Aquatische Neophyten: Azolla cf. filiculoides
- Jürgen Baldinger
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Aquatische Neophyten: Azolla cf. filiculoides
Auf der Donauinsel, in einem ruhigen, eutrophen, Donau-seitigen Seitenarm (etwa auf Höhe des Tritonwassers) fand ich im Dezember 2015 diese kleinen Pflanzen, in Massenbestand. Clemens Pachschwöll war so freundlich, sie zu bestimmen.
Es handelt sich wohl um Azolla filiculoides, einen Neophyten. Im empfehlenswerten Werk "Ökosystem Wien" werden weitere aquatische Neophyten der Wiener Donauauen aufgezählt: Lagarosiphon major, Egeria densa und Vallisneria spiralis scheinen sich im Becken des Donau-Oder-Kanals eingebürgert zu haben, wärmebedürftige Arten wie Cabomba caroliana verschwinden offensichtlich schnell wieder. Falls jemand weitere Funde zu wassergebundenen Neophyten hat, haben wir jetzt ein Thema dafür.
Es handelt sich wohl um Azolla filiculoides, einen Neophyten. Im empfehlenswerten Werk "Ökosystem Wien" werden weitere aquatische Neophyten der Wiener Donauauen aufgezählt: Lagarosiphon major, Egeria densa und Vallisneria spiralis scheinen sich im Becken des Donau-Oder-Kanals eingebürgert zu haben, wärmebedürftige Arten wie Cabomba caroliana verschwinden offensichtlich schnell wieder. Falls jemand weitere Funde zu wassergebundenen Neophyten hat, haben wir jetzt ein Thema dafür.
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"(...) gib ihnen noch zwei südlichere Tage (...)"
- Jürgen Baldinger
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Re: Aquatische Neophyten
Ich habe mir den Bestand heute wieder angesehen und er ist unverändert vorhanden. Um den Fundort noch etwas zu präzisieren: Es handelt sich um ein durch einen Schilfgürtel abgegrenztes und somit strömungsberuhiges Ende eines "Sackgassen"-Seitenarms (jenseits des Schilfgürtels ist der Bestand deutlich geringer).
https://de.wikipedia.org/wiki/Gro%C3%9Fer_Algenfarn
https://www.nobanis.org/globalassets/sp ... loides.pdf
https://de.wikipedia.org/wiki/Gro%C3%9Fer_Algenfarn
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- Jürgen Baldinger
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Re: Aquatische Neophyten
War heute wieder dort, von Azolla filiculoides nichts zu sehen. Die Art soll milde Winter überstehen können. Nachdem es laut ZAMG im Jänner nur vier Frosttage gab, würde ich diesen Winter bisher als mild bezeichnen. Vorhanden waren dafür Spuren von Homo sapiens.
Ein Beleg für den bislang atlantisch geprägten, daher milden Winter übrigens auch das Austreiben von Crataegus cf. monogyna und Rosa sp. beim Tritonwasser unweit des A. filiculoides-Fundortes."(...) gib ihnen noch zwei südlichere Tage (...)"
- Jürgen Baldinger
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Re: Aquatische Neophyten
Aktualisierung:
Auch momentan keine Spur mehr von Azolla filiculoides an diesen Lagunen-haften Nebengewässern der Donau. Die Art warm-temperater bis subtropischer Regionen Nord- und Südamerikas gilt zwar als die frosttoleranteste Azolla-Art (Hussner 2010), bildet aber offenbar selbst in pannonischem Klima bislang keine dauerhaften Populationen aus.
Hussner, A. (2010): NOBANIS – Invasive Alien Species Fact Sheet – Azolla filiculoides. – In: Online Database of the European Network on Invasive Alien Species – NOBANIS http://www.nobanis.org, abgerufen am 24. Nov. 2018
Auch momentan keine Spur mehr von Azolla filiculoides an diesen Lagunen-haften Nebengewässern der Donau. Die Art warm-temperater bis subtropischer Regionen Nord- und Südamerikas gilt zwar als die frosttoleranteste Azolla-Art (Hussner 2010), bildet aber offenbar selbst in pannonischem Klima bislang keine dauerhaften Populationen aus.
Hussner, A. (2010): NOBANIS – Invasive Alien Species Fact Sheet – Azolla filiculoides. – In: Online Database of the European Network on Invasive Alien Species – NOBANIS http://www.nobanis.org, abgerufen am 24. Nov. 2018
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- Jürgen Baldinger
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Re: Aquatische Neophyten
Im Winter 2019 ist Azolla cf. filiculoides an dieser Stelle wieder vorhanden,...
...allerdings mit geringer Abundanz."(...) gib ihnen noch zwei südlichere Tage (...)"
- Jürgen Baldinger
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Re: Aquatische Neophyten: Azolla cf. filiculoides
Update: Zur Zeit ist Ende Gelände für Azolla cf. filiculoides an dieser Stelle; vereinzelt ist Lemna minor vorhanden.
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- Michael Hohla
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Re: Aquatische Neophyten: Azolla cf. filiculoides
Nettes Ambiente! ;-)
- Jürgen Baldinger
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Re: Aquatische Neophyten: Azolla cf. filiculoides
Heute war ich wieder einmal dort, das Vorkommen an der oben beschriebenen Stelle lässt sich nun förmlich an einer Hand abzählen.
Auf der anderen Seite des Röhrichts kommen in strömungsruhigen Ufernischen und lichten Stellen im Seggenried sehr wenige, einzelne Exemplare vor."(...) gib ihnen noch zwei südlichere Tage (...)"
