"Ein Ring sie zu knechten ..."

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Oliver Stöhr
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"Ein Ring sie zu knechten ..."

Beitragvon Oliver Stöhr » Montag 7. Oktober 2019, 20:34

Liebe alle,

sicher kennt ihr alle "Herr der Ringe" und wisst daher auch, was es mit "Grasringen" in Wiesen auf sich hat, oder?

Wie die nachfolgenden Bilder, heute in Debant / Osttirol angefertigt, zeigen handelt es sich dabei um ringförmige Ausbildungen, die etliche Meter Durchmesser erreichen können und gerade bei gemähten Wiesen bzw. Wiesen mit wenig Aufwuchs bereits von weitem landschaftlich wirken. Ich habe mich immer gefragt, um was es sich dabei handelt und und wie diese Ringbildungen zustande kommen.

Einen Teil des Rätsels konnte ich heute lösen und zwar handelt es sich - zumindest bei Fettwiesen - um ringförmige Wuchsanordnungen von Dactylis glomerata, die sich visuell durch sein blaugrünes (dunkleres) Laub von der helleren Wiesenvegetation abhebt. Wie aber diese ringförmige Anordnung dieser Art in der Wiese (bzw. in den Wiesen, ist ja kein Einzelfall) zustande kommt, ist nach wie vor für mich fraglich. Vielleicht hat da wer einen Tipp - dieser jemand ist dann jedenfalls für mich der "Herr der Ringe" ...

A propos Ringe: Es zählt übrigens der olympische Gedanke: dabei sein ist alles!

Viele Grüße
Oliver
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Josef
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Re: "Ein Ring sie zu knechten ..."

Beitragvon Josef » Montag 7. Oktober 2019, 21:05

Hallo Oliver!

Bei diesen Ringen dürfte es sich um sogenannte "Hexenringe" handeln, die auf Pilze zurückzuführen sind. Bei uns in den NÖ-Voralpen gibt es z.B. im April-Mai den "Rasling" (Georgi-Ritterling, Tricholoma georgii), der auf so ringförmigen "Raslingstätten" wächst, die durch das Wachstum von einem Zentrum aus nach aussen entstehen. Auf dem Kreis verändert sich die Vegetation und macht ihn durch unterschiedliche Färbung auch sichtbar, wenn keine Pilz-Fruchtkörper zu sehen sind. Könnte sich vielleicht lohnen, die Stelle im Frühjahr zu besuchen! Es gibt aber auch andere Pilze, die Ringe bilden und nicht genießbar sind.

LG Josef

Oliver Stöhr
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Re: "Ein Ring sie zu knechten ..."

Beitragvon Oliver Stöhr » Montag 7. Oktober 2019, 21:38

Danke Josef, das ist wohl die Lösung; ich kannte Hexenringe schon, habe sie aber nicht mit diesen Ringen in Verbindung gebracht. Interessant ist dass Dactylis glomerata als nährstoffiebende Art offenbar auch fungitolerant ist.
Viele Grüße
Oliver

kurt nadler
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Re: "Ein Ring sie zu knechten ..."

Beitragvon kurt nadler » Dienstag 8. Oktober 2019, 22:54

in prellenkirchen sinds der nelkenschwindling und wiesenchampignon, die auch tw. luftbildsichtbare "nitro"-ringe im grasland erzeugen, derzeit ist der nelkenschwindling grad essfertig.

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Josef
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Re: "Ein Ring sie zu knechten ..."

Beitragvon Josef » Dienstag 1. Dezember 2020, 19:43

Hallo!
Wohl auf Grund des feuchten und bis vor kurzem noch recht milden Herbstwetters kann man auf den Höhen um Lilienfeld/NÖ derzeit zahlreiche "Hexenringe" finden. Ein besonders großes ( gut 25 m Durchmesser) und schönes Beispiel möchte ich euch nicht vorenthalten! Die Pilze spezifisch zu bestimmen, ist mir bisher noch nicht gelungen, sie waren auch nicht mehr ganz frisch, was die Sache leider erschwert. Im "123Pilzforum" erhielt ich mehrere Vorschläge: Leucopaxillus gigas (Riesen-Krempentrichterling), Lepista sp. (Rötelritterlinge), Infundibulicybe geotropa (Mönchskopf), der letztere scheint mir am ehesten zu passen. Jedenfalls ein faszinierender Anblick!

