Fiederchen-Farbe, die ich bei deiner Pflanze nicht erkennen kann, und oft deutlicher Kerbungen an den Fiederchen. Gute Fotos von typischer pachyrhachis, die z.T. die blaugrüne Wedelfarbe, die deutlicher gekerbten Fiederchen und die hyalinen Ränder zeigen, sind etwa hier zu finden: https://botanik-bochum.de/web/pflanzenb ... achyrachis

Ich vermute also eher, dass du hier die ssp. hastatum vor dir hast. Dafür würden für mich die weniger überlappenden Fiederchen mit kaum vorhandenen hyalinen Rand, die Fiederchenform, und die im Basalbereich des Wedels geöhrten Fiederchen sprechen. Papillen an den Rhachisflügeln haben beide Unterarten, ebenso passt der Sporendurchmesser für beide. Die Sporen erscheinen m.E. durchaus dunkelbraun, wenn auch nur bedingt "nicht durchscheinend". Etwas sicherförmig sind die Wedel jedenfalls gebogen, ganz seesternartig der Unterlage "anliegend" (wie z.B. in der EFÖLS angeführt) sind sie nicht, zumal doch einzelne Wedel von der Unterlage offenbar abstehen. Aus meiner Erfahrung trifft die EFÖLS-Angabe "Blätter aufsteigend" für hastatum nicht immer zu, durchaus kann die Art auch z.T. der Unterlage anliegen (siehe z.B. das erste Bild her: viewtopic.php?f=18&t=1303&p=5329&hilit=hastatum#p5329).

Soweit in Kürze, vielleicht kannst du meiner Analyse etwas abgewinnen ...

Rezente Angaben der ssp. hastatum aus Vbg. kenne ich übrigens nicht - aber es gibt alte Angaben für var. harovii, die als Synonym dieser Sippe anzusehen ist (vgl.: https://www.zobodat.at/pdf/LBB_0041_2_1677-1755.pdf), bei DTS und Murr. Murr (2023: Neue Übersicht ... , Bd. 1) gibt etwa diese Sippe vom Feldkircher Stadtschrofen an - also quasi vor deiner Haustüre :-)
Bei DTS wird auch eine var. auriculatum aus dem Walsertal (Garsella nach Valentschina) erwähnt, die ev. auch der ssp. hastatum entsprechen könnte.

Viele Grüße aus dem schneeigen Osttirol ins wohl apere Feldkirch
Oliver

Andreas Beiser
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Re: Asplenium trichomanes subspec. pachyrhachis (?) in Vorarlberg

Beitragvon Andreas Beiser » Dienstag 27. Februar 2024, 23:12

Lieber Oliver,

Vielen Dank für Deine umfangreiche Antwort sowie die intensive und kritische Auseinandersetzung mit meinem Fund. Ich gebe ganz offen zu, dass ich bei der Beschäftigung mit diesem ebenfalls sehr stark zwischen pachyrhachis & hastatum hin und her geschwankt bin, zumal doch manche Merkmale eher in die eine oder andere Richtung weisen (bei gleichzeitiger Konsultation der EFÖLS & dem Schlüssel in Kessler & Zenner im Schweizer FernFolio 2/2021).

Eine Sache, die mich u.a. von hastatum abgebracht hat, ist die Beschreibung von dessen Fiedern als dreieckig bis spießförmig (gegenüber dreieckig bis länglich) in der EFÖLS. Zwar können die untersten Fiedern meines Belegs als spiessförmig bezeichnet werden, generell hätte ich dieses Merkmal aber mehr oder weniger auf die gesamte Spreite bezogen und da sind die meisten Fiedern doch als länglich zu bezeichnen. Da sehe ich halt generell einen gewissen Knackpunkt. Diesbezüglich war die Beschreibung in Kessler & Zenner - die von zierlichen Öhrchen sprechen, die in der mittleren bis unteren Blattspreite auftreten können, bedeutend zutreffender. Und was die Farbe der Sporen betrifft, da liesse sich sicherlich trefflich diskutieren. Eines vorweg - als gelb bezeichnen würden wir sie wohl beide nicht ;)