- Jürgen Baldinger
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Re: Aquatische Neophyten: Azolla cf. filiculoides
Hier noch Detailfotos, da ja noch immer nicht klar ist, ob es sich um Azolla filiculoides oder um die ebenfalls in Mitteleuropa vorkommende A. mexicana handelt. Grundsätzlich sind Nomenklatur und Taxonomie der Gattung nach wie vor unsicher, ich halte mich hier an den "Bestimmungsschlüssel für die aquatischen Makrophyten (Gefäßpflanzen, Armleuchteralgen und Moose) in Deutschland" von van de Weyer und Schmidt, 2007. Was meint Ihr dazu?
A. filiculoides: Pflanzen 1 bis 3 (19) cm lang, Blattoberlappen stumpf mit breitem Hautrand und einzelligen Haaren, Haare bis 2,5 mm lang und 0,9 bis 1,4 mm breit, Glochidien ungekammert
A. mexicana: Pflanzen 0,7 bis 1,5 cm lang, Blattoberlappen spitzlich mit schmalem Hautrand und meist zweizelligen Haaren, Haare bis 0,5 mm lang, Glochidien gekammert
einige wenige Haare (noch?) sichtbar, diese deutlich länger als 0,5 mm
Ob die Emergenzen ungekammert sind, kann ich nicht erkennen. Ist dieser Blattrand breit? Die Blattoberlappen würde ich als stumpf ansehen. Dass die Exemplar allesamt kleiner als 1 cm sind, liegt möglicherweise daran, dass es der Pflanze am Fundpunkt nicht sehr gut zu gehen scheint.
A. filiculoides: Pflanzen 1 bis 3 (19) cm lang, Blattoberlappen stumpf mit breitem Hautrand und einzelligen Haaren, Haare bis 2,5 mm lang und 0,9 bis 1,4 mm breit, Glochidien ungekammert
A. mexicana: Pflanzen 0,7 bis 1,5 cm lang, Blattoberlappen spitzlich mit schmalem Hautrand und meist zweizelligen Haaren, Haare bis 0,5 mm lang, Glochidien gekammert
einige wenige Haare (noch?) sichtbar, diese deutlich länger als 0,5 mm
Ob die Emergenzen ungekammert sind, kann ich nicht erkennen. Ist dieser Blattrand breit? Die Blattoberlappen würde ich als stumpf ansehen. Dass die Exemplar allesamt kleiner als 1 cm sind, liegt möglicherweise daran, dass es der Pflanze am Fundpunkt nicht sehr gut zu gehen scheint.
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Re: Aquatische Neophyten: Azolla cf. filiculoides
Hallo Jürgen,
danke für die Bilder. Vorweg: Ich kenne die Azolla-Arten nicht wirklich gut, weiß aber aufgrund aktueller Recherchen zu unserem Neilreichia-Paper, dass die Taxonomie von Azolla wie auch die Artansprache schwierig ist. Die Bestimmung ist v.a. deshalb kritisch, da ein Großteil der Pflanzen keine Sori ausbildet, die für die Bestimmung nötig wären, und die Differenzialmerkmale nur mit starker Vergrößerung zu erkennen sind: Offenbar sollen nur die Sporen und die Papillen auf der "Blättchenunterseite" (einzellig bei filiculoides, zwei oder mehrzellig bei mexicana/caroliniana und neuerdings cristata, s.u.) diagnostisch relevant sein. Daher zweifle ich, dass deine Bilder eine Ansprache zulassen. Vielleicht kannst du dir ja noch die Papillen anschauen?
Zu A. cristata, die Gregor Dietrich übrigens für die Tullnerfeld-Bestände identifiziert (vgl. http://www.flora-austria.at/Docs/VA/201 ... eminar.pdf) hier noch zwei italienische Arbeiten:
Viele Grüße
Oliver
danke für die Bilder. Vorweg: Ich kenne die Azolla-Arten nicht wirklich gut, weiß aber aufgrund aktueller Recherchen zu unserem Neilreichia-Paper, dass die Taxonomie von Azolla wie auch die Artansprache schwierig ist. Die Bestimmung ist v.a. deshalb kritisch, da ein Großteil der Pflanzen keine Sori ausbildet, die für die Bestimmung nötig wären, und die Differenzialmerkmale nur mit starker Vergrößerung zu erkennen sind: Offenbar sollen nur die Sporen und die Papillen auf der "Blättchenunterseite" (einzellig bei filiculoides, zwei oder mehrzellig bei mexicana/caroliniana und neuerdings cristata, s.u.) diagnostisch relevant sein. Daher zweifle ich, dass deine Bilder eine Ansprache zulassen. Vielleicht kannst du dir ja noch die Papillen anschauen?
Zu A. cristata, die Gregor Dietrich übrigens für die Tullnerfeld-Bestände identifiziert (vgl. http://www.flora-austria.at/Docs/VA/201 ... eminar.pdf) hier noch zwei italienische Arbeiten:
- - Lastrucci L., Fiorini G. Lunarid L. & Viciani D. (2019): Herbarium survey on the genus Azolla (Salviniaceae) in Italy: distributive and taxonomic implications. – Plant Biosystems 153 (5): 710-719.
- Bruso G. & Bona E. (2019): Presenza accerta di una specie del gruppo Azolla caroliniana/A. cristata (Salviniaceae, Pteridophyta) recentemente trovata spontaneizzata in Italia. – „Natura Bresciana“ Ann. Mus. Civ. Sc. Nat. Brescia, 2019, 42: 57-62
Viele Grüße
Oliver
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