LG Josef, "Herr der Ringe"
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kurt nadler
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Re: "Ein Ring sie zu knechten ..."

Beitragvon kurt nadler » Dienstag 1. Dezember 2020, 21:39

danke für die schönen fotos.

detto gibts das thema (beiläufig) in https://www.zobodat.at/pdf/STAPFIA_0111_0161-0205.pdf, seite 164 links unten (heuer konnten wir im ortspark noch eine weitere ringbildende chamgignon-art nachweisen) sowie abbildungen 9 und 81, wo man die - leider fragmentierten - ringe erkennen kann. viel schönere ergebnisse findet ihr in https://www.google.com/search?q=hexenri ... 5&dpr=2.61.

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Re: "Ein Ring sie zu knechten ..."

Beitragvon 2045 » Mittwoch 2. Dezember 2020, 12:29

Hallo Josef!

Wunderschöner Hexenring. Sehen aus wie Infundibulicybe geotropa (Mönchskopf), beim mittleren Bild glaube ich sogar die charakteristischen Buckeln/Nippeln im Zentrum der Hutoberfläche zu erkennen. Bei extrem großen und älteren Exemplaren fehlt dieses Kennzeichen aber auch manchmal, wie wir heuer selbst gesehen haben. Ich kenne den Mönchskopf im Wienerwald nur aus Waldbereichen, wir haben halt leider bei uns nur selten so schöne und gute Wiesen wie bei Euch in Lilienfeld.

Der tritt aber auch bei uns im Wienerwald teilweise in riesigen Mengen auf - siehe Bilder von heuer aus dem Bereich Gemeinde Wienerwald.

Vielleicht willst du diesen Pilz (und andere auch?) im Pilzfinder einstellen. Der läuft unter der Führung der Uni Wien/ Botanisches Institut und wird fachlich von der österreichischen Pilzexpertin Frau Greilhuber geleitet, die dort auch viel Bestimmungshilfe bietet. Und mit jeder Meldung wird der Wissenstand der österreichischen Pilze vergrößert.
Der Raum Lilienfeld ist dort derzeit sehr spärlich vertreten, würde mich freuen Dich im Pilzfinder auch zu treffen.
Pilzwissen wäre bei Dir ja jede Menge vorhanden.
Deine ganz persönlichen Speisepilzplätzchen musst Du ja nicht preisgeben!

Pilzfinderlink:
https://www.univie.ac.at/oemykges/pilzfinder-at/

Plausibilisierte Meldungen gelangen dann beim nächsten Update in die Datenbank der Pilze Österreichs.
Pilzdatenbanklink
Dort kann man für jeden Pilz den derzeitigen Verbreitungsstand (letzte Einspielung) ansehen, einfach z.B. Mönchskopf eingeben und Du siehst seine bisherigen Verbreitungspunkte. Im Raum Lilienfeld ist da nicht viel los.

http://austria.mykodata.net/

LG Markus
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Re: "Ein Ring sie zu knechten ..."

Beitragvon kurt nadler » Mittwoch 2. Dezember 2020, 14:39

Hallo Markus!

Bilden manche Pilze auch im Wald Ringe? Könnte am untren Foto ja so angedeutet sein, oder?

Danke im Voraus!

P.S.: Ja, Pilze wären superinteressant. Mach ich aber wohl erst im nächsten Leben ...

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Re: "Ein Ring sie zu knechten ..."

Beitragvon Hermann Falkner » Mittwoch 2. Dezember 2020, 16:11

Ja klar, die kanns auch im Wald geben - dort halt oft nicht so gut erkennbar (zB in dichtem Unterholz).
Auch der Parasol macht übrigens gern Hexenringe.

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Re: "Ein Ring sie zu knechten ..."

Beitragvon kurt nadler » Mittwoch 2. Dezember 2020, 19:41

Ja, da war wohl mein Abstraktionsvermögen nie so richtig im Einsatz! Andererseits stelle ich mir die Baumwurzelsymbiosen im Wald anders vor als einen rauswellenden Hyphenring. Wirds aber wohl Vielfalt der Wuchsformen geben ...


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