Danke übrigens für den link zum Bochumer Botanischen Verein. Die Seite habe ich auch schon konsultiert - und auch die dortigen Bilder von hastatum brachten mich von einer solchen Zuordnung eigentlich eher ab. Was mir aber generell aufgefallen ist (für beide in Frage kommenden Unterarten) - ist die sehr starke Fiederrandgliederung (Kerben, Zähne, Buchten), die bei meiner Pflanze so einfach nicht gegeben ist.

Wie dem auch sei, Du hast in Sachen Farnbestimmung natürlich den weit größeren Erfahrungsschatz als ich & so vertraue ich gerne auf Dein Urteil. Mir fehlen diesbezüglich sicher noch die Feinheiten in der Formenkenntnis ... aber ich arbeite daran. Das war sicher nicht der letzte Streifenfarn den ich vom Fels kletzeln werde. In ein paar Jahren wissen wir dann genauer, wo im Lande hastatum & vielleicht auch pachyrachis zu finden sind.

viele Grüße!
Andreas


PS.: Die var. harovii & auriculatum sind mir auch schon ins Auge gestochen ... ist immer wieder erstaunlich wie umtriebig die botanischen Forscherkreise in Vorarlberg im Übergang vom 19. zum 20. Jahrhundert waren. Seither klafft da leider eine große Lücke (von Dörr in den Grenzgebieten zum Allgäu und Eschelmüller einmal abgesehen). Das ist auch eine Motivation, mich vermehrt den Farnen zu widmen.

PPS: Der Stadtschrofen liegt vor der Haustür, da hast Du recht. Allerdings befürchte ich, dass in den ohne klettertechnische Hilfsmittel zugänglichen Felsbereichen nicht mehr allzuviel zu finden ist. Da hat sich seit DTS und Murr halt viel verändert ... da ist schon lange eine rege Sportkletterszene unterwegs. Aber die Hoffnung stirbt zuletzt, was jetzt weniger auf ein mögliches Asplenium trichomanes ssp. hastatum zutrifft als viel mehr auf Asplenium fontanum der ja von dort ebenfalls angegeben ist.

Oliver Stöhr
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Re: Asplenium trichomanes subspec. pachyrhachis (?) in Vorarlberg

Beitragvon Oliver Stöhr » Mittwoch 28. Februar 2024, 17:51

Hallo Andreas,

nur ganz kurz noch zu den spiessförmigen Fiedern: Dass diese vorrangig an der Basis der Wedel sitzen und nicht die ganze Spreite einnehmen ist m.E. kein Ausschlussgrund für hastatum. Ich kenne das so bei dieser Art öfters, vermutlich ist das in der EFÖLS nicht optimal formuliert.

Viele Grüße
Oliver

Ps: die var. auriculatum ist laut der Originalbeschreibung der ssp. hastatum von S. Jessen übrigens ein Synonym dieser Sippe.

Andreas Beiser
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Re: Asplenium trichomanes subspec. pachyrhachis (?) in Vorarlberg

Beitragvon Andreas Beiser » Mittwoch 28. Februar 2024, 23:01

Hallo Oliver,
Vielen Dank fürs erste ... die Sache geht auf alle Fälle weiter & werde dann bei Zeiten darüber berichten (bzw. können wir uns dann bei Zeiten vielleicht auch mal persönlich austauschen).

Als kleiner "teaser" vielleicht noch ein Bild von heute Nachmittag ... Gemäuer der Feldkircher Schattenburg ... aus Zeitnot konnte ich nur den verdächtigen "Trichomanen" in der Mitte prüfen und was soll ich sagen, der hat was ;)

beste Grüße!
Andreas